Startseite
16.09.2013
LuK Bühl: CHAKU CHAKU - Seltsame Auswüchse in Bühl

Werden in Bühl bald Rucksäcke für die Mitarbeiter zum Teiletransport ausgegeben?

Was ist „Chaku Chaku“
 „Chaku Chaku“ steht im Zusammenhang der zunächst in Japan entwickelten Modelle der Produktionsorganisation. Unter dem Toyota-Prinzip wurden in der Produktion verschiedenste Arbeitsorganisationsmodelle, wie Kaizen, 5-S-Methode, Chaku Chaku, KVP, One Piece Flow und viele andere eingeführt. Alle diese Modelle haben das Ziel, die Produktion zu verschlanken und die Produktivität zu steigern. Häufig geschieht dies zu Lasten der Belegschaft, die immer schneller und flexibler arbeiten muss.


Eintönige, entwertete Arbeit statt Humanisierung der Arbeit
Für die betroffenen Beschäftigten bedeutet Chaku-Chaku in der ursprünglichen Form: eintönige Tätigkeiten mit permanentem Stehen oder Gehen. Es zählt allein die wertschöpfende Tätigkeit am Produkt. Der/die Mitarbeiter/in ist Anhängel der Maschinen, ist einseitig belastet, kann die einseitige Belastung nicht ausgleichen und hat kaum Freiräume, keine Entscheidungsspielräume.
Solche Arbeitsplätze fördern nicht die Persönlichkeit und sind nicht alters- und alternsgerecht. Auf längere Sicht gehen Fähigkeiten verloren, etwa die Kompetenz, Neues zu lernen. Fähigkeiten und Kreativität werden verschwendet. Außerdem besteht die reale Gefahr, dass das Entgelt durch Abgruppierung abgesenkt wird.

Chaku Chaku in Bussmatten
Am 03.09.2013 war eine Delegation der Geschäftsleitung nebst einem KAIZEN Verantwortlichen der mit der Umsetzung und Planung des „TOYOTA Produktionssystems“ betraut ist im Werk Bussmatten um einen „Chaku Chaku“ Arbeitsplatz zu besichtigen. Es handelt sich hierbei um den Bereich Ausrücker in LAPA Bussmatten.
Dort fiel dem KAIZEN Verantwortlichen ein Arbeitsschritt auf der eingespart werden sollte. Nachdem verschiedene Optionen erörtert wurden entschied man sich für eine Maßnahme die aus Sicht der Geschäftsleitung die geringsten Kosten verursacht. Es wurde beschlossen den Arbeitsschritt der einen zusätzlichen Schritt der Mitarbeiterin erfordert entfallen zu lassen indem man das Betreffende Bauteil das zum Schluss des Arbeitsganges gebraucht wird, der Mitarbeiterin mittels einem Clip oder Holster an die Hose abringt. In aller Eile wurde ein geeigneter Clip konstruiert und eingesetzt. Als man dann am darauffolgenden Tag feststellte das durch das Teilegewicht die Hose der Mitarbeiterin zu rutschen begann besorgte man einen Gürtel um den Clip anzubringen.


Was tun die IG Metall Betriebsräte und Vertrauensleute?
Über die vom Arbeitgeber durchgeführten Maßnahmen wurden die IG Metall Betriebsräte und Vertrauensleute erst nach der Umsetzung der Maßnahme von den betroffenen Mitarbeiterinnen informiert. Die Schritte wurden dokumentiert und im LuK BR-Gremium besprochen. Klare Position der IG Metall BR und Vertrauensleute gegen diese Maßnahme. Es kann nicht sein das Mitarbeiter Teile am Körper tragen. Absolut indiskutabel.
Es wurde seitens der IG Metall BR versucht den schon entstandenen Schaden zu begrenzen indem Vorgeschlagen wurde ein kurzes Band zu installieren womit das Bauteil zum letzten Arbeitsschritt transportiert werden kann. Dies wurde aus „Kostengründen“ seitens des AG abgelehnt.
Aus unserer Sicht handelt es sich hierbei um eine Änderung von „Arbeitsverfahren und Arbeitsabläufen“ nach §90 BetrVG, und der AG hätte hier den Betriebsrat vor Einführung der Maßnahmen unterrichten müssen damit Vorschläge und Bedenken des Betriebsrats bei der Planung berücksichtigt werden können.

 

Warum wollen die Unabhängigen die betroffenen Mitarbeiterinnen nicht unterstützen?
Die Mehrheit der BR (unabhängige) sehen derzeit „keinen Handlungsbedarf“ sowie keinen Eingriff in den Arbeitsablauf nach § 90 BetrVG!
Die notwendige Mehrheit im LuK BR kann somit nicht erreicht werden um Sofortmaßnahmen zum Schutz der betroffenen Mitarbeiterinnen einzuleiten.

 

Die Vertrauensleute Fragen: „Was soll noch mit Chaku Chaku umgesetzt werden“?

  • Werden wir dann Bald Rucksäcke bekommen um die fertigen Teile zum Kunden zu liefern weil wir sowieso gerade in die Richtung fahren?
  • Wird der Mitarbeiter hier bald zum Lastenesel gemacht?
  • Ist das die Wertschätzung die Mitarbeiter bei LuK erhalten?
  • Wird der Mitarbeiter bei Schaeffler-LuK zum Multifunktionellen Produnktions- und Transportmittel umfunktioniert?
  • Wie geht es weiter wenn Mitarbeiter schon Teile an den Körper gehängt bekommen?
  • Betriebsräte haben über den "Grundsatz der Menschengerechten gestaltung der Arbeit" wie es der Gesetzgeber definiert, zu wachen! Wo und wann ist die Grenze überschritten, wo man nicht mehr von „menschengerechter Gestaltung der Arbeit“ sprechen kann?

 

Wie sehen wir als Vertrauensleute und IG Metall BR Chaku-Chaku
Vor allem in der aktuellen Situation in Bußmatten sehen wir eine weitere „Entwertung“ der Arbeit und befürchten noch stärkere Auswüchse dieser Produktionsmethode wenn wir uns nicht gemeinsam dagegen stellen. Als Betriebsräte und Gewerkschafter sollten wir uns gegen die Einführung des Arbeitsorganisationsmodelles Chaku Chaku stellen, da dieses System negative Auswirkungen auf die Gesundheit, die Entlohnung und auch auf die Zukunftsfähigkeit und damit auf die Standortsicherheit haben kann. Es gibt hierzu Alternativen, die besser für unsere Kolleginnen und Kollegen und für die Zukunftsfähigkeit unserer Arbeitsplätze sind, wie zum Beispiel die Gruppenarbeit. Wenn Chaku Chaku nicht verhindert werden kann oder schon eingeführt wurde, sehen wir drei wesentliche Forderungen zur Gestaltung des Systems:

  • Abwechslungsreiche Tätigkeiten: Lieber mehrere verschiedene Tätigkeiten in der Chaku-Chaku-Linie als den ganzen Tag ein und dieselbe Tätigkeit.
  • Ausreichende Erholungspausen.
  • Vernünftige Arbeitsplatzgestaltung (ausreichende Beleuchtung und Belüftung. Geh- und Stehhilfen, abwechslungsreiche Körperhaltungen).

Über oben stehenden Link kann ein Film angesehen werden der verdeutlicht um was es bei "Chaku Chaku" geht.

 

 

 

Druckansicht