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03.02.2023
Von: IGM, AC
Tarifvertrag in der Windkraft

Zehn Stunden oder mehr auf einem 160 Meter hohen Windmast, ohne Pause, ohne Klo – ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld - und kaum Lohnerhöhungen in den letzten Jahren.

Foto: Agnes Conrad.

Seit dem 7. November streiken die Servicetechniker*innen beim Windkraftanlagenbauer Vestas für einen Tarifvertrag. Sie haben sich gewerkschaftlich organisiert und fordern Nachhaltigkeit: nicht nur ökologisch, sondern auch anhand sozialer Arbeitsbedingungen. Doch das Management des dänischen Weltmarktführers weigert sich, mit der IG Metall zu verhandeln. Dabei sucht Vestas jetzt schon händeringend Fachkräfte. Wer soll die 15.000 Windräder für die Energiewende bis 2030 installieren und warten? Letztes Jahr kamen gerade einmal 344 Windräder dazu. Ohne Fachkräfte bringt auch das neue „Wind-an-Land-Gesetz“ wenig.

Vor zehn Jahren waren die Gehälter bei Vestas noch vergleichsweise gut. Doch seither hat sich wenig beim Entgelt getan. Zudem spart Vestas an allen Ecken. Immer öfter werden Beschäftigte in andere Regionen entsandt, um Löcher zu stopfen, weil das Personal fehlt.

„Nur gemeinsam und mit Tarifverträgen werden wir die Energiewende voranbringen. Das muss die Geschäftsführung von Vestas endlich einsehen“, forderte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Wer – wie der dänische Windanlagenhersteller – für soziale und nachhaltige Werte in der Öffentlichkeit stehen will, muss den Weg für regelmäßige Tarifsteigerungen, Sonderzahlungen und Altersteilzeit freimachen.“

33 Streiktage in drei Monaten haben bereits zu Verzögerungen bei der Inbetriebnahme neuer Windräder geführt, die Störungen häufen sich und das Unternehmen muss Strafen zahlen: trotzdem hat sich die Arbeitgeberseite bisher noch nicht zu Verhandlungen bereiterklärt. „Der starke Wille der Kolleginnen und Kollegen ist beeindruckend“, erklärt Martin Bitter, Geschäftsführer der IG Metall Rendsburg und Verhandlungsführer bei Vestas. „Auch nach Wochen steht der Streik. Die Auswirkungen sind für das Unternehmen immer stärker zu spüren.“

Dass Windkraft mit Tarif geht, zeigt gerade der Offshore-Windparkbetreiber Ørsted (auch dänisch), der nun Tarifverhandlungen mit der IG Metall aufgenommen hat. Auch hier haben Beschäftigte und IG Metall mit Aktionen Druck gemacht und am 1. November der Geschäftsführung in Norddeich/Ostfriesland ihre Forderungen übergeben. Sie wollen bessere Arbeitsbedingungen, vor allem für die Beschäftigten auf Offshore-Windrädern, die auf Arbeitsschiffen arbeiten, leben und schlafen. Ørsted betreibt vier Offshore-Windparks in Deutschland und will dieses Jahr zwei weitere bauen. Die ersten beiden Verhandlungsrunden verliefen konstruktiv, erklärt Henrik Köller von der IG Metall Emden. „Beide Seiten sind sich einig, dass ein Tarifvertrag Ørsted in die Zukunft hilft. Es wird einen Tarifvertrag geben.“

Doch Vestas zaudert weiter. Dabei hat das Unternehmen in anderen Ländern bereits Tarifverträge beschlossen und die Arbeitsbedingungen verbessert.

Die Streikenden bei Vestas können jedenfalls jede Unterstützung gebrauchen. Mehr Windkraft in Deutschland auch zur Erreichung der Klimaziele wird auf lange Sicht nur mit Tarifvertrag möglich sein. Auch für Schaeffler ist der Ausbau der Windkraftanlagen interessant: viele Windräder weltweit werden mit Schaeffler-Lagern betrieben. Wer die Streikenden unterstützen möchte, kann das hier tun:

IG Metall
DE 23 5005 0000 0000 0010 40
Solidaritäts-Konto Vestas

 

 

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