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19.04.2007
Gewerkschaftsabwehr als Dienstleistung

Wolfgang Müller beleuchtet die AUB-Affäre einmal aus einem neuen Blickwinkel: Sind das Entstehen und die Entwicklung der AUB ganz pragmatisch als Dienstleistung der besonderen Art einzustufen?

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In einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Rundschau" vom Donnerstag geht Müller, der mehrere Jahre das Siemens-Team der IG Metall leitete, als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des Unternehmen saß und nun die Schaeffler KG betreut, der Frage nach, ob die aktuelle Affäre um Schmiergeld-zahlungen nicht ursprünglich einmal mit einer schlichten Geschäftsidee begann: "Viele Unternehmen haben Angst vor Gewerkschaften. Deshalb bot Schelsky Siemens und anderen Unternehmen die Abwehr von Gewerkschaften als Dienstleistung an. Vielleicht hat er die Leistung erbracht und sich den Service gut bezahlen lassen. Ob die Finanzströme legal waren, wird die Justiz hoffentlich bald klären."

 Für diese These gibt es einige Argumente, wie Müller ausführt: "Die AUB hat versucht, den Einfluss der Gewerkschaften bei Siemens zu verringern. Die Vereinigung grenzt sich nicht von Arbeitgebern ab, sondern von Gewerkschaften. Sie präsentiert sich als 'Alternative zu den traditionellen Gewerkschaften'. Und sie will Streiks überflüssig machen. Damit wendet sich die AUB gegen das einzige Druckmittel, das Beschäftigte haben, um ihre Interessen durchzusetzen. Die AUB-Philosophie lautet: Vorrang haben die Interessen des Unternehmens. Politisch betrachtet ist sie damit keine Arbeitnehmer-Organisation."

 Unter diesem Aspekt präsentiert sich die Verbindung zwischen Siemens und der AUB als eine deutsche Spielart des in den USA ganz legal und weit verbreitet betriebenen "Union Busting". Das Problem bei der Sache, mit dem die mutmaßlichen Verflechtungen zwischen der AUB und Siemens nun zur Affäre werden: "Nach den deutschen Gesetzen muss sich ein Unternehmen aus den Betriebsratswahlen heraushalten. Und die Begünstigung oder Benachteiligung einzelner Betriebsratsmitglieder steht unter Strafe. Man kann gespannt sein, ob die Justiz den Fall AUB nutzt, um die Unabhängigkeit der Betriebsräte gegenüber der Unternehmensspitze zu stärken und dem 'union-busting' nach dem Modell AUB Grenzen zu ziehen."

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==> Zum vollständigen Artikel "Scheinheilige Arbeitnehmer-Vertreter" in der "Frankfurter Rundschau" vom 19. April 2007.

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