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12.12.2014
Tarifflucht verhindert - Europäisches Distributionszentrum (EDZ) wird in Kitzingen gebaut

Tarifverhandlungen für das EDZ der Schaeffler Gruppe abgeschlossen, Vorstand der Schaeffler AG entscheidet gegen Schweinfurt

EDZ Mitte

Standortentscheidung EDZ Mitte

  • Kitzingen wird Logistikstandort EDZ Mitte mit ca. 250 Mitarbeitern
  • Grundlage für den Ergänzungstarifvertrag ist der Flächentarifvertrag der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie. 37,5 Stunden Wochenarbeitszeit ohne Entgeltausgleich. Stufenweise Rückführung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden ab 57 Lebensjahren. Durchschnittliches Leistungsentgelt von 10 %. Erweiterter Flexibilitätsrahmen für spezielle Logistikanforderungen.
  • Besitzstandsausgleich durch Einmalzahlung.
  • Übernahme von Leiharbeitern der Qualifizierungs- und Beschäftigungs GmbH

Das Management von Schaeffler arbeitet seit Jahren an einem neuen Logistikkonzept für die Industriekunden. Mit Distributionszentren sollen die Abnehmer in kürzerer Zeit und zuverlässiger beliefert werden. Belegschaftsvertreter und Mitarbeiter unterstützen diese Zielsetzung, weil das Unternehmen besser am Markt positioniert sein wird und Arbeitsplätze im Unternehmen sicherer werden.

Abhängig von wirtschaftlicher und technischer Machbarkeit prüfte das Schaeffler-Management Schweinfurt-Maintal als "idealen Standort". Betriebsrat und IG Metall setzten sich entschieden für Schweinfurt ein. In Abwägung der Investitionsrisiken, entschied sich der Vorstand jetzt für das ehemalige US-Army-Gelände in Kitzingen.

Mit dem neuen EDZ Mitte ist die Schließung des heutigen Lager- und Verteilzentrums (LVZ, ca. 300 Mitarbeiter) 2017/2018 verbunden. Die Gebäude sollen als Versorgungslager mit rd. 80 Mitarbeitern genutzt werden.

Unabhängig von der Standortentscheidung, wurden die tariflichen Bedingungen verhandelt.

Die von den IG Metall-Mitgliedern im Lager- und Verteilzentrum gewählte Tarifkommission empfahl der IG Metall-Bezirksleitung in München die Annahme des jetzt abgeschlossenen Tarifvertrages. Nach mehrtägigen Verhandlungen, drei Abteilungsversammlungen und einem Spitzengespräch zwischen IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler und Schaeffler-Vorstandsvorsitzenden Klaus Rosenfeld gibt es eine Einigung.

Die Betreibergesellschaft des EDZ Mitte wird dem Verein der bayerischen Metallindustrie beitreten. Damit gilt grundsätzlich der Flächentarifvertrag. Ergänzend werden für die besonderen Anforderungen der Logistik abweichende Regelungen getroffen. Der Ergänzungstarifvertrag kann frühestens in 5 Jahren gekündigt werden und entfaltet Nachwirkung.

Die durchschnittliche Leistungszulage beträgt 10 %.

Für die besonderen Anforderungen des Logistikzentrums wird eine erweiterte flexible Betriebsnutzungszeit von sechs Tagen in der Woche vereinbart. In Schichtmodellen wird die Arbeitszeit ungleichmäßig verteilt. Mitarbeiter, die ab 2018 in das neue Distributionszentrum wechseln, erhalten einen Besitzstandsausgleich in Form einer Einmalzahlung und Fahrtkosten.

Aus Sicht der IG Metall bewertet Barbara Resch, 2. Bevollmächtigte IG Metall Schweinfurt, das Ergebnis als Erfolg. "Es ist den Mitgliedern der IG Metall zu verdanken, dass wir mit ihrer Unterstützung Tarifflucht verhindern konnten."

In der Metallindustrie ist das Outsourcing der Logistikaktivitäten ein lukratives Geschäftsmodell. Spezielle Anbieter drängen mit den niedrigen Bedingungen des Speditionstarifvertrages in die Wertschöpfungskette der Metallindustrie. Jürgen Wechsler, IG Metall-Bezirksleiter, bewertet deshalb die abgeschlossene Vereinbarung als "wichtigen Meilenstein in der Verteidigung unserer hohen Tarifstandards in der IG Metall."

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Lager- und Verteilzentrum, die in der Qualifizierungs- und Beschäftigungs GmbH beschäftigt sind, erhalten eine Übernahmezusage in die Schaeffler Technologies.

Norbert Lenhard, Vorsitzender des Betriebsrates Schweinfurt, sagte zum Verhandlungsergebnis: "Mit diesen Tarifvereinbarungen haben wir einen vertretbaren Kompromiss gefunden, der den Mitarbeitern das Einkommen sichert und neuen Mitarbeitern des EDZ Mitte attraktive Arbeitsplätze bietet. Über die Standortentscheidung gegen Schweinfurt sind wir gemeinsam mit den Mitarbeitern enttäuscht", so Lenhard weiter. "Die zusätzliche Fahrtstrecke ist vielen Mitarbeitern nicht zumutbar. Das macht sozialverträgliche Lösungen im Übergang ins neue EDZ Mitte schwieriger."

Betriebsrat und IG Metall werden sich weiter für die Belange der betroffenen Mitarbeiter einsetzen.

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