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18.12.2014
Wuppertal: Betriebsversammlung mit Rückblick des Betriebsrates auf bewegte 12 Monate in 2014

Am Ende des Jahre schaut der Betriebsrat zurück, was am Standort Wuppertal in den letzten 12 Monaten alles passiert ist.

Im Dezember 2013 haben wir nach langen und schwierigen Verhandlungen den Interessenausgleich abgeschlossen. Dieser ist aus dem vorher ausgehandelten Eckpunktepapier entstanden.

In diesem Interessenausgleich sind all die Maßnahmen ausführlich beschrieben, die in den Eckpunkten festgehalten wurden.


Überschrieben ist dieses Eckpunktepapier mit der

„strategischen Neuausrichtung des Standortes Wuppertal“

, was eine "nette" Umschreibung für die Restrukturierung ist, die am Standort damit in Gang gesetzt wurde.


Den Beginn dieser Neuausrichtung haben wir Betriebsräte noch deutlich vor Augen. Es begann mit der „Rennerprämie“. Mit dieser haben schon über einhundert langjährige Kollegen den Standort Wuppertal " freiwillig" verlassen und gipfelte dann in den über 70 Entlassungen im Januar 2014, die über die sogenannte abgestimmte Namensliste abgewickelt wurden.

Für uns Betriebsrätinnen und Betriebsräte haben diese Abläufe im Dezember 2013 viele schlaflose Nächte und Bauchschmerzen bedeutet, weil wir schon vor Weihnachten wussten wer gehen muss.

Als im Januar schließlich die Kündigungen ausgesprochen wurden lagen bei allen Beteiligten die Nerven blank. Wir wünschen uns und allen Beschäftigten, dass wir so etwas nie wieder durchmachen müssen.

Aber dieser Personalabbau war ja nur ein Punkt von Vielen im Interessenausgleich und somit nur der Anfang.

Denn es ist natürlich nicht damit getan, einfach die Anzahl der Menschen zu reduzieren, wenn sich sonst nichts im Werk verändert.

Das bringt uns zu dem, was uns aus dem Interessenausgleich das ganze letzte Jahr, nach dem ersten Schock durch die Entlassungen beschäftigt hat.


Die „Anlage 3 – Zukunftskonzept“.


Hier sind neben den Entlassungen, die ganz oben stehen, all die Maßnahmen beschrieben, die das Werk Wuppertal ergreifen soll, um die nötigen Einsparungen für die Zukunft zu bringen, um in der Schaeffler Welt überleben zu können.

Der Abschluss des Interessenausgleiches und damit des Zukunftskonzeptes ist jetzt genau ein Jahr her und seitdem ist hier im Werk Wuppertal viel passiert.


Werfen wir mal einen Blick darauf, was im Zukunftskonzept festgehalten wurde und was bisher so geschehen ist.

Der erste Punkt heißt „Personalkostenreduzierung“.


Hier steht sinngemäß, dass zur Vermeidung weiterer Kündigungen 4 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden müssen. Zwei Millionen bereits in 2014, obwohl noch nicht alle Maßnahmen greifen konnten. Um diese 4 Millionen Euro pro Jahr einsparen zu können wurden verschiedene Maßnahmen festgeschrieben.
Als erstes wurden alle noch vorhandenen übertariflichen Leistungen gekündigt.
Dies waren übertarifliche Schichtzulagen, die sogenannte Lohnsäule 7, die Antrittsprämie,  die Einstellerzulage und freiwillige Verdienstsicherungen.

Darauf gehen wir im Einzelnen nicht näher ein, denn die Kolleginnen und Kollegen, die betroffen sind, wissen sehr genau Bescheid was gemeint ist.
Auch unsere AT-Mitarbeiter mussten einen Beitrag von 100.000,- Euro in 2014 und 50.000,- Euro in den folgenden Jahren leisten. Das klingt jetzt nicht so bombastisch viel, aber es sind ja auch nicht so viele Menschen, auf die sich diese Summe verteilt.

Der nächste Punkt im Zukunftskonzept heißt Einführung eines neuen Prämienentgeltsystems“.


Dahinter verbirgt sich der Hauptpunkt für die geforderte Gesamteinsparung. Die Einsparung von 600.000,- Euro noch im Jahr 2014 und später 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Die Verhandlungen hierzu sollten eigentlich schon zum 1.7.2014 abgeschlossen sein, damit die Einsparung dieses Jahr in der vereinbarten Höhe zum tragen kommen. Das hat so nicht funktioniert, dafür hat der Arbeitgeber zum 1.9.2014 die alten Prämien auf 12,5% reduziert.

Hierzu eine Erklärung des Vorgangs:
In den Eckpunkten ist vereinbart, dass dieses Jahr noch 600.000,- Euro eingespart werden müssen, um nicht weitere Menschen entlassen zu müssen. Kurz vor knapp wurde festgestellt, dass Arbeitgeber und Betriebsrat es nicht schaffen zum 1.7.2014 eine neue Prämienbetriebsvereinbarung abzuschließen. Damit sahen sich beide Parteien, gezwungen eine Übergangslösung zu finden, welche die Einsparung trotzdem bringt.

Man war sich schnell einig, dass erst mal bis Ende des Jahres eine Durchschnittsprämie gezahlt werden soll. Nur über die Höhe war man sich ganz und gar nicht einig.
Für den Betriebsrat war die Schmerzgrenze für eine Laufzeit von 6 Monaten, also Juli bis Dezember bei 15% im Durchschnitt. Grundlage für die 15% war eine Berechnung der Einsparung bei den Personalkosten vom 30.09.2013, wie im Eckpunktepapier vermerkt.

Aber der Arbeitgeber hat sich einen Durchschnitt von maximal 10% vorgestellt um auf die Einsparungssumme zu kommen, weil er mit den aktuellen Personalkosten gerechnet hat.


Die Einigung hat einige Gespräche und eine Vertrauensleuteversammlung gekostet. Letztendlich mussten wir uns auf den Kompromiss von 12,5% ab September 2014 als Übergangslösung einlassen.


Viele Kollegen aus der Produktion verlieren durch die neue Prämie erheblich Geld. Das war schon vorher klar, denn wie sollte sonst eine Einsparung von 600.000,- Euro in einem halben Jahr zusammen kommen.

Aber die Lasten sind nicht gleichmäßig verteilt. All die Kollegen, welche bei uns in der Großlagerfertigung mal Akkord gemacht haben, sind besonders stark betroffen.


Das ist auch der Grund, warum wir als Betriebsrat diesen seinerzeit eingefrorenen Zustand nie versucht haben wirklich zu ändern. Aber jetzt hat sich die Gesamtsituation am Standort Wuppertal so verschlechtert, dass leider auch diese Themen angegangen werden müssen.

Uns gefällt es nicht, dass Kolleginnen und Kollegen Geld verlieren, aber wir sind froh, wenn wir am Ende eine Prämie haben, die auch diesen Namen verdient. Auch wenn die Verhandlungen mal wieder mit vielen Rückschlägen für uns zu Ende gegangen sind, glauben wir nicht, dass es ein schlechtes Ergebnis ist.

Ein weiterer Punkt im Eckpunktepapier heißt „Eingruppierung (Projekt 2015)“.

Dahinter verbirgt sich die ewige Diskussion darüber, dass wir am Standort Wuppertal laut Arbeitgeber zu viel Geld verdienen.

Und es bedeutet für 2015, dass eine Überprüfung der bestehenden tariflichen Eingruppierung erfolgen wird. Im Eckpunktepapier steht, dass diese Überprüfung gemeinsam von Arbeitgeber und Betriebsrat durchgeführt wird. Wie das ganze ablaufen wird, muss noch festgelegt werden. Aber klar ist, dass unsere Vorstellungen von einer richtigen Eingruppierung nach ERA sehr stark auseinander gehen.

Der nächste Punkt in Anlage 3 heißt „Nachhaltige kennzahlengesteuerte Ausrichtung des Standortes“.


Da geht’s um die ganzen Zahlen, die ja in Wuppertal nicht stimmen. Das Verhältnis von Personalkosten an unserem Produkt und das Verhältnis von produzierenden Mitarbeitern zu „Büroleuten“, also Direkte zu Indirekten.

Außerdem sind hier die oft erwähnten QKL-Ziele gemeint. Darauf gehen wir hier nicht ins Detail ein. Es sei nur soviel gesagt, dass Herr Lenhart auf der Betriebsversammlung deutlich seinen Unmut zu den Zahlen kundgetan hat und wir leider immer noch weit von den gesetzten Unternehmenszielen entfernt sind. Auch wenn wir deutlich besser als im Jahr 2013 dastehen.

Dann kommt unser Lieblingspunkt, neben der Prämie, „Flexible Arbeitszeit- und Einsatzplanung“.


Diese Betriebsvereinbarung ist bereits seit einiger Zeit abgeschlossen und fast alle Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion sind davon betroffen. Der ursprüngliche Gedanke von Herrn Lenhart, hiermit die Spitzen nach oben und unten in der Fertigung ausgleichen zu können, wurde wohl leider zu Beginn etwas missverstanden. Zunächst wurde die Flexizeit in vielen Bereichen erst mal so genutzt, dass nur Stunden aufgebaut wurden. Den Betriebsrat erreichte sogar häufig die Rückmeldung, dass es aus Sicht der Kolleginnen und Kollegen nicht genug in dieser Zusatzzeit zu tun gab, um sie zu rechtfertigen.


So stiegen die vereinbarten Ampelkonten unerwünscht stark an.

Ob die Flexizeit so eingesetzt wird, wie es für die Firma gut ist, können wir als Betriebsrat leider nicht beurteilen, aber sie wird sicherlich nicht so eingesetzt, dass er für die Beschäftigten gut ist.


Wir würden uns an dieser Stelle über eine funktionierende Teamleiterstruktur freuen, bei der die Teamleiter Mitglieder des Teams sind, für das sie zuständig sind.

Nach der Flex-Arbeit, mit der wir  inzwischen schon eine Weile leben, kommt der Punkt „Zukunft der Ausbildung“.


Dahinter verbirgt sich eine deutliche Reduzierung unserer bisher immer guten Ausbildungszahlen von 37 auf 18 Azubis pro Lehrjahr.

Von diesen 18 Einstellungen brauchen aber nur 12 wirklich für Schaeffler sein und die anderen 6 können aus anderen Firmen kommen und als sogenannte Verbund-Azubis bei uns ihre Ausbildung machen.

Und von unseren, dann nur noch 12 eigenen Azubis, sollen pro Jahr 4 eine Two-in-One-Ausbildung machen.
Bleiben also 8 Azubis pro Jahr in gewerblichem oder kaufmännischem Bereich für den Standort übrig. Das ist sehr wenig. Dass dann natürlich unsere schöne und noch gar nicht so alte Ausbildung viel zu groß ist, verwundert keinen.


Wir, als Betriebsrat, hoffen natürlich, dass der Arbeitgeber auch bald erkennt, dass wir mehr junge Leute brauchen, die die Ausbildung bei uns machen und hinterher bei uns bleiben. Denn der demografische Wandel betrifft auch Wuppertal. Hier wird die Belegschaft auch immer älter und die jungen Leute bleiben weg.
Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, dass Wuppertal eine gute Ausbildung behält und wenn alles andere passt, dass dann auch in die Jugend wieder investiert wird.
Denn die Jugend ist unsere Zukunft.

Nun kommen wir zum letzten Punkt aus Anlage 3 zum Interessenausgleich, „Zukunftskonzept und Aussagen zu 2016ff“.


Hier verbirgt sich eine ganze Menge Arbeit.

Der Absatz beginnt mit den Worten:
„Die Neuausrichtung und die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes bedingen ein operatives Zukunftskonzept, das von den Parteien kurzfristig ausgearbeitet wird.“


Dahinter verbirgt sich eine Flut von Projekten, die gestartet wurden, um eben dies zu erreichen. Davon möchten wir hier nur ein paar nennen, deren Auswirkungen die meisten Wuppertaler an der ein oder anderen Stelle bemerkt haben.

Projekt Werkslayout:
Hier wird der Direktversand von der Fertigung direkt in die LKWs, ohne Umweg über das Versandgebäude, geplant.


Außerdem ist die Reduzierung der Gebäude in Wuppertal ein Thema. Einige sind ja sogar schon abgerissen, wie zum Beispiel die alte Schreinerei. Andere werden nach und nach leer gemacht, was einige Umzüge nach sich zieht. So wird die IAM in Gebäuden der Großlagerfertigung untergebracht und der Betriebsrat zieht Anfang des Jahres in die alte Poststelle ins Verwaltungsgebäude. Außerdem steht der Wunsch im Raum, dass auch die Ausbildung aus dem Gebäude auszieht, aber da wird zur Zeit über eine Alternativlösung Richtung Schulungszentrum gedacht.

Grund für die Reduzierung der Gebäude und Flächen ist natürlich auch eine Kosteneinsparung. Man will die monatlichen Mietkosten reduzieren, so dass sie am Ende auch zur angestrebten Belegschaftszahl passen.

Dann steckt hier auch noch eine neue Verkehrsführung im Werk drin, so dass am Ende eine Art Rundverkehr und Einbahnstraßensystem mit Ausfahrt an der Düsseldorfer Straße das Resultat sein soll. Wann und ob das geschieht ist für mich erst mal noch unklar.

Das ist aber nur ein Projekt von vielen, die parallel gestartet sind. Auf alle diese Projekte im Detail einzugehen würde sicherlich den Rahmen sprengen.

Aber ein paar nennen wir noch beispielhaft, wie das Projekt Shopfloormanagement. Hier ist im Segment 02 und 03 schon sehr viel passiert und auch die Einführung im Segment 01 ist in vollem Gange.


Außerdem das Projekt Zellen-Design, im Rahmen dessen im Segment 02 bereits eine Pilotzelle aufgebaut und in Betrieb genommen wurde.

Ziel aller Projekte ist es natürlich irgendwie Geld einzusparen. Bei manchen geht das relativ kurzfristig und bei anderen dauert es etwas länger. Wir als Betriebsrat versuchen so gut wie möglich alle Projekte zu begleiten, mussten aber erkennen, dass dies leider nicht immer möglich ist. So wie es uns möglich ist, werden wir versuchen unsere Wuppertaler Kolleginnen und Kollegen auf dem Laufenden zu halten.

Zwei positive Dinge zum Schluss, die unser Werkleiter Herr Zirwes gesagt hat:
Zum einen sind im ersten Halbjahr 2015 erst mal keine Entlassungen geplant.
Und zum anderen werden wir doch 18 unserer Azubis zumindest für ein halbes Jahr übernehmen, was uns natürlich sehr freut.

In diesem Sinne wollen wir positiv in die Zukunft blicken und das Beste daraus machen.


Wir wünschen Euch allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten und gesunden Start ins neue Jahr.

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