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23.03.2015
Einkommensschere: weiter Handlungsbedarf

Der DGB bekommt im Kampf gegen steigende Lohnungleichheit und Ausbremsversuche beim Mindestlohn unerwartete Schützenhilfe.

Die an sich eher arbeitgeberfreundliche Bertelsmann-Stiftung mahnt als Fazit einer Studie zu Maßnahmen gegen die verhängnisvolle Abwärtsspirale."Wir brauchen in Deutschland mehr Anstrengungen, um die Einkommensungleichheit zu verringern und dabei die Beschäftigungsverluste möglichst gering zu halten. Auch nach Einführung des Mindestlohns besteht hier weiter Handlungsbedarf", fasst der Vorstandsvorsitzende der Stiftung zusammen. Statt Beschäftigungsverluste "gering zu halten" wäre wohl eher "verhindern" der passende Begriff, die grundsätzliche Richtung aber stimmt: Nach Auffassung der Stiftung sind "staatlich flankierende Maßnahmen erforderlich, die ein sogenanntes race-to-the-bottom verhindern".

Hauptursache Tarifflucht

Als wichtigsten Grund für die gerade in Deutschland immer schneller und weiter geöffnete Schere macht die Studie die zunehmende Tarifflucht aus. Zwar liege die Lohnungleichheit hierzulande noch unter dem OECD-Durchschnitt, steige aber seit zwei Jahrzehnten schneller als beispielsweise in den USA oder Großbritannien, und: "Im selben Zeitraum ging die Zahl der Betriebe mit Tarifbindung von 60 auf 35 Prozent zurück. Zugleich sank die Anzahl der tarifgebundenen Beschäftigten von 82 auf 62 Prozent."

Keine Kritik an Globalisierung

Für diese kritischen Töne bieten die Ergebnisse der Studie allerdings auch einen Ausgleich für Wirtschaftsliberale: Eigentliches Ziel der Studie ist offenbar, die Globalisierung als vergleichsweise geringen Auslöser der wachsenden Einkommensungleichheit herabzuspielen - schließlich wurde sie gemeinsam mit dem Münchner ifo-Institut erstellt.


» Mitteilung der Bertelsmann Stiftung vom 18.03.2015

» Download der Studie als PDF

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