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14.12.2015
Schwelender Konflikt am Standort Sorocaba/Brasilien

Seit Mitte September 2015 schwelt nun schon ein Konflikt am Schaeffler-Standort Sorocaba!

Auslöser war eine Tarifvereinbarung, die zwischen der Metallgewerkschaft „Sindicato dos Metalúrgicos de Sorocaba (SMetal)“ und Schaeffler Brasil, Standort Sorocaba, Mitte 2013 unterzeichnet wurde.

Sie sicherte den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, jeweils zum Zeitpunkt des üblichen Stichtages der Branche am 1. September, eine reale Lohnerhöhung von 2 Prozent und eine außerordentliche Gratifikation zu. Die Tarifvereinbarung sollte für drei Jahre gelten: 2013, 2014 und 2015. Sie hatte eine längere Laufzeit als gewöhnlich, weil das Unternehmen selbst auf diesen längeren Planungshorizont bestanden hatte.
 
Anfang Oktober 2013 beschwerten sich die Arbeiter bei SMetal über die hohen Lohnsteuerabzüge auf die Gratifikationen, daher wandte sich die SMetal an die Personalabteilung von Schaeffler, um diese Frage zu diskutieren. Das Ziel der Gratifikation – eine Erhöhung der Nettoeinkünfte der Arbeiter – wurde durch die erhöhten Abzüge auf der Lohnkarte verfehlt.
 
Sowohl 2013 als auch 2014 konnte in den Verhandlungen ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden.

Nach Darstellung der Gewerkschaften hatte die lokale Geschäftsführung des Unternehmens verstanden, dass die reale Verminderung des Nettoeinkommens dem Ziel der Gratifikation zuwiderlief. Sie sollte ein Ausgleich für die Gehaltsforderungen bieten, denen 2013 nicht vollständig entsprochen wurde.

Zusätzlich sollte dadurch ein Ausgleich geschaffen werden, für die erhöhte Steuerlast der Beschäftigten auf ihr Einkommen.

Als Ergebnis des fruchtbaren Dialogs erstattete das Unternehmen schließlich den Mitarbeitern die aufgrund der Gratifikation zusätzlich bezahlten Steuern in Form eines Kostenbeitrags zurück.

Obwohl das Unternehmen bereits 2014 versuchte, den Kostenbeitrag zu verweigern, konnte der Konflikt in Verhandlungen friedlich gelöst werden.
 
Ab 2015 haben sich die Verhandlungsbeziehungen nach Schilderungen der Gewerkschaftsvertreter verhärtet. Damals wechselte die Personalleitung.
 
Nachdem am 08. September 2015 die vereinbarte Gratifikation wiederum mit hohen Steuerabzügen ausbezahlt wurde, versuchte SMetal, Verhandlungen aufzunehmen.

Nach Darstellung der Arbeitnehmervertreter wurde einerseits der Druck auf die Mitarbeiter verstärkt, andererseits eskalierten die Verhältnisse in Streik.
 
Am 27. September 2015 kam es dann zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einem Mitarbeiter bzw. einer Führungskraft von Schaeffler und einem Gewerkschaftsvertreter. Dem Schaeffler-Mitarbeiter wird vorgeworfen, ein Verfahren wegen sexueller Belästigung anhängig zur haben und verhaltensauffällig zu sein.
 
Zwischenzeitig ist der Streik staatlicherseits untersagt. Der Konflikt aber ist nach wie vor ungelöst.
 
Über unser gewerkschaftliches Netzwerk haben wir versucht, Bewegung in den Konflikt zu bekommen. Mitte Oktober wurde der Arbeitsdirektor mit der uns vorliegenden Sachlage konfrontiert und um vermittelnde Unterstützung gebeten. Leider bisher ohne spürbaren Erfolg. Seit Wochen findet kein Dialog mit der Arbeitnehmervertretung in Sorocaba statt, so unsere Information. Zwischenzeitlich hat sich die Personalleitung Sorocaba geäußert, den Dialog mit der Arbeitnehmerseite nicht abreißen lassen zu wollen.
 
Weiterhin gibt es bis heute keine Reaktion auf die uns geschilderte tätliche Auseinandersetzung einer Führungskraft, der sexuelle Belästigung vorgeworfen wird, und einem Gewerkschaftsvertreter von Schaeffler.
 
Unsere Forderungen zum Konflikt in Sorocaba sind:

  • Zeitnahe Aufnahme von konstruktiven Verhandlungen und Lösung des Konflikts im Dialog.
  • Wir lehnen generell tätliche Auseinandersetzungen ab, sie sind in jedem Fall zu sanktionieren.
  • Gleiches gilt für nachweislich sexuelle Belästigungen.
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