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04.08.2017
Homburg: Rundbrief des Homburger Betriebsrats zur aktuellen Situation in der Automobilindustrie

Verunsicherung und große Sorge bei Beschäftigten und Betriebsrat

Dieselaffäre, mögliche Kartellabsprachen, Kartellbildung zwischen VW, Audi, Daimler, Porsche und BMW, mögliche Fahrverbote, Umstellung auf E-Mobilität ….

Die Beschäftigten der Automobil- und Zulieferindustrie sind zunehmend verunsichert. Auch wir  Betriebsräte von Schaeffler in Homburg spüren diese zunehmende Verunsicherung der Belegschaft.

 

Offene Fragen sind:

-           Welche Auswirkungen hat das alles auf Unternehmen und deren Arbeitnehmer?

-           Wurde unser Qualitätssiegel „Made in Germany“, das durch gute Arbeit, hohes Engagement und viel Fleiß unserer Kolleginnen und Kollegen aufgebaut wurde, bereits massiv beschädigt?

-           Wer zahlt am Ende die Zeche?

Die Medien reden den Dieselmotor tot und die Hersteller setzen mit ihrem Betrug noch einen drauf.

Die deutsche Automobilindustrie hat es eindeutig versäumt, den Dieselmotor umweltfreundlich zu gestalten. Wir haben in Deutschland kein technologisches Problem, saubere Antriebstechniken zu entwickeln.

Die  Befürchtung des Homburger Betriebsrates ist, dass die Arbeitnehmer mit Verlust von Arbeitsplätzen die Zeche zahlen müssen, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in der Zulieferindustrie, die prekär Beschäftigten wahrscheinlich zuerst.

Alleine bei Schaeffler in Homburg hängen rund 2000 Arbeitsplätze am Verbrennungsmotor!

Der entstandene Image-Schaden ist nur schwer wieder gut zu machen. Einige Wenige haben diesen Schaden verursacht, eine ganze Branche in Verruf gebracht und dem Ansehen der gesamten deutschen Wirtschaft geschadet. Das Schlimmste ist, sie gefährden unsere Arbeitsplätze in ganz Deutschland und erhalten weiterhin ihre Gehälter in Millionenhöhe und kassieren zudem Bonuszahlungen.

Werden die, die Verantwortung tragen, auch wirklich zur Verantwortung gezogen?

Wir wollen den technologischen Wandel nicht blockieren. Aber hört auf mit dem Kreuzzug gegen den Verbrennungsmotor!

Wir müssen mit Ruhe und Vernunft diese Krise als Chance auf die Umstellung auf saubere Mobilität nutzen.

Umweltaspekte, attraktive Arbeitsplätze und eine wettbewerbsfähige Automobilindustrie dürfen nicht gegeneinander ausgespielt, sondern müssen gleichberechtigt zusammengebracht werden.

Wir Homburger Betriebsräte sehen 10 betriebliche sowie übergeordnete Handlungsfelder:

1.         langfristige Sicherung unserer Werke und Arbeitsplätze

2.         Qualifizierung der Beschäftigten im Hinblick auf neue Antriebe, Industrie 4.0 und Digitalisierung

3.         kontinuierliche Weiterentwicklung der Erstausbildung

4.         grundsätzlicher Qualifizierungsanspruch der Beschäftigten

5.         keine überstürzte Politik, sondern gute und verlässliche politische Rahmenbedingungen, damit Unternehmen die Herausforderungen annehmen können.

6.         Mobilität sauber zu gestalten und alternative Antriebe zu entwickeln

7.         Rahmenbedingen für Forschung und Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte gezielt weiterzuentwickeln und staatlich zu fördern. Hier sind Bund und Länder gefragt.

8.         Gründung von regionalen Entwicklungscenter, um Standorte weiterzuentwickeln. Statt verlängerten Werkbänken mit zentraler Entwicklung  müssen sich Standorte mit  dezentraler Forschung und Entwicklung weiterentwickeln.

9.         gezielter und geförderter Aufbau von Netzwerken zwischen Hochschulen,  Automobilherstellern und Zulieferindustrie.

10.       Grundsätzlicher Anspruch der Verbraucher ist eine uneingeschränkte Aufklärung der Öffentlichkeit, sowie eine maximale Transparenz, um die Verantwortlichen auch wirklich zur Verantwortung heranzuziehen

Der Vorwurf richtet sich an die Politik, die sich anscheinend einseitig von der Automobilindustrie zu stark beeinflussen lässt und die falschen Rahmenbedingungen setzt.

Wir Betriebsräte fordern klare Rahmenbedingungen und einen breiten Dialog, wie der Wandel in der Automobil- und Zulieferindustrie gestaltet werden soll. Unternehmen und Beschäftigte brauchen verlässliche Rahmenbedingungen auf Basis einer verlässlichen Politik.

 

Liebe Arbeitgeber und Arbeitgeberverbände,

sollte es Euch in den Sinn kommen, in der anstehenden Tarifrunde zu jammern, dass wir in der Krise stecken und wir Arbeitnehmer auf unsere Forderung verzichten sollen, sagen wir Euch jetzt schon: „Wir haben immer unsere ehrliche Arbeit abgeliefert, die aktuellen Probleme habt Ihr verursacht! Zahlt die Zeche selbst!“

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

egal, welchen Herausforderungen wir uns stellen müssen, wir schaffen das nur zusammen!

 

Solidarität ist unsere Stärke!

 

 

Für den Homburger Betriebsrat 

Salvatore Vicari

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