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18.10.2017
IG Metall: Sechs Prozent mehr Entgelt und mehr Arbeitszeitsouveränität

Arbeitnehmer sind sehr flexibel, aber wollen mehr Mitbestimmung bei Arbeitszeit – Privater Konsum stützt die Nachfrage – Gute Argumente für Tarifrunde

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, stellt die Forderungsempfehlung am 11. Oktober vor (Bild oben)

Der IG Metall-Vorstand hat auf seiner Klausursitzung am 9./10. Oktober 2017 seine Empfehlung für die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie 2017/2018 veröffentlicht: Es sollen sechs Prozent mehr Entgelt sowie mehr Mitbestimmung bei der Arbeitszeit zugunsten der Beschäftigten gefordert werden.

Der Wunsch nach mehr Arbeitszeitsouveränität war eines der wesentlichen Ergebnisse der IG Metall-Beschäftigtenbefragung. An ihr hatten sich im Frühjahr 2017 rund 680.000 Beschäftigte aus gut 7.000 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie beteiligt. Bei einer außerordentlichen IG Metall-Vorstandssitzung am 26.10.2017 sollen die Forderungen sowie die fristgerechte Kündigung der Entgelt- und Manteltarifverträge offiziell beschlossen werden.

Konkret soll es in dieser Tarifrunde unter anderem um die Einführung einer "kurzen Vollzeit" gehen. Damit meint die IG Metall: Sie will einen tariflichen Anspruch auf Arbeitszeitreduzierung auf bis zu 28 Stunden in der Woche für 24 Monate mit einem verbindlichen Rückkehrrecht für alle erreichen. Auch einen finanziellen Entgeltausgleich des Arbeitgebers will die IG Metall bei der "kurzen Vollzeit" durchsetzen. Er soll Beschäftigten in Schicht und mit belastenden Arbeitszeiten sowie solchen Beschäftigten zugute kommen, die Kinderbetreuung und Pflege übernehmen.

Aus der ersten Grafik geht hervor: Der private Konsum ist ein Wachstumsmotor. Das Bild zeigt den von Experten erwarteten Beitrag der privaten Nachfrage zum Bruttoinlandsprodukt 2018. Außerdem gibt die Grafik einen Überblick über den Anteil des Binnenmarktes an den Umsätzen der Metall- und Elektroindustrie im Jahr 2016. Um diese positive Entwicklung fortzusetzen, bedarf es einer kräftigen Entgeltsteigerung. Nur was die Arbeiter/innen und Angestellten in der Tasche haben, können sie auch ausgeben.

Die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie arbeiten zudem länger als vertraglich vereinbart, wie die zweite Grafik zeigt. 49 Prozent sind samstags, 25,1 Prozent am Sonntag und 27,3 Prozent auch 'mal in der Freizeit für die Firma tätig. Selbst Extreme wie das Überschreiten der zulässigen Arbeitszeit, das Arbeiten ohne planbare Arbeitszeiten und Ruhezeitverletzungen kommen häufig vor. Dies zeigt die hohe Leistungsbereitschaft der Belegschaften, doch sie wollen mehr Mitbestimmung bei der Arbeitszeit.

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