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09.11.2017
Chinesische Investoren in Deutschland

Auswirkungen chinesischer Investitionen auf Arbeitsbeziehungen und Mitbestimmung – eine Fallstudie von Wolfgang Müller für die Hans-Böckler-Stiftung

Bildquelle: Radio China International

Gemäß den Daten des Statistischen Bundesamts war China im Jahr 2016 zum ersten Mal der wichtigste Außenhandelspartner Deutschlands. Der Handelsumsatz der beiden Länder belief sich auf insgesamt 170 Milliarden Euro. Andererseits ist Deutschland innerhalb der Europäischen Union der wichtigste Handelspartner Chinas. Immer mehr deutsche Unternehmen haben auch chinesische Investoren – eine Herausforderung für die Arbeitnehmervertretungen.

Der langjährige IG Metall-Konzernbetreuer für Schaeffler, Wolfgang Müller, hat eine Studie zu Auswirkungen chinesischer Investitionen auf Arbeitsbeziehungen und Mitbestimmung erstellt. Der Chinaexperte Müller zieht in seiner Untersuchung, die von der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung veröffentlicht wurde, ein positives Fazit. Jedoch hält er fest: "Keineswegs können diese Ergebnisse verallgemeinert werden für alle chinesischen Investments in Deutschland."

Zusammenfassend stellt Wolfgang Müller fest: "Die hier vorliegende Studie basiert hauptsächlich auf Befragungen von Arbeitnehmervertretern aus 42 chinesisch investierten Unternehmen mit insgesamt über 55.000 Mitarbeitern in Deutschland. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Arbeitsbeziehungen, Mitbestimmungskultur und Tarifstandards nach dem Einstieg chinesischer Investoren im Wesentlichen unverändert bleiben oder sich in Einzelfällen sogar verbessern.

Befürchtete Arbeitsplatzverluste haben sich bislang nicht bestätigt. Es findet Knowhow-Transfer nach China statt, aber gleichzeitig wird die Entwicklung in den investierten Unternehmen ausgebaut. Die chinesischen Investitionen sind nach Aussagen der Arbeitnehmervertreter in der Regel langfristig angelegt, anders als im angelsächsisch geprägten Quartalsdenken.

Auch bei aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten im investierten Unternehmen wird die Langfrist-Perspektive beibehalten und werden weitere Investitionen getätigt. Für die chinesischen Investoren sind die Arbeitsbeziehungen und die Mitbestimmung in Deutschland in der Regel unverständlich. Aber offenbar sind für sie Mitbestimmung und Tarifstandards Bestandteil des institutionellen Arrangements, das zu ihrer Investition gehört, das sie mit 'gekauft' haben.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass manche Investoren die Mitbestimmung als einen Garanten für die deutsche Qualitätsproduktion verstehen. Ob dieser eher positive Umgang mit Arbeitsbeziehungen und Mitbestimmung dauerhaft Bestand hat, kann aus Sicht der Arbeitnehmervertreter noch nicht beurteilt werden. Besorgnisse bestehen vor allem über die Auswirkungen einer möglichen Krise in China auf die Finanzierung und Führung der Investments in Deutschland." 

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