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08.02.2018
IG Metall: Riesige Rentenlücke bei Frauen

Ein Mann bekommt in Deutschland fast doppelt so viel gesetzliche Altersrente wie eine Frau – Größter geschlechtsspezifischer Unterschied in Europa

Bei der Altersversorgung ist die Kluft zwischen Männern und Frauen in Deutschland noch größer als bei den Löhnen. Im Schnitt erhalten westdeutsche Männer im Ruhestand 42 Prozent mehr aus der gesetzlichen Rentenkasse als die Rentnerinnen. Das heißt im Klartext, dass zwei westdeutsche Frauen in etwa so viel Rente erhalten wie ein westdeutscher Mann.

In konkreten Zahlen bedeutet dies: Während Männer ab 65 Jahren in Deutschland 2015 durchschnittlich 1.172 Euro aus der gesetzlichen Rente bezogen, waren es bei Frauen nur 685 Euro pro Monat. Das war 2015 eine Differenz von 42 Prozent. Diese „Rentenlücke“ („Gender Pension Gap“) ist in Deutschland und Luxemburg am höchsten in Europa.

Die Berechnungen stammen vom WSI-Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2017. Als Erklärung für die große „Rentenlücke“ ziehen die Wissenschaftler die traditionelle Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern heran: „Berufstätige Frauen nehmen häufiger Auszeiten für die Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, arbeiten öfter in Teilzeit und werden im Schnitt auch schlechter bezahlt.“

Und demgemäß erwerben Frauen auch weniger Rentenansprüche. Betrachtet man gesetzliche Rente, Betriebsrente und private Altersversorgung zusammen, beträgt die „Gender Pension Gap“ in Deutschland sogar 53 Prozent. Im Klartext: Männer bekommen in Deutschland im Schnitt doppelt so hohe Altersbezüge wie Frauen. Im Westen fällt die Lücke mit 58 Prozent deutlich größer aus als im Osten mit 28 Prozent, so die WSI-Forscher.

Damit bestätigt das WSI, was allenthalben bekannt ist: „Von den Leistungsverbesserungen der letzten Jahre – angefangen bei der Rente mit 63 bis hin zur verbesserten Erwerbsminderungsrente – profitieren Frauen deutlich seltener als Männer. Deshalb sind eine gestärkte gesetzliche Rente und eine Stabilisierung und langfristige Erhöhung des Rentenniveaus gerade auch für Frauen wichtig“, sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.

Hannack ergänzt: „Der Aufbau einer betrieblichen oder privaten Vorsorge gelingt ihnen nur selten. Altersvorsorge muss auch für Frauen existenzsichernd sein – das sollte die Politik sich hinter die Ohren schreiben. Das Thema Rente darf nicht auf die lange Bank geschoben werden: Der Sinkflug des Rentenniveaus muss jetzt gestoppt werden. Zudem müssen die Erwerbs- und Familienarbeitszeiten endlich gerechter – partnerschaftlich - zwischen Männern und Frauen verteilt werden.“

 

 

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