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25.06.2018
China: Elektrobusse auf der Überholspur

Die Wirtschaftsgroßmacht China stellt die eigene Busflotte im Eiltempo auf Elektromobilität um und verbessert damit die Luftqualität in den Städten

Ein Elektrobus des chinesischen Herstellers BYD/Build Your Dreams (Quelle: Wikimedia Commons)

In der 24-Millionen-Metropole Beijing ist die Zukunft des Verkehrs elektrisch. Bereits in zwei Jahren sollen 10.000 Elektrobusse in der chinesischen Hauptstadt fahren. Dann wäre rund ein Drittel des Fuhrparks der Stadt elektrifiziert. Womöglich wird das Ziel sogar bereits früher erreicht, denn mehr als 4.000 Elektro- und Hybridbusse sind schon im Betrieb.

Die futuristisch aussehenden Fahrzeuge sollen die Luft in den Städten verbessern. Zugleich drosseln sie die Ölimporte Chinas, was langfristig die Ölpreise leicht sinken lassen dürfte. Weniger abstrakte Umweltschutzgedanken als vielmehr pure Notwendigkeiten treiben die Elektrifizierung des "Reichs der Mitte" voran. Die Stadtbevölkerung wehrt sich gegen die Luftverschmutzung, die Regierung muss den Smog effektiver bekämpfen als bisher.

Ein bewährtes Mittel ist die Förderung der Elektromobilität in den Städten. Als konsequenter Umweltschutz ist dies weniger zu betrachten. Durch die Maßnahmen der Politik wird die Luftverschmutzung lediglich zu den Kraftwerken aufs dünner besiedelte Land verlagert. Denn viele Kraftwerke werden noch immer mit Kohle oder gar mit Atomstrom betrieben. Doch die politisch einflussreichere Stadtbevölkerung ist dann erst einmal zufrieden.

Die Elektrifizierung der öffentlichen Busse, die bis zu 30-mal mehr Sprit verbrauchen als ein normaler Pkw, soll für klare Luft in den Städten sorgen. Der Branchendienst Bloomberg New Energy Finance (BNEF) berichtet, dass heute weltweit angeblich rund 385.000 Elektrobusse unterwegs sind, über 99 Prozent davon in der Volksrepublik China. Fast jeder fünfte Bus des Landes fährt heute ohne Verbrenner, wobei die Entwicklung rasant nach oben zeigt.

Das "Reich der Mitte" ist damit der weltweite Trendsetter. So ist es auch nicht überraschend, dass die Elektrobus-Pioniere alle aus China kommen. Die europäische, US-amerikanische und asiatische Konkurrenz droht den Anschluss zu verlieren. In Deutschland etwas wurden nach den aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2016 von 78.345 zugelassenen Bussen nur 458 teil- oder vollelektrisch betrieben. Die Technik sei noch nicht ausgereift.

Die europäischen Hersteller wollen den Markt "von hinten aufrollen", wenn "die Leistungsfähigkeit und Reichweite" der Elektrobusse ausreichten und die Technik zuverlässig funktioniere, wie Marktführer Daimler verlauten lässt. In Shenzhen wurde die vollständige Busflotte schon bis Ende 2017 elektrifiziert. Der Staat hat rund die Hälfte der anfallenden Kosten übernommen, so dass die Elektrobusse kaum teurer als die Verbrenner waren.

Zum Vergleich: Nach Branchenangaben kostet ein neuer Diesel-Gelenkbus nach der Euro-6-Norm rund 350.000 Euro in der Anschaffung. Ein vergleichbarer Elektrobus hingegen schlägt mit rund 750.000 zu Buche. Zudem führen kritische Stimmen in Deutschland an, dass auch die Unterhaltskosten der Elektrobusse aufgrund technischer Unzulänglichkeiten und "Kinderkrankheiten" höher seien, und dass sie öfter ausfallen würden als Verbrenner.

Derzeit erreichen die Chinesen jedenfalls eine erdrückende Marktmacht: 2017 wurden rund 90.000 Busse verkauft, fast alle wurden von chinesischen Firmen hergestellt. An der Spitze liegen dabei die Marken Yutong (25.000 Fahrzeuge), Build Your Dreams/BYD (13.000 Fahrzeuge) und Zhongtong (8.000 Fahrzeuge). Von den größten nichtchinesischen Herstellern, Volvo und Proterra, stammten im letzten Jahr lediglich einige hundert E-Busse.

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