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29.06.2018
IG Metall an Politik: „Kümmert Euch um die wahren Interessen der Menschen“

IG Metall-Bezirkskonferenz Bayern: Beschäftigte wollen Sicherheit in Zeiten von Digitalisierung und Wandel der Autoindustrie

IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler mit dem bayerischen Verdienstorden (links) und Markus Söder, Gastredner bei der IG Metall-Bezirkskonferenz Bayern

Auch vor dem Hintergrund des erstarkten Rechtspopulismus fordert die IG Metall Bayern die Politik auf, sich um die wirklichen Interessen der Menschen zu kümmern. Bei der IG Metall-Bezirkskonferenz am heutigen Freitag in München zog Bezirksleiter Jürgen Wechsler in Anwesenheit von Ministerpräsident Markus Söder einen Vergleich zur erfolgreichen Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie: „Dort haben wir Arbeitszeitregelungen durchgesetzt, die zum Leben der arbeitenden Menschen passen. Das ist uns nicht etwa gelungen, weil wir ein Thema künstlich gezüchtet haben. Sondern weil wir nah bei den realen Problemen und Sorgen der Beschäftigten waren.“

Folgerichtig gab es bei den Betriebsratswahlen in Bayern auch keine Probleme mit rechten Listen. „Weil wir uns für die Kolleginnen und Kollegen einsetzen und ihre Interessen durchsetzen. Deshalb empfehlen wir auch der Politik: Kümmert Euch um die wahren Interessen der Menschen“, so Wechsler.

Die Beschäftigten fürchten die Auswirkungen der Digitalisierung und des Wandels der Autoindustrie auf ihre Arbeitsplätze. Daraus folgt laut Wechsler: „Jede alte oder neue Technologie muss so gestaltet werden, dass sie den Menschen mehr Nutzen und weniger Schaden bringt. Unser Arbeitsmodell muss sich auch in Zukunft an den europäischen Sozialstaatsprinzipien orientieren.“ Dazu gehörten das gesicherte Normalarbeitsverhältnis und die demokratische Mitbestimmung.

Beim Wandel der Autoindustrie sei es Zeit für industriepolitische Weichenstellungen, um den Beschäftigten Sicherheit und zukunftsträchtige Arbeitsplätze zu garantieren. Die ELAB2-Studie des Fraunhofer Instituts IAO legt nahe, dass in Bayern bis 2030 allein in der Antriebstechnik 25.000 Arbeitsplätze wegfallen. Deshalb müssten nun neue Technologien angeschoben werden, wie eine bayerische Batteriezellenfertigung. Wechsler: „Nicht dass uns noch einmal so etwas passiert wie mit der MP3-Technologie: Erfunden wurde sie in Erlangen. Doch die wirkliche Musik spielte dann in Asien, wo produziert und Geld verdient wurde.“

Weiteres Schlüsselthema beim Wandel der Autoindustrie ist für Wechsler Weiterbildung: „Nur mit Weiterbildung können und müssen Beschäftigte auf den Weg in eine bessere Zukunft mitgenommen werden. Mir ist es peinlich, dass die Bayern allein mit den Sachsen keinen Anspruch auf Bildungsurlaub haben.“

Der vergangene Woche auf Initiative der IG Metall abgeschlossene Autopakt mit Staatsregierung, Wirtschaft und Arbeitnehmervertretern müsse nun schnell mit konkreten Maßnahmen gefüllt werden. Wechsler: „Auf der Standspur werden wir keinen Wandel hin zu einer sozial-ökologischen Autoindustrie hinbekommen.“

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