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06.07.2018
IG Metall Bayern: Regierung soll "Autopakt" für Batteriezellenfertigung nutzen

Betriebsräte von BMW und ZF warnen vor weitreichenden Beschäftigungsfolgen und mahnen neue Kreativitäts- und Innovationskultur an

IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler (Mitte) mit Siemens-Betriebsrat Peter Cammerer (links) und Klaus Mertens, Referent des Betriebsrats von ZF in Schweinfurt (rechts)

Die IG Metall Bayern drängt darauf, den kürzlich geschlossenen „Pakt zur Zukunft der Fahrzeugindustrie in Bayern“ mit Leben zu füllen. Bezirksleiter Jürgen Wechsler will mit den Paktpartnern schnell konkrete Maßnahmen vereinbaren, um möglichst viel Wertschöpfung und Beschäftigung vor Ort zu erhalten. Entscheidend seien dabei Investitionen in Innovationen und neue Technologien.

„Die Staatsregierung soll die Unternehmen des Autopakts zusammenbringen, um gemeinsam eine Batteriezellenfertigung der nächsten Generation in Bayern aufzubauen“, sagte Wechsler am heutigen Donnerstag bei einer Pressekonferenz in München. „Wir müssen die Schlüsseltechnologien der Zukunft selbst produzieren. Nur so kann Bayern führendes Autoland bleiben. Die Unternehmen sind hier gefordert, und die Politik muss die Rahmenbedingungen setzen.“

Ebenso wichtig sei eine Weiterbildungsoffensive. Nur mit Weiterbildung könnten die Beschäftigten auf den Weg in die Zukunft mitgenommen werden. Auch hier plädiert Wechsler für eine Vereinbarung im Rahmen des Autopakts: „Die am Autopakt beteiligten Unternehmen sollen sich verpflichten, ihre Beschäftigten weiterzubilden. Die Beschäftigten dürfen nicht zu Verlierern des Wandels werden.“

Durch die E-Mobilität rechnet die IG Metall bis 2030 allein in der Antriebstechnik mit dem Wegfall von 25.000 Arbeitsplätzen in Bayern. Mögliche Beschäftigungsfolgen der Digitalisierung und durch Veränderungen bei anderen Bauteilen von E-Autos kommen hinzu.

Peter Cammerer, Betriebsrat bei BMW in München, betonte bei der Pressekonferenz die weitreichenden Beschäftigungsfolgen des Wandels zur E-Mobilität: „Die Elektrifizierung wird nicht nur negative Effekte auf die Beschäftigung in der Produktion haben, sondern im gesamten Produktzyklus.“ Denn für E-Motoren sinke der Aufwand nicht nur in der Produktion, sondern wesentlich auch in der Entwicklung, in der Prozessplanung und auch in den Werkstätten.

Das sei auch für BMW eine große Herausforderung. Cammerer: „Um die Beschäftigung zu halten, müssen wir auch in Zukunft so viele Bauteile und neue Technologien wie möglich selbst vor Ort entwickeln und produzieren. Und wir müssen zügig Entwicklungspläne erarbeiten, wo wir unsere Beschäftigten – auch die Höherqualifizierten – künftig einsetzen können und dafür weiterqualifizieren.“

Klaus Mertens, Referent des Betriebsrats von ZF in Schweinfurt, unterstreicht den hohen Stellenwert von Investitionen und Innovationen beim Wandel der Autoindustrie: „Die gesamte Branche muss sich auf neue Anforderungen in Design und Technik gefasst machen.“ Als Beispiel nennt Mertens den steigenden Bedarf nach hochwertigen, geräuschminimierenden Stoßdämpfern aufgrund leiserer Motoren.

„Um solche neuen Anforderungen zu antizipieren und zu nutzen, müssen Unternehmen und Gesellschaft insgesamt eine neue Kreativitäts- und Innovationskultur entwickeln.“ Am größten dürfte diese Herausforderung für klein- und mittelständische Unternehmen werden, so Mertens. Deshalb bräuchten sie eine Innovationsförderung.

Unterzeichner des Autopakts sind die Bayerische Staatsregierung, die IG Metall, die Unternehmen Audi, BMW, Bosch, Continental, MAN, Schaeffler, ZF und die Betriebsräte dieser Unternehmen sowie der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm).

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