Startseite
13.09.2018
Volkswagen: Schulterschluss von Vorstand und Betriebsrat

Betriebsparteien beim Wolfsburger Großkonzern streben höhere Gewinne zur Finanzierung von Elektromobilität und Digitalisierung an – Mehr Kostendruck auf Automobilzulieferer ist zu erwarten

Die Medien berichteten in den vergangenen Tagen verstärkt über die bevorstehende Transformation von Volkswagen. "Wir brauchen höhere Gewinne, um unsere Zukunft finanzieren zu können", sagte Vorstandsvorsitzender Herbert Diess in einem gemeinsamen Interview mit dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh mit dem Mitarbeitermagazin "Inside".

Diess forderte in dem Gespräch mehr Effizienz: "Denn die Belastungen für das Unternehmen, etwa die Kosten für die Einführung der Elektrofahrzeuge, werden höher als erwartet sein", zitiert ihn unter anderem die Stuttgarter Zeitung. Diess und Osterloh wollen mit dem Interview offenbar einen "bemerkenswerten Schulterschluss" demonstrieren, bewertet das Düsseldorfer Handelsblatt den gemeinsamen Auftritt. Beide einen die gemeinsamen Ziele, die Rendite zu verbessern sowie E-Mobilität und Digitalisierung zu etablieren.

Es sei laut Deiss bereits gelungen, die Umsatzrendite der Marke – also den Anteil des Ergebnisses (Gewinns) im laufenden Geschäft am Umsatz – auf fünf Prozent zu steigern. "Aber wir müssen noch deutlich mehr tun", betonte Diess. Um "krisenfest" zu sein, brauche Volkswagen laut Diess sieben bis acht Prozent Umsatzrendite. Meinungsverschiedenheiten seien aufgrund teilweise unterschiedlicher Interessen normal, meint der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh: "Aber dabei ist Herr Diess immer für Argumente offen. Das schafft Verlässlichkeit".

Er sehe nicht unbedingt die Notwendigkeit, dass der Konzern wegen des Dieselskandals größere Veränderungen in der Unternehmenskultur braucht. Das Problem sei vielmehr eine "hierarchisch geprägte Führungskultur". Osterloh betont: "Die Entscheidung ist immer eine Hierarchieebene nach oben geschoben worden – bis hin zum Vorstand." Er ist der Meinung, dass die Führungskräfte "entscheidungs- und dialogfähig" sein müssen. Die "Wolfsburger Nachrichten" vergleichen den Führungsstil von Diess mit demjenigen des Chefs von Peugeot/Citroën (PSA), Carlos Tavarez. Während Tavarez von den Medien als "Hardliner" charakterisiert wird, wirke Diess eher zahm, meint das Blatt.

Aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit ist zu erwarten, dass die höheren Renditevorgaben vor allem für die Kernmarke Volkswagen nicht ohne Auswirkungen auf die Automobilzulieferer bleiben. Volkswagen könnte einen Teil der gewünschten Einsparungen von seinen Zulieferern "einsammeln" wollen. Aus Sicht von Schaeffler ist daher nicht auszuschließen, dass langfristig der Kostendruck der Automotive-Sparte wächst.

Druckansicht