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04.12.2018
Schweinfurt: Die Transformation wirft Fragen auf!

Schaeffler-Betriebsrat informiert bei Betriebsversammlung am 30.11./03.12.2018 über Transformationsprojekte und kritisiert Verunsicherung der Beschäftigten – Präsentation von Dr. Marcus Eisenhuth zu Vorstandsprojekten im Bereich Industrie

Norbert Lenhard stellte den Bericht des Gesamt- und Konzernbetriebsrats vor

Jürgen Schenk präsentierte den Bericht des Betriebsrats

Der gut gefüllte Versammlungsraum zeigt das hohe Interesse

Maximilian Noack stellte die frisch gewählte JAV vor

Dr. Marcus Eisenhuth vertrat Dr. Stefan Spindler, Vorstand Industrie

Dr. Josef Scheller sprach als Werksleiter über die Standortbilanz

Theresia Nicola-Mann präsentierte den Personalbericht

Thomas Höhn ist Ansprechpartner der IG Metall für den Betriebsrat

Bei der dritten und letzten Betriebsversammlung in diesem Jahr stellte der Schaeffler-Betriebsrat am Standort Schweinfurt die derzeitige Transformation des Unternehmens ins Zentrum. Nach der Totenehrung (Betriebsrat Peter Ziegler) und der Vorstellung der neuen Jugend- und Auszubildenden-Vertretung (JAV-Vorsitzender Maximilian Noack) wies zunächst der Betriebsrat Volker Peter auf die aktuellen und mit der Transformation stark zunehmenden IT-Projekte vor, die der Betriebsrat bearbeitet.

Anschließend kamen die positiven wie negativen Begleiterscheinungen der Transformation am Standort zur Sprache, wie etwa Investitionen in neue Produkte, aber auch die Schließungstage sowie die Projekte "Shared Service Center Breslau (SSC)" und "Umstrukturierung BCT (Projekt CITO)". An den Schließungstagen kritisierten der Betriebs-, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende Norbert Lenhard sowie der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Jürgen Schenk die schlechte Kommunikation und die mangelnde Nachvollziehbarkeit bei Führungskräften und Beschäftigten.

Mit den Schließungstagen sollte kurzfristig die Unternehmensbilanz angepasst werden. Solche hektischen Maßnahmen sollte der Vorstand aus Betriebsratssicht für die Zukunft kritisch überdenken, weil sie nicht viel einbringen, aber viel Unruhe stiften. Die harten Sparprogramme "SSC" und "BCT/CITO" sollen aus der Perspektive des Vorstands die notwendigen Investitionsmittel für die Transformation freimachen. Doch überzogene Einsparungen und eine Verunsicherung der Belegschaft würden die Firmenkultur und damit die Leistungsfähigkeit von Schaeffler dauerhaft beschädigen.

Zwar seien die Beschäftigten durch einen guten Interessenausgleich und Sozialplan des Gesamt- und Konzernbetriebsrats zu SSC und BCT weitgehend abgesichert. Doch die verbleibenden Strukturen müssten weiterhin arbeitsfähig bleiben und man dürfe die Belegschaft durch respektlosen Umgang nicht "sauer fahren". Neben dem Interessenausgleich und Sozialplan wurden weitere Erfolge des örtlichen Betriebsrats sowie des Gesamt- und Konzernbetriebsrats vorgestellt. So hat die Arbeitnehmervertretung zum Beispiel in einer Betriebsvereinbarung sichergestellt, dass alle anspruchsberechtigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die acht freien Tage nach dem IG Metall-Tarifvertrag "T-ZUG" erhalten.

Darüber hinaus bekommen in allen tarifgebundenen deutschen Schaeffler-Standorten auch die Schwerbehinderten und Gleichgestellten sowie die Teilzeitbeschäftigten (anteilig) sechs zusätzliche freie Tage gemäß "T-ZUG". Des Weiteren wurde im Rahmen der zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite getroffenen, wegweisenden Zukunftsvereinbarung vom April 2018 bereits ein erstes Projekt gefördert: Der vom Schweinfurter Werkleiter Dr. Josef Scheller mitbetreute Betrieb in Eltmann erhält 3,7 Millionen Euro aus dem Innovationsfond für Zukunftsinvestitionen im Rahmen der Transformation.

Der Betriebsrat in Schweinfurt hat ebenfalls Zukunftsprojekte angeschoben, die 2019 angepackt werden: Die Ausbildung kehrt aus dem Hafen in den Standort zurück, wobei die Ausbildungswerkstatt grundlegend modernisiert wird. In der gleichen Halle, dem Bau 50 ("Halle H"), soll zudem die mechatronische Lehrwerkstatt aufgebaut werden. Dr. Marcus Eisenhuth nahm anschließend Stellung zur Kritik des Betriebsrats an den Veränderungen bezüglich SSC und BCT, die er für alternativlos ansieht, und stellte die laufenden Vorstandsprojekte im Bereich Industrie vor. Im Rahmen der Transformation soll der Umsatzanteil der neuen Industrie 4.0-Produkte in den nächsten Jahren deutlich ansteigen. Mit dem elektromechanischen Wankstabilisator (Aktuator) wurde hierfür in Schweinfurt ein Vorzeigeprojekt geschaffen.

Der Werkleiter Dr. Josef Scheller präsentierte im Anschluss die positive Bilanz des Werks für das Jahr 2018 und einen vorsichtig optimistischen Ausblick für das Jahr 2019. Die Personalleiterin Theresia Nicola-Mann konzentrierte sich in ihrem Beitrag auf die Gesundheitsförderungsmaßnahmen am Standort. Thomas Höhn stellte abschließend für die IG Metall klar, dass die betriebliche Umsetzung des Tarifvertrags "T-ZUG" bei Schaeffler in Schweinfurt vorbildlich sei. Der örtliche und der Gesamtbetriebsrat bei Schaeffler hätten mit Unterstützung der IG Metall dafür kämpfen müssen; nichts werde den Beschäftigten und ihren Vertretungen vom Arbeitgeber geschenkt.

Bei der Transformation dürfe der einzelne Mensch aus Sicht der Gewerkschaft nicht auf der Strecke bleiben, bei allem Verständnis für Umstrukturierungen. Sparen alleine sei kein Zukunftskonzept, der Aufbau neuer Geschäftsfelder sei entscheidend. Hier sieht Höhn die Firma Schaeffler auf dem richtigen Weg. Allerdings müssten sich die Maschinen den Menschen anpassen und nicht umgekehrt, insbesondere was die Arbeitszeit, aber auch was die Ergonomie und die Steuerung angehe. Qualifizierung sei aus IG Metall-Sicht entscheidend, um die Belegschaften in der Transformation mitzunehmen. Alle Beschäftigten müssten ihren Teil vom Kuchen abbekommen, die Produktivitätsfortschritte fair verteilt werden.

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