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14.12.2018
Ingolstadt: Schlechte Auftragslage wird heiß diskutiert

Ausführliche Debatte bei Betriebsversammlung des Schaeffler-Werks in Ingolstadt – Konträre Auffassungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung über Aufzahlung zum Kurzarbeitergeld

Der Betriebsratsvorsitzende Robert Lauffer am Mikrofon beim Warnstreik im Januar 2018; links: Thomas Inderst, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender

Am 13. Dezember fand die letzte Betriebsversammlung 2018 in Ingolstadt statt. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Thomas Inderst konnte neben vielen Kolleginnen und Kollegen auch den Werkleiter Maximilian Docter, den Personalleiter Franz Friedl und den Produktlinienleiter Michael Haas begrüßen.

Der Betriebsratsvorsitzende Robert Lauffer stellte zunächst die aktuellen Personalzahlen des Standorts vor und ging zugleich auf den massiven Personalabbau (rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) im Bereich MultiAir ein. Die Ursache ist, dass in diesem Bereich die Aufträge seit längerer Zeit vom Kunden extrem reduziert wurden.

Durch die aktuell schlechte Auftragslage im Bereich MultiAir wurde die Arbeit bis auf fünf Schichten pro Woche verringert. Die Zeitkonten wurden in den letzten Monaten über das gesamte Werk extrem heruntergefahren, bis in den Minusbereich hinein. Schließtage und Schließwochen wurden mit dem Betriebsrat in den vergangenen Monaten vereinbart.

Das alles trugen die Mitarbeiter schweren Herzens mit, um den Standort zu stabilisieren. Nun soll es aber, so betonte Robert Lauffer, einen Schritt weiter gehen. Da die aktuellen Maßnahmen wahrscheinlich nicht ausreichen werden, ist die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat in Diskussionen über Kurzarbeit und Arbeitszeitabsenkung eingestiegen.

Dies kommt bei der Belegschaft nach Aussage von Lauffer sehr negativ an, da sich eine Arbeitszeitabsenkung und Kurzarbeit in Ingolstadt ohne Aufstockung keiner leisten kann. Denn die Lebenshaltungskosten in Ingolstadt seien in den letzten Jahren extrem gestiegen, insbesondere im Immobilienbereich.

Thomas Inderst ging anschließend in seinem Bericht auf die neuen abgeschlossenen Betriebsvereinbarungen zum Thema Urlaub und T-Zug ein. Mit der Betriebsvereinbarung wird der Tarifvertrag "T-ZUG" über das tarifliche Zusatzgeld präzisiert. Demnach können bei Schaeffler auf Antrag alle grundsätzlich Anspruchsberechtigten (Schichtarbeit über mehrere Jahre, kleine Kinder und/oder pflegebedürftige Angehörige) statt des tariflichen Zusatzgeldes acht zusätzliche freie Tage im Jahr bekommen.

Herr Docter ging auf die aktuell schwierige Situation am Standort ein und erläuterte in seiner Präsentation, dass man hier aus wirtschaftlichen Gründen gegensteuern müsse. Das Ziel der Geschäftsleitung sei, eine vernünftige Lösung mit dem Arbeitnehmervertretern zu finden.

Gerhard Stelzer von der IG Metall Ingolstadt ging zum Schluss auf die Beiträge der Betriebsräte und Geschäftsleitung ein. Stelzer zeigt sich sehr verärgert darüber, dass die Arbeitgeberseite nur von den Arbeitnehmern Einschnitte forderte und von den Beschäftigten noch mehr Flexibilität einfordere. Es sei jetzt nötig, der Belegschaft mit einer Aufstockung des Kurzarbeitergeldes entgegen zu kommen.

Der Gewerkschaftsvertreter stellte dabei klipp und klar fest, dass es ohne einen Beitrag vom Arbeitgeber keine Kurzarbeit und Arbeitszeitabsenkung geben werde. An dieser Stelle müsse sich Schaeffler wie ein Weltkonzern verhalten und endlich mit den Drohungen aufhören, wenn man diesen Weg nicht mitgehe, sei der Standort gefährdet. Mit solchen Aussagen trage man nur noch mehr Unzufriedenheit in die Belegschaft.

Stelzer betonte, in Ingolstadt würden wesentlich kleinere Unternehmen eine Aufstockung zum Kurzarbeitergeld bezahlen. Dies sei auch erforderlich, weil die Lebenshaltungskosten in Stadt und Umland so hoch seien. IG Metall und der Schaeffler-Betriebsrat seien auch durchaus bereit, über die Höhe der Aufstockung zu verhandeln. Die Geschäftsleitung solle sich diesen Gesprächen nicht weiter verweigern.

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