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18.10.2018
Gesamt- und Konzernbetriebsrat: Reorganisation über die Schmerzgrenze?!

"CORE", "CORE erweitert", "Shared Service Center Breslau", "BCT/CITO": eine Restrukturierung jagt bei Schaeffler die nächste – IG Metall und Betriebsräte fordern nun in einem Flugblatt eine sozialverträgliche Reorganisation und eine geringere Veränderungsgeschwindigkeit

In einem aktuellen Flugblatt, das in allen deutschen Schaeffler-Standorten verteilt wird, schreibt die Arbeitnehmervertretung unter anderem folgendes:

Die Transformation von Schaeffler umfasst viele Initiativen des Vorstands. Die beiden Wellen „CORE“ trugen dazu bei, dass die Industrie-Sparte den Abwärtstrend umgekehrt hat. Umsatz und Ertrag bei Industrie wachsen und gleichen die Zahlen der schwächelnden Automotive-Sparte aus. Doch schon die Veränderungen mit den CORE-Programmen in der Industrie-Sparte ab 2015/2016 waren sehr schmerzhaft. Stress und Arbeitsverdichtung nahmen in den betroffenen Bereichen enorm zu.

Beginnend in 2018 will der Vorstand rund 500 Jobs im indirekten Bereich – Finanzen, Personal, Einkauf, Logistik, IT – bis 2022 in ein neues Shared Service Center in Breslau verlagern. Zuvor sollen die Prozesse standardisiert und weitgehend digitalisiert werden. Das ist eine Voraussetzung, um von dort die Dienstleistungen sicherstellen zu können. Zudem nutzt Schaeffler die Niedriglöhne, die in Polen für qualifizierte Arbeit bezahlt werden.

Das Projekt „CITO“ mit der Auflösung von BCT und der Überführung in die Zielorganisationen birgt mehr Sprengstoff. Die Zentralfunktionen (Overhead) sollen in Industrie, Automotive und Forschung/Entwicklung integriert werden. Zusätzlich definiert der Vorstand Personalüberhänge, die im Overhead in kurzer Frist eingespart werden sollen. In den bisherigen BCT/Operation-Werken soll der Personalabbau 2019 und 2020 umgesetzt werden. Alleine in Deutschland geht es um 400 Stellen.

■  In der Gesamtbetrachtung CORE, CORE-Erweiterung, Shared Service Center (SSC), BCT, Organisationsveränderung Technologie und Maßnahmen zur kurzfristigen Ergebnissteigerung wie Stilllegungstage sieht der Gesamt- und
Konzernbetriebsrat eine Schmerzgrenze überschritten.
Die Organisation wie auch die Mitarbeiter sind von so vielen Veränderungen überfordert!

■   Wie soll die Arbeit in den indirekten Funktionen mit ausgedünnter Personalausstattung bewältigt werden?

■  Die wiederholte Ankündigung unterschiedlicher Personalüberhänge und Freiwilligenprogramme wirken demotivierend. Wird damit doch transportiert: Unsere Arbeit ist nichts wert!

Kann die Belegschaft den Veränderungen noch folgen? Immer mehr Beschäftigte fragen sich: Ist Schaeffler noch ein verlässlicher Arbeitgeber? Man könnte fast meinen, die Firma sei ein Sanierungsfall. Doch wir sind ein
hochprofitables, weltweit erfolgreiches Unternehmen!

In den gleichzeitig von Maßnahmen zu CORE, SSC und BCT betroffenen Standorten stoßen Personalmaßnahmen wie Altersteilzeit, Aufhebungen und Versetzungen auf vergleichbare Arbeitsplätze an Grenzen. Die Lösungsmöglichkeiten für sozialverträgliche Maßnahmen – um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden – schwinden.

Die Betriebsräte fordern:
▶  Reduzierung der Geschwindigkeit der  Veränderungsprozesse in der Organisation – mehr Zeit und Sorgfalt statt Tempo um jeden Preis!
▶  Verbesserung der Abläufe, Entscheidungsprozesse und technischen Systeme zur Bearbeitung der Aufgaben.
▶  Abfederung der Personalüberhänge durch Streckung der Altersteilzeitangebote.
▶  Öffnung des Tarifvertrages T-Zug für 2019/2020 für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit dem Ziel, kostenmäßig den Personalabbau zu verkleinern.

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