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06.05.2019
IG Metall: Wirtschaftsdemokratie statt Kapitalismus pur!

Der langjährige IG Metall-Bezirksleiter Bayern und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Schaeffler, Jürgen Wechsler, äußert sich zur Sozialismus-Debatte um Kevin Kühnert

Jürgen Wechsler

Frage: Was sagst du zur Diskussion um Kevin Kühnert? In den "Nürnberger Nachrichten" zum Beispiel war am Samstag, dem 04.05.2019 auf Seite 3 der Text "Eine Watschen für Kevin Kühnert vom BMW-Betriebsrat" erschienen.

Jürgen Wechsler: Ich widerspreche all denen, die der Meinung sind, dass für Arbeiter in der Industrie die SPD nicht mehr wählbar sei. So hatte es der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von BMW formuliert. Für mich hat Kevin Kühnert hingegen recht, wenn er mehr Kollektivierung durch mehr demokratische Mitbestimmung fordert oder für genossenschaftliche Lösungen eintritt statt für immer mehr Privatisierung und steigenden Privatbesitz, wie auf dem Wohnungsmarkt.

Frage: Was verstehst du unter "mehr demokratische Mitbestimmung"?

Jürgen Wechsler: Wir brauchen in Deutschland mehr Mitbestimmung der Betriebsräte in wirtschaftlichen Angelegenheiten und endlich eine paritätische Mitbestimmung nach dem Montanmitbestimmungs-Gesetz in allen Unternehmen ab 500 Beschäftigten. Wichtig wären auch Anteile der Beschäftigen am gesamten Unternehmen, um diejenigen gerecht zu beteiligen, die die Unternehmenswerte schaffen. Das muss selbstverständlich auch für BMW gelten, dessen Eigentümer 1976 gegen das Mitbestimmungsgesetz geklagt haben, um eine gerechtere Beteiligung der Arbeiter zu verhindern.

Frage: Würden diese Maßnahmen ausreichen, um die ständig wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zu schließen?

Jürgen Wechsler: Nein. Selbstverständlich brauchen wir auch mehr kollektive Tarifverträge, die viele Unternehmen heute immer noch verweigern, genauso wie gesicherte Arbeitsverhältnisse statt Leiharbeit und Befristungen.

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