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12.11.2019
Daimler: Betriebsrat kämpft um Elektroantrieb

Der Betriebsrat der Daimler-Zentrale in Stuttgart-Untertürkheim beklagt ein "Hauen und Stechen" im Konzern – Kampf um Zukunftsprodukte ist voll entbrannt

Neue Technologien werden bei deutschen Konzernen in den inländischen Werken eingeführt – aus technologischen wie auch aus strategischen Gründen. Doch diese vermeintliche Sicherheit gilt im Rahmen der Transformation nicht mehr. Das muss jetzt auch schmerzhaft die Belegschaft in den deutschen Daimler-Werken lernen.

Konkret berichtet aktuell das Düsseldorfer "Handelsblatt" darüber, dass der Daimler-Betriebsrat im Werk Stuttgart-Untertürkheim unbedingt den Antriebsstrang für Elektrofahrzeuge am eigenen Standort bauen möchte. Doch die Konkurrenz ist groß, und der Vorstand will Geld sparen. Deshalb steht derzeit ein Zukauf des elektrischen Antriebsstrangs bei einem externen Anbieter in der Diskussion. Die Zulieferer drängen angesichts der sinkenden Nachfrage nach Benzinern und Dieseln in die Elektromobilität und unterbieten sich preislich mit Auslandsfertigung.

Zwar sollen im Daimler-Werk Stuttgart-Untertürkheim immerhin künftig Akkus für Elektrobatterien hergestellt werden. Die Batterie als Gesamteinheit macht schätzungsweise 40 Prozent der Wertschöpfung eines Elektroautos aus. Doch mit rund 25 Prozent Wertschöpfungsanteil ebenfalls wichtig ist das bisherige Kernstück der Automobilkompetenz von Daimler, nämlich der Motor mit Antriebsstrang. Für den unter Gewinndruck stehenden Daimler-Konzernchef Ola Källenius zählen letztlich bei allen Vergaben nur die nackten Zahlen, schreibt das "Handelsblatt" mit Berufung auf Unternehmenskreise.

Hingegen wird der Daimler-Betriebsratsvorsitzende Michael Häberle aus Stuttgart-Untertürkheim in der Wirtschaftszeitung mit den Worten zitiert: "Es wäre absolut unverständlich und ein fatales Signal, wenn der elektrische Antriebsstrang fremdvergeben würde." Die grundlegende Frage sei dann, mit welchen Produkten in Deutschland noch Arbeitsplätze bei den Automobilkonzernen gesichert werden könnten. Die Zeichen bei Daimler stünden auf Sturm und der Verteilungskampf zwischen Autokonzernen und -zulieferern um die Elektromobilität sei voll entbrannt, resümiert das "Handelsblatt".

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