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18.11.2019
Schaeffler: "Feindliche Übernahme nicht möglich"

Eine US-Investmentbank hat gerade ein großes Paket an Schaeffler-Aktien erworben – Interview mit Schaeffler-Finanzvorstand Dietmar Heinrich

Dietmar Heinrich, Finanzvorstand von Schaeffler

Finanzvorstand Dietmar Heinrich erklärt im Interview, was der neue Großinvestor für Schaeffler bedeutet, welchen Einfluss er hat und warum Schaeffler an der Börse nicht durch einen Investor oder ein anderes Unternehmen gekapert werden kann. Quelle: Schaeffler-Intranet

Frage: Herr Heinrich, BDT Capital Partners, eine in Chicago ansässige Investmentbank, hat rund 25 Prozent der Vorzugsaktien der Schaeffler AG erworben. Was bedeutet das für Schaeffler?

Dietmar Heinrich: Wir begrüßen das Investment. Die Investmentbank BDT Capital Partners ist ein sehr professioneller Investor mit Fokus auf Familienunternehmen, der in besonderem Maße langfristig und werteorientiert denkt. Offenbar sieht BDT Schaeffler als eine Aktie mit Potenzial. Und ein Investment in diesem Umfang bedeutet ein großes Vertrauen in die Zukunft und den Erfolg von Schaeffler.

Frage: Rückt mit dem Kauf so eines großen Aktienpakets nicht auch die Gefahr einer feindlichen Übernahme näher? Das würde schließlich drohen, wenn bei einem börsennotierten Unternehmen ein Investor über 50 Prozent der Aktien aufkauft?

Dietmar Heinrich: Das ist zwar grundsätzlich bei börsennotierten Unternehmen denkbar, bei Schaeffler kann das aber nicht geschehen. Denn als börsennotiertes Familienunternehmen befinden sich 75 Prozent der Aktien, das sind 500 Millionen Stück, in den Händen der Familie Schaeffler. Lediglich 166 Millionen Stück – also rund 25 Prozent der Schaeffler-Aktien – sind zum Handel an der Börse zugelassen. Eine sogenannte feindliche Übernahme durch ein anderes Unternehmen, welches die Börsenmehrheit an sich bringt, ist also nicht möglich. Von den 25 Prozent der frei handelbaren Aktien hat BDT Capital Partners seinerseits rund 25 Prozent gekauft. Der neue Großinvestor besitzt also insgesamt etwa 6,25 Prozent der Schaeffler-Aktien.

Frage: Können solche Großinvestoren aktiv die Strategie von Schaeffler beeinflussen?

Dietmar Heinrich: Nein. Denn die Schaeffler-Aktien, die sich im freien Handel befinden, sind stimmrechtslose Vorzugsaktien. Die Investoren können nicht mitbestimmen, wenn Vorstand und Aufsichtsrat entlastet werden oder wichtige Entscheidungen über das Unternehmen der Zustimmung der Aktionäre bedürfen. Im Gegenzug bekommen sie eine etwas höhere Dividende.

Frage: In letzter Zeit gab es bei der Schaeffler-Aktie nicht nur positive Nachrichten. Ende 2018 musste sie beispielsweise den Index wechseln und stieg vom MDAX in den SDAX ab. Was bedeutet dieser Indexwechsel für die Aktie und für Investoren?

Dietmar Heinrich: Auf Schaeffler hat der Indexwechsel zumindest nur einen mittelbaren Einfluss. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Investmentfonds, die nur in bestimmte Indizes investieren. Die müssen sich anpassen, sobald sich die Zusammensetzung des Index ändert. Das heißt, wenn ein Fond ausschließlich in Aktien aus dem MDAX investiert, dann musste er alle Schaeffler-Aktien komplett verkaufen. Je nachdem, wie groß so ein Bestand ist, kann das einigen Einfluss auf den Aktienkurs haben.

Aber es gibt auch genügend Investmentfonds und andere institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionsfonds, deren Anlageuniversum nicht auf bestimmte Indizes festgelegt ist. Wenn sie Schaeffler als interessantes Investment erachten, so kaufen sie auch weiterhin unsere Aktien, unabhängig vom Index – so wie BDT Capital Partners.

Frage: Der Einstieg dieses Großinvestors hat den Börsianern gefallen und der Aktienkurs ist gestiegen. Auch die aktuellen Quartalszahlen von Schaeffler haben sich positiv auf den Kurs ausgewirkt. Dennoch ist der Aktienkurs seit Januar 2018 um rund 35 Prozent gesunken (Stand: 14.11.2019). Was bedeutet das für Schaeffler?

Dietmar Heinrich: Der Kurs der Aktie ist gesunken, weil das wirtschaftliche Umfeld schwierig geworden ist. Dies gilt in besonderem Maße für das globale Automobilgeschäft, dessen anhaltende Schwäche nur zum Teil von unserem starken Industriegeschäft ausgeglichen werden kann. Wir werden die strukturellen Herausforderungen der Schaeffler Gruppe weiter fokussiert angehen. Dazu haben wir in allen drei Sparten Programme zur Verbesserung der Kosten- und Kapitaleffizienz initiiert. Die Transformation der Schaeffler Gruppe ist in vollem Gange. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, Kurs zu halten und die Schaeffler Gruppe auf die Zukunft auszurichten. Das Investment durch BDT Capital Partners und die steigenden Kurse aufgrund der aktuellen Quartalszahlen zeigen, dass die Anleger an Schaeffler glauben.

Autor: Johannes Plott

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