Startseite
06.12.2019
Schweinfurt: Was bringt die Zukunftsvereinbarung?

Betriebsversammlung bei Schaeffler in Schweinfurt: Arbeitnehmervertretung und IG Metall gestalten die Transformation bei Schaeffler aktiv mit!

Norbert Lenhard bei seinen Ausführungen

Jürgen Schenk hält den Bericht des Betriebsrats

Dr. Stefan Spindler spricht zur Belegschaft

Petru-Catalin Scarafu präsentiert den Standortbericht

Frau Nicola-Mann stellt den Personalbericht vor

Thomas Höhn von der IG Metall bei seiner Rede

Bei der Betriebsversammlung von Schaeffler Schweinfurt am heutigen 06.12. wurde klar, dass sich der Konzern wie auch der Standort in einer doppelten Herausforderung befinden: einer Konjunkturflaute und einem beginnenden Strukturumbruch.

Norbert Lenhard stellte als Vorsitzender des Betriebsrats, Gesamt- und Konzernbetriebsrats die aktuelle Lage dar: Einerseits beklagt die Automobilbranche seit rund einem Jahr einen Nachfrageeinbruch, vor allem in den größten Märkten China und Nordamerika. Der sinkende Absatz trifft zunehmend die Zulieferer und greift nun auch auf die Industrie über. Beides betrifft Schaeffler. Anderseits befindet sich die Autobranche in einem großen Umbruch ("Transformation") hin zu Industrie 4.0, Elektromobilität und autonomem Fahren. Dies eröffnet Chancen für neue Produkte und Märkte, doch zunächst einmal kostet es viel Geld – und die neuen Produkte sind nicht unbedingt profitabel. Auch hier ist Schaeffler stark herausgefordert.

In dieser Situation ist die Zukunftsvereinbarung bei Schaeffler aus Sicht von Lenhard umso wichtiger. Der Pakt wurde im April 2018 zwischen Betriebsräten und IG Metall einerseits sowie der Kapitalseite andererseits abgeschlossen. Das Ziel der Arbeitnehmerseite ist, mit der Zukunftsvereinbarung die Standorte in Deutschland zu sichern, dafür rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten und Investitionen anzuschieben. Die IG Metall Bayern empfiehlt die Zukunftsvereinbarung von Schaeffler als Vorbild. Lenhard machte klar: "Wir widersetzen uns Standortschließungen und betriebsbedingten Kündigungen und fordern eine Zukunft für die Arbeitsplätze in Deutschland und Europa. Wie haben kein Verständnis für Verlagerungen von Zukunftsprodukten nach Osteuropa und unterstützen keine Sparmaßnahmen, die nur höheren Margen dienen."

Mit einem "Brandbrief" an den Vorstand vom 15.05. sowie dem ersten deutschlandweiten Aktionstag am 07.06. und dem Schweinfurter Aktionstag am 27.11. kritisierten Betriebsrat, IG Metall und Belegschaft falsche Managemententscheidungen bei Schaeffler. Doch zugleich strich Lenhard bei der Betriebsversammlung heraus: "Protest ist gut und wichtig. Doch mit der Zukunftsvereinbarung haben wir auch ein Dialogformat mit dem Arbeitgeber, durch das wir sehr frühzeitig informiert werden und Entscheidungen noch beeinflussen können. Seit Unterzeichnung der Zukunftsvereinbarung wurde kein Standort geschlossen und es gab keine betriebsbedingten Kündigungen. Mit dem Investitionsfond können 50 Millionen Euro über fünf Jahre zur Zukunftssicherung der Standorte und mit Beteiligung des Betriebsrats freigemacht werden. Wir sollten diese Chancen nutzen!"

Für den Betriebsrat hatte Jürgen Schenk bereits zuvor die aktuellen örtlichen Themen vorgestellt: Wirtschaftliche Lage aus Sicht des Betriebsrates, Maßnahmen zur Sicherung der Beschäftigung (Abbau Zeitkonten, Stilllegungstage, Kurzarbeit), Umsetzung des Tarifvertrag T-ZUG, Ausbildung, Übernahme der Auszubildenden. Nach Norbert Lenhard berichtete das Vorstandsmitglied Dr. Stefan Spindler über die wirtschaftliche Lage von Schaeffler mit Schwerpunkt auf der in Schweinfurt beheimateten Industriedivision. Dann präsentierte der Werks- und Campusleiter Petru-Catalin Scafaru die neuesten wirtschaftlichen Kennzahlen zum Werk und ging dabei vor allem auf Perspektiven für den Standort sein, Stichworte: Kugellagerzentrum und Digitale Lernfabrik. Danach stellte die Personalleiterin Theresia Nicola-Mann die aktuellen Themen aus dem Personalbereich vor. Für die IG Metall sprach Thomas Höhn als Betriebs- und Unternehmensbetreuer vor allem über die Transformation und die kommende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie 2020. Die Betriebsversammlung wurde von abschließenden Wortmeldungen aus der Belegschaft sowie von der "Nikolausverteilaktion" des Betriebsrats abgerundet.

Druckansicht