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05.02.2020
Mindestlohn: Kein Beschäftigungsverlust!

Die von konservativen Ökonomen prognostizierten Jobverluste nach der Einführung des Mindestlohns im Januar 2015 sind ausgeblieben. Den düsteren Vorhersagen lagen unrealistische Vorstellungen von der Funktionsweise der Wirtschaft zugrunde.

Angebotsorientierte Ökonomen schauen immer zuerst auf die Kosten: Wird die Produktion teurer, zum Beispiel durch steigende Löhne, stellen die Unternehmen ihrer Meinung nach weniger her und entlassen Beschäftigte.

Nachfrageorientierte Wirtschaftswissenschaftler betonen, dass Unternehmen in erster Linie ihre Absatzchancen, also die Nachfrage der Verbraucher, im Auge haben. Sofern die Nachfrage ausreicht, werden sie die Produktion aufrechterhalten und gegebenenfalls die Verkaufspreise heraufsetzen, um gestiegene Kosten aufzufangen.

In der Welt der reinen Angebotstheorie waren die Folgen des Mindestlohns klar: Höhere Lohnkosten, höhere Preise, weniger Jobs. Dass dies in der Realität nicht zutrifft, haben die vergangenen Jahre deutlich gezeigt. Wissenschaftlich bestätigt wurde dies nun in einer Studie der Forscher Arne Heise von der Universität Hamburg und Toralf Pusch vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut der Hans-Böckler-Stiftung.

Ergebnis: Trotz Preiserhöhung werden die Güter und Dienstleistungen im Niedriglohnbereich weiter nachgefragt. Zudem müssen keineswegs alle betriebswirtschaftlichen Zusatzkosten durch den Mindestlohn in Form von Preissteigerungen weitergegeben werden. Ebenfalls eine wichtige Rolle könnten zum Beispiel Veränderungen in der Arbeitsorganisation gespielt haben. Durch ihre Ergebnisse sehen die Forscher ihre Vermutungen, also den nachfrageorientierten Erklärungsansatz, bestätigt. Sie stünden außerdem im Einklang mit den Resultaten der internationalen Mindestlohnforschung.

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