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26.02.2020
Steinhagen: Betriebsrat kämpft für Überleben des Standorts

Im Rahmen des RACE-Programms soll die Automotive-Produktion aus Steinhagen verschwinden – Dem Schaeffler-Standort droht mit dem Abbau der Hälfte der Belegschaft die Unwirtschaftlichkeit – Betriebsrat, IG Metall und Belegschaft fordern Zukunftsperspektiven

Der Schaeffler-Standort Steinhagen (Quelle: Schaeffler)

In einem offenen Schreiben wendet sich der Betriebsrat des Schaeffler-Standorts Steinhagen an die Belegschaft

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in den letzten Monaten ist viel passiert, eigentlich aber auch nichts.
Nichts, was uns Sicherheit bringt.
Nichts, was uns positiv in die Zukunft blicken lässt.

Nach wie vor schwebt die dunkle Wolke der Segmentschließung Synchronisation (Automotive-Sparte) über uns.
Ein Zustand, den wir nicht länger hinnehmen können.

Der Arbeitgeber hat uns nun aufgefordert, Termine zu finden, um in Verhandlungsgespräche zum Interessenausgleich für den Standort zu gehen.

In einem ersten internen Gespräch, soll heißen Vertreter des Gesamtbetriebsrats und Betriebsrats Steinhagen in Zusammenarbeit mit Vertretern des INFO-Institut, legten wir für uns die weitere Vorgehensweise fest. Aufgrund der Auswertung des INFO-Institut sehen wir nicht, dass es am Standort zu einem Interessenausgleich kommen muss. Die Berechnungen zeigen, dass zwar der Automotive-Bereich mit der Verlagerung tatsächlich Gewinn erwirtschaften würde. Der Konzern jedoch würde mit der Segmentschließung Synchronisation einen nicht unerheblichen Betrag verlieren und somit Verluste einfahren – weil die in Steinhagen verbleibende Industrie-Sparte die Gesamtkosten des Standorts tragen müsste. Das ist sicher nicht im Sinne des Erfinders.

Wir wollen erörtern, dass es sinnvoll ist, die Schiebemuffe zumindest am Standort auslaufen zu lassen. Besser wäre noch, unseren Kunden die spanlose Schiebemuffe für Hybridgetriebe anzubieten und hier in Steinhagen zu produzieren. Denn das können wir hier am besten. Und Anfragen soll es bereits gegeben haben.

Dazu wird es, aus unserer Sicht, in der nächsten Zeit „Sondierungsgespräche“ mit dem Arbeitgeber geben, um dieses Thema zu besprechen.

Hinzu kommt die momentane konjunkturelle Situation. Kunden erhöhen die Bedarfe. Ab Februar haben wir keine Kurzarbeit mehr. Im Segment Gelenklager wird jeden Samstag Mehrarbeit geleistet. Im Segment Synchronisation erleben wir eine Schichterweiterungen von 10 auf 15 Schichten. Die MQ-Montage befindet sich an der Kapazitätsgrenze. Auch die indirekten Bereiche sind voll ausgelastet, unter anderem der Umorganisation der Bereiche geschuldet. Man könnte sagen, der „Laden“ läuft...

Nicht zuletzt müssen wir die Stimmung am Standort kommentieren. Es ist vergleichsweise „ruhig“. Man gewinnt den Eindruck, wir alle nehmen das Thema gelassen und mit dem nötigen Verständnis hin. Dass die Situation nicht einfach ist und großer Druck auf jeden Einzelnen lastet, ist vollkommen klar.

Alles das täuscht nicht darüber hinweg, dass wir noch einen steinigen Weg vor uns haben, der uns viel Zeit kostet und einiges abverlangt. Wir werden nichts unversucht lassen, die Situation am Standort in eurem Interesse zu verbessern. Wir wollen nicht zulassen, dass wieder ein Segment einen deutschen Produktionsstandort verlässt. Dafür brauchen wir eure Unterstützung!

Euer Betriebsrat

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