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16.03.2020
Autoindustrie: Dicke Luft für die deutschen Hersteller

Deutsche Autobauer erwarten ab diesem Jahr milliardenschwere Strafzahlungen wegen Überschreitung der CO2-Grenzwerte der EU – Gleichzeitig sinken die Umsätze der deutschen Hersteller in den wichtigsten Automärkten China und Nordamerika

Die deutsche Autoindustrie steckt in schwerem Fahrwasser (Foto: Pixabay)

Am Beginn einer sich langsam ankündigenden globalen Wirtschaftskrise wegen des Coronavirus müssen die deutschen Kfz-Hersteller mit milliardenschweren Strafen der Europäischen Union rechnen. Nach mehreren aktuellen Untersuchungen von Unternehmensberatungen können vor allem deutsche Autoproduzenten die CO2-Grenzwerte der EU nicht einhalten.

Laut den Studien ist damit zu rechnen, dass Volkswagen alleine im laufenden Jahr 2020 mit Strafen von bis zu 4,5 Milliarden Euro, Daimler mit einer Milliarde Euro und BMW mit 750 Millionen Euro kalkulieren muss. Diese Strafen könnten in den nächsten Jahren noch steigen, angesichts schrittweise sinkender Grenzwerte. Eine Ursache für das hohe Strafmaß liegt auch darin, dass die Bundesregierung mehrfach Einfluss auf die EU-Gesetzgebung im Sinne der deutschen Hersteller genommen und Auflagen gelockert hatte.

Diese Lobbyarbeit der deutschen Bundesregierung befreite die heimische Autoindustrie vorübergehend von aufwendigen Investitionen für Innovationen. Doch die Einflussnahme führte zugleich in einen technologischen Rückstand gegenüber Unternehmen aus den USA (Tesla), Japan und Südkorea. So kommen derzeit die einzigen marktfähigen Wasserstoff-Pkw aus Japan (Toyota Mirai) und Südkorea (Hyundai Nexo). Bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen liegt der Marktführer Tesla weit vorne, gefolgt von Herstellern aus China (BYD, BAIC, SAIC). Auch setzten die Wettbewerber aus China, Japan und Südkorea, aber auch aus Frankreich und Italien weniger auf PS-starke Geländewagen (SUV) als die deutschen Autobauer.

So muss laut den Studien der Unternehmensberatungen etwa Toyota, Hauptkonkurrent des deutschen Volkswagen-Konzerns um den Rang des Pkw-Weltmarktführers, für das Jahr 2020 nur mit Strafzahlungen von 18 Millionen Euro rechnen. Verschärfend kommt hinzu, dass die Milliardenzahlungen eine Branche treffen, die aktuell wegen des Coronavirus mit dramatischen Einbrüchen auf wichtigen Absatzmärkten zu kämpfen hat. Die nachteiligen Folgen der politischen Einflussnahme hatten sich auch im Dieselskandal gezeigt: Anstatt im Sinne von Verbrauchern und Umwelt zu agieren, wie die US-Aufsichtsbehörden, sah sich die deutsche Politik oftmals als "verlängerter Arm" der Topmanager in der Autoindustrie. Die Coronakrise trifft die deutschen Autohersteller deshalb zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt.

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