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27.03.2020
IG Metall/Wirtschaft Aktuell: Deutsche Konjunktur im Griff des Corona-Virus

Deutschland gleitet im ersten Halbjahr 2020 in eine schwere Rezession – Für das Gesamtjahr 2020 schwanken die Vorhersagen zum Wirtschaftswachstum zwischen +0,6 Prozent und -20,6 Prozent

Die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland zeigt stark nach unten

Auch die Erwartungen der Unternehmen sind geradezu abgestürzt

Noch in den Aussichten vom Dezember 2019 hatten die Forschungsinstitute für 2020 und 2021 eine gesamtwirtschaftliche Erholung in Deutschland erwartet. Diese Zahlen sind längst überholt. Die Verbreitung der Coronavirus-Infektion in Deutschland hat die wirtschaftliche Entwicklung rasant gebremst.

Corona sorgt für schlimmere Wirtschaftskrise als 2008/2009

„Die Wirtschaft wurde in ein künstliches Koma versetzt“, sagte dazu der langjährige „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger im Deutschlandfunk (23.03.2020). Da viele Länder unter der Corona-Pandemie leiden, sind aber auch Lieferketten gerissen und  Absatzmärkte eingebrochen. Im Gegensatz zur schweren Krise 2008/2009 ist nicht nur die Industrie betroffen, sondern der Dienstleistungssektor (Tourismus, Kultur, Gastronomie, Teile des Einzelhandels, Events usw.) sogar noch in stärkerem Maße.

Die Schließung von Schulen und Betreuungseinrichtungen zwingt zudem viele Eltern, ihre Kinder selbst zu beaufsichtigen, was ihre Arbeitsmöglichkeit erheblich einschränkt. Dazu gehört auch der Pflegeaufwand für bedürftige Familienangehörige, deren Versorgung etwa durch den Ausfall von Pflegekräften nicht mehr sichergestellt werden kann. Dazu kommt, dass internationale Lieferketten der Wirtschaft abreißen, weil viele EU-Länder noch schlimmer von Corona betroffen sind. Deutschland gleitet deshalb im ersten Halbjahr 2020 in eine schwere Rezession.

Politik, Zentralbanken und Gewerkschaften bekämpfen die Krise

Eine umfassende Pleitewelle oder ein dramatischer Anstieg der Arbeitslosigkeit würde die Krise erheblich verstärken. Bisher hat die Bundesregierung, was die Wirtschaft angeht, schnell und entschlossen gehandelt. Die Regelungen zur Kurzarbeit wurden ausgeweitet und der Bundestag beschloss am 24.03. umfangreiche Hilfspakete unter anderem mit Zuschüssen für Soloselbstständige und Kleinstbetriebe mit vereinfachter Antragstellung. Die Schuldenbremse wird ausgesetzt und der Bund stellt für 2020 zusätzlich 156 Milliarden Euro in einem Nachtragshaushalt bereit.

Auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank stützt mit massiven Wertpapierankaufprogrammen und niedrigen Zinssätzen. Damit soll einer Kreditknappheit entgegengewirkt und eine günstige Finanzierung der Staaten und Unternehmen erleichtert werden. Auch die US-Regierung steuert mit einem Steuersenkungs- und Ausgabenerhöhungsprogramm im Umfang von etwa zwei Billionen US Dollar (zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung) massiv der Krise entgegen. Für die Metall- und Elektroindustrie haben IG Metall und die Arbeitgeberverbände mit dem Solidartarifvertrag für Sicherheit und Stabilität gesorgt. Die Gewerkschaft will die Auswirkungen der Corona-Krise bestmöglich sozial abfedern, um Kündigungen zu verhindern und Einkommensverluste zu begrenzen.

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