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20.04.2020
Hans-Böckler-Stiftung: Rezession in Deutschland bis Herbst 2020

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sieht düstere Aussichten für die deutsche Wirtschaft in der Corona-Krise

Die IMK-Konjunkturampel signalisiert, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres in der Rezession ist (Ampelphase Rot). Im Vergleich zum Vormonat hat sich die Rezessionswahrscheinlichkeit aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus und der zu seiner Eindämmung ergriffenen Maßnahmen massiv erhöht.

Für die Bestimmung der Ampelphase ist die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland in den nächsten drei Monaten eine Rezession erlebt, von zentraler Bedeutung. Die Rezessionswahrscheinlichkeit ist auf aktuell 78,1 % gestiegen, nach 34,8 % im März. Das Gesamtergebnis liegt somit deutlich oberhalb des Schwellenwertes von 70 %, der maßgeblich für die Festlegung der Ampelphase Rot anhand der in der Vergangenheit beobachteten Rezessionen ist.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass in die aktuelle Berechnung nur realwirtschaftliche Daten Eingang finden, die bis Ende Februar diesen Jahres beobachtet wurden. Zieht man Daten der chinesischen Wirtschaft zu Rate, die unter der Corona-Pandemie bereits mehr als einen Monat früher litt, dann ist in den kommenden Monaten noch einmal sowohl mit einem massiven Einbruch der Produktion im Verarbeiten Gewerbe als auch der Einzelhandelsumsätze zu rechnen. Dann dürfte die Rezessionswahrscheinlichkeit noch einmal deutlich steigen.

Abseits der staatlichen Unterstützungsprogramme stiegen die Finanzierungskosten von Unternehmen deutlich um 1,8 Prozentpunkte an. Zudem fielen die Aktienkurse, gemessen am CDAX Kursindex im Vergleich zum Vormonatsendstand, um weitere 18 %. Dass der Anstieg noch nicht so heftig ausfällt wie in der Finanzkrise von 2007/2008, lässt hoffen. Womöglich ist es gelungen, durch umfangreiche staatliche Maßnahmen - wie z. B. die Ausweitung der Kurzarbeit und die Liquiditätshilfen für Unternehmen - die Finanzmarktteilnehmer zu beruhigen. „Die Bundesregierung hat national bisher viel richtiggemacht. Aber der Schock durch die Corona-Pandemie ist so groß und kam so plötzlich, dass die Wirtschaftspolitik ihn nicht vollständig ausgleichen kann“, sagt Thomas Theobald, Referatsleiter für Finanzmärkte und Konjunktur am IMK.
 

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