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12.06.2020
Continental: Autobranche droht Corona-Pleitewelle

Elmar Degenhart, Chef des zweitgrößten Automobilzulieferers der Welt, warnt vor einem "Herzstillstand" der Autoindustrie durch die Corona-Maßnahmen und nimmt die Politik in die Pflicht

Der Conti-Vorstandsvorsitzende sieht bereits durch die Transformation große Hürden auf kleine Firmen zukommen. Der schwierige Strukturwandel aus Digitalisierung, E-Mobilität und Assistenzsystemen sei für viele Mittelständler kaum zu schaffen.

Nun komme auf diesen Strukturwandel noch ein dramatischer Konjunktureinbruch obendrauf, wie es ihn seit der Weltwirtschaftskrise 1929 nicht mehr gegeben habe. Dies könne viele Firmen in die Insolvenz treiben und damit für einen Kahlschlag in der Branche sorgen. Die Automobilindustrie und mit ihr zusammenhängende Branchen stehen in Deutschland für insgesamt rund 3 Millionen meist gut bezahlte Arbeitsplätze, von denen ein bedeutender Teil nun auf der Kippe steht.

Beim Hannoveraner Dax-Konzern sprach man vor kurzem in einer internen Videokonferenz über eine potentielle Verschärfung der bereits getätigten Einsparziele hinaus. Degenhart betont, dass auch bei Continental der Weiterbestand einiger Arbeitsplätze nicht mehr möglich sei. Sollte sich die Autonachfrage im Sommer 2020 nicht wieder erholen, rechnet er damit, dass man mit der Arbeitnehmerseite über Kündigungen verhandeln müsse. Dies sei aber nur das letzte Mittel. Bisher versuche man mit intelligenten Mitteln – wie etwa der Kurzarbeit – Kündigungen zu vermeiden.

Das Konjunkturprogramm der deutschen Bundesregierung über 130 Milliarden Euro betrachtet der Conti-Chef mit gemischten Gefühlen. Es beinhalte zahlreiche gute Ansätze für die Gesamtwirtschaft, wie etwa die Absenkung der Mehrwertsteuer bis Ende 2020. Sehr positiv sieht er auch die stärkere Förderung der Ladeinfrastruktur sowie erhöhte Steuermittel für Forschung und Entwicklung. Doch dass die Bundesregierung auf Druck der SPD bei der Autokaufprämie moderne Verbrenner ausgeschlossen habe, sei für ihn enttäuschend. Denn Elektro- und Hybridautos hätten hierzulande lediglich einen Marktanteil von acht Prozent, so dass die Wirkung der Kaufprämien begrenzt bleiben würden. Die Möglichkeit für den notwendigen kräftigen Konjunkturimpuls sei damit verpasst worden.

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