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13.07.2020
IG Metall: Rohstoffe, Menschenrechte und Umweltschutz

In einer gemeinsamen Erklärung haben Misereor, IG Metall und Brot für die Welt wichtige Leitplanken für den Umgang mit Rohstoffen festgehalten

"Mehr Transparenz in der Wertschöpfungskette", "Partizipation der jeweiligen lokalen Bevölkerung", "Gesetz zur menschenrechtlichen Sorgfalt (Lieferkettengesetz)": So lauten drei von sieben Prinzipien zur Rohstoffsicherung. Sie sollen Leitplanken bei der Rohstoffsicherung verankern. In der gemeinsamen Erklärung heißt es unter anderem:

Berechtigtes Interesse an sicherer Rohstoffversorgung

Deutsche Industriebetriebe haben ein berechtigtes Interesse an einer sicheren Versorgung mit Rohstoffen wie z.B. Eisenerz und Bauxit. Eine gesicherte Rohstoffversorgung stellt für das Überleben vieler Betriebe und damit für den Erhalt von Arbeitsplätzen eine wichtige Voraussetzung dar. Zukunftstechnologien ändern nichts an dieser Abhängigkeit. Im Gegenteil. Das Internet der Dinge und vor allem die E-Mobilität werden die Nachfrage nach Lithium, Kupfer, Kobalt und weiteren metallischen Rohstoffen sogar noch weiter erhöhen.

Die Corona-Krise hat uns vor Augen geführt, wie anfällig globale Lieferketten für externe Schocks sind. Die Folgen für die Beschäftigten in diesen Lieferketten sind dramatisch. In zahlreichen Ländern des Globalen Süden verfügen sie über keine soziale Absicherung. Viele Unternehmen sind derzeit damit beschäftigt, ihre Lieferketten resilienter zu gestalten, und von Regierungen im Norden werden Programme aufgelegt, um dies zu unterstützen.

Ökologische und soziale Auswirkungen des Rohstoffabbaus

Brot für die Welt, die IG Metall und MISEREOR erwarten gerade jetzt von den deutschen Industrieunternehmen und von der Politik, dass sie bei allen Maßnahmen zur Rohstoffsicherung bestehende menschenrechtliche, arbeitsrechtliche und ökologische Standards anerkennen, einhalten und von ihren Lieferanten verpflichtend einfordern. Eine zukunftsfähige Rohstoffpolitik muss darüber hinaus den Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimawandel, Übernutzung der Ressourcen, Zerstörung der Artenvielfalt und Ausbeutung der Meere, gerecht werden. Technologische Entwicklungen, wie der Ausbau erneuerbarer Energien und der Elektromobilität sowie die Digitalisierung, müssen diesem Ziel dienen. Sie müssen die Lasten für Mensch und Umwelt verringern – sowohl hier in Deutschland als auch in den rohstoffreichen Regionen des globalen Südens.

Ein Großteil der in Deutschland verwendeten Rohstoffe kommt aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Erfahrungen unserer kirchlichen und nichtkirchlichen Partnerorganisationen sowie von Gewerkschaften in vielen Ländern zeigen, dass die Einhaltung solcher Standards bislang keineswegs überall gewährleistet ist. Die Zerstörung von Urwäldern und anderen sensiblen Ökosystemen, die Verseuchung von Flüssen, Grundwasser und Meeren sowie Luft- und Bodenverschmutzung sind immer noch häufige Folgeschäden des Rohstoffabbaus. Oftmals werden indigene und andere lokale Gemeinschaften im Umfeld der Abbaugebiete, mitunter gewaltsam, zwangsumgesiedelt und verlieren ihr Land. Dadurch werden ihnen nicht nur die Lebensgrundlagen entzogen und ihre Menschenrechte auf Nahrung, Wasser, Gesundheit und Wohnen verletzt, sondern häufig auch ihre gesamte indigene Identität gefährdet.

Die gesamte "Gemeinsame Erklärung" dokumentieren wir hier.

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