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17.07.2020
Tesla: Elektroauto-Pionier sucht Fachkräfte in Brandenburg

Der US-Autobauer Tesla mit seinem visionären Gründer Elon Musk sucht rund 10.500 hochflexible und extrem engagierte Beschäftigte für seine erste "Gigafactory" in Deutschland

Der Berliner "Tagesspiegel" beschreibt in einem aktuellen Artikel die Suche des Elektrofahrzeugherstellers Tesla nach Arbeitskräften in Grünheide (Landkreis Oder-Spree) bei Berlin. Die Anforderungen sind außerordentlich und verraten viel über den Firmengeist.

Geplant wird mit dem in der Industrie üblichen Drei-Schicht-Betrieb in der Fertigung, wobei auch Ingenieure nachts oder an Wochenenden durcharbeiten sollen, wenn es eine dringende Aufgabe erfordere.

In der Stellenausschreibung für Manager der Lieferketten heißt es: Sie müssten die Beschaffung von Materialien und Waren „leben und atmen“. Sie sollen aufgeschlossen sein, improvisieren und Probleme lösen können, die eigene Persönlichkeit permanent weiterentwickeln. In einer weiteren Stellenausschreibung steht: „Du besitzt die Fähigkeit dich in einem ständig ändernden Umfeld mit neuen Technologien anzupassen.“

Im Austausch für diese hohen Anforderungen bekämen die Beschäftigten ein anständiges Gehalt und die Fähigkeit, an der elektrischen Zukunft in einem Team hochklassiger Ingenieure und Facharbeiter mitzuwirken. Ob diese Marketingsprüche in Deutschland ein ausreichender Anreiz sind, beim Oberklasse-Fahrzeugbauer Tesla anzuheuern? Die meisten Stellen werden auf englisch ausgeschrieben, wobei deutsche und polnische Sprachkenntnisse gewünscht seien. Dies hat Tesla bereits deutliche Kritik der IG Metall eingebracht: Man werde es nicht akzeptieren, dass mit deutschen Fördergeldern hauptsächlich polnische Arbeitskräfte angeworben würden. Dies sei "Kapitalismus pur".

In den USA akzeptiert Tesla keine Gewerkschaft und keinen Tarifvertrag, wurde auch bereits wegen gravierender Arbeitsrechtsverletzungen in den Jahren 2017 und 2018 verurteilt. Viele Beschäftigte beschweren sich über unmenschliche Arbeitsanforderungen und 60- bis 70-Stunden-Arbeitswochen. Der Milliardär Elon Musk selbst meint, man müsse mindestens 80 bis 100 Stunden in der Woche arbeiten, wenn man die Welt verändern wolle. Er selbst arbeitet angeblich 120 Stunden in der Woche. Mit dieser Arbeiten-rund-um-die-Uhr-Mentalität dürfte Musk bald auf Konfrontationskurs mit der IG Metall kommen, wie der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann warnt: "Ich sehe da ordentlich Krach für uns." Auch mit Umweltverbänden und Anwohnern hatte Musk bereits heftige Auseinandersetzungen, weil für seine "Gigafactory" ein Wald gefällt und in großem Maße auf Trinkwasserreserven zurückgegriffen werden soll.

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