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14.01.2021
Kaltennordheim: "Investor" OSA zeigt seine dunkle Seite

Betriebsrat und Belegschaft am Standort sind bitter enttäuscht von der Firma "One Square Advisors (OSA)", die den Betrieb schließt und Betriebsratsmitglieder vorzeitig kündigen will

Eine wahre "Achterbahn der Gefühle" erlebten die Beschäftigten und die Arbeitnehmervertretung des langjährigen LuK-Werks im thüringischen Kaltennordheim über die letzten zwei Jahre.

Im März 2019 folgte zunächst ein "Genickschlag": Die LuK-Muttergesellschaft Schaeffler verkündete im Rahmen ihres Restrukturierungsprogramms "RACE", dass sie das Werk Kaltennordheim bis Mitte 2020 aus strategischen Gründen schließen will. Die dort hergestellten Produkte seien in der elektromobilen Zukunft nicht mehr vonnöten und man sei am Standort Kaltennordheim mit den Produkten nicht mehr wettbewerbsfähig. Im Vorfeld zu den Verhandlungen des Interessenausgleichs und Sozialplans konnten Betriebsrat, Gesamt- und Konzernbetriebsrat und IG Metall erreichen, dass das Werk in Kaltennordheim nicht geschlossen, sondern zum Januar 2020 von Schaeffler an den Investor "One Square Advisors (OSA)" verkauft wird. Groß waren die Hoffnungen, dass damit eine positive Zukunft gestaltet werden kann.

Die Betriebsratsvorsitzende Andrea Schäfer erläutert: "Doch es kam dann ganz anders: Anstatt zu investieren, benannte uns OSA lediglich in 'FZT Kaltennordheim GmbH' um und zog hohe Geldsummen aus unserem Betrieb heraus. Wir in Kaltennordheim wurden damit jeder Zukunftsoption beraubt. Wir hatten tiefgehende Gespräche mit Kunden, auch namhafte Unternehmen, für größere und kleinere Aufträge, mit der wir die Belegschaft weitgehend hätten halten können. Doch diese wollten verständlicherweise nicht in Vorleistung gehen und in Maschinen investieren. OSA wiederum war auch nicht bereit, in Maschinen zu investieren, sondern zog im Gegenteil auch noch jede Menge Kapital aus unserem Werk heraus. Dieser 'Investor' verhielt sich wie eine klassische 'Heuschrecke', als die sie nicht gesehen werden wollten – und unser anfängliches Bauchgefühl wurde bestätigt. Nun soll unser Betrieb bis Ende Mai 2021 geschlossen werden, wir arbeiten im Rahmen der Verlagerung noch Aufträge von Schaeffler ab. Wir sind sehr enttäuscht und werden weiterhin für unsere Zukunft kämpfen!"

Andrea Schäfer ergänzt: "Besonders bitter für uns ist die aktuelle Entwicklung. Mehrere Betriebsratsmitglieder wurden Ende 2020 vom Eigentümer massiv unter Druck gesetzt. Sie sollten entweder, wie im Interessenausgleich verhandelt, einen Aufhebungsvertrag unterschreiben oder sie würden zum Ende Februar 2021 betriebsbedingt gekündigt. Wir hingegen forderten als Betriebsrat eine Beschäftigung bis zur Schließung des Werks Ende Mai 2021. Es geht hier um nicht einmal 53.000 Euro. Mehrere Schreiben unseres Rechtsanwalts und der IG Metall führten zu keinem Umdenken bei OSA. Auch ein persönliches Telefonat mit dem Eigentümer brachte nichts. Er bot dem Betriebsrat an, einen kostenneutralen Vorschlag zu machen und verwies uns eiskalt an Schaeffler: Wir sollten von unserer ehemaligen Konzernmutter den Betrag 'erbetteln', dann könnte man über die Weiterbeschäftigung der Betriebsratsmitglieder sprechen." Salvatore Vicari, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende, betont: "Die Vorgehensweise von OSA verletzt jeden menschlichen Anstand und ist rechtlich sehr fragwürdig. Nicht ohne Grund gilt für Betriebsratsmitglieder ein besonderer Kündigungsschutz. Wir können dieses Verhalten nur aufs Schärfste verurteilen. Für die Zukunft sind wir nun sehr skeptisch gegenüber dem Verkauf von Betrieben, denn ein solches Fiasko wollen wir kein zweites Mal erleben. Das ist auch peinlich für Schaeffler und schädigt unseren bisher guten Ruf als verlässlicher, sozialer Arbeitgeber."

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