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19.02.2021
Wuppertal: "Mit Existenzen zockt man nicht!"

Betriebsrat, IG Metall und Belegschaft kämpfen mit der Politik weiterhin für eine Perspektive des Schaeffler-Werks Wuppertal, das der Vorstand schließen will

Die Belegschaft setzte ein starkes Zeichen

2.083 Existenzen stehen auf dem Spiel

Betriebsrat, IG Metall und die Politik kämpfen um Wuppertal

Eiskalte Zocker auf Arbeitgeberseite?

150 Jahre Tradition dürfen nicht untergehen!

Feuer und Flamme für die Arbeitsplätze

Am 19.02.2021 fand in Wuppertal ein weiteres Gespräch zur Zukunft des Standortes Wuppertal statt. Das Gespräch mit der Arbeitgeberseite sollte eigentlich um 10:00 Uhr starten. Dies war aber auf Grund des auf der Werkstraße stattfindenden Spektakels nicht möglich.

Betriebsräte und Vertrauensleute verschafften sich mit Sirenen, Fanfahren, Hupen und ähnlichem, lautstark Gehör. Auf Plakaten entlang der Straße, an den Hallen, den Fenstern und an der Ausbildungswerkstatt waren Fotos von Beschäftigen aufgehängt. Die Geschäftsführung sollte sehen, das hinter jedem der 750 Betroffenen ein Gesicht zu steht. Auch das Sitzungszimmer, in dem später die Verhandlungen stattfinden sollten, war schon ausgestattet mit Spielcasino-Utensilien und einem großen Transparent auf dem stand: Sie zocken mit den Existenzen von 2.083 (die Zahl steht für die von einer Schließung betroffenen Beschäftigten und ihrer Familien)!

Auch auf der später folgenden Kundgebung vor dem Werkstor machten über 500 Schaeffler-Beschäftigte deutlich was sie von den Kahlschlagplänen des Schaeffler-Konzerns halten. „Das Angebot von rund 750 Arbeitsplätzen in Wuppertal nur 25 erhalten zu wollen, ist ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten und ihrer Familien“, empörte sich der Betriebsratsvorsitzende Özgür Sönmezcicek. „Wir kämpfen weiter. Wir geben nicht auf! Die Protestierenden quittierten seine Feststellung mit Beifall, Pfiffen und Buhrufen und hielten dabei symbolische Casinochips hoch, auf denen stand: Mit Existenzen zockt man nicht.

Es grenze an Sarkasmus, „wenn die Geschäftsführung nun mit einem völlig inakzeptablen Angebot um die Ecke kommt“, rief die IG Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader den Kollegen und Kolleginnen zu. Sie sei schockiert von der Kaltschnäuzigkeit des Vorstandes und forderte ihn auf, das Angebot schnellstmöglich nachzubessern.

„Schaeffler steht in der Pflicht, den Beschäftigten in Wuppertal Perspektiven zu bieten“, verlangte Knut Giesler. Der Produktionsstandort Wuppertal müsse erhalten bleiben. Im Zweifel müsse die Politik mit an den Tisch! Der IG Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen war früher selbst lange bei Schaeffler in Wuppertal beschäftigt und dort Betriebsrat. Dementsprechend emotional forderte er die Kolleginnen und Kollegen auf, in ihrem Kampf um die Arbeitsplätze nicht nachzulassen, getreu dem Brecht’schen Motto: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren!"

Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, sprach sich solidarisch mit den Beschäftigten aus. „Vom reichsten Familienunternehmen in Deutschland muss man erwarten, dass es sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung für die Menschen und für die Region stellt“, sagte er unter großem Beifall der Kundgebungsteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Die Veranstaltung war ein riesiger Erfolg, und fand natürlich unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen statt.

Zahlreiche Medien berichteten, unter anderem die WDR-Lokalzeit, die Wuppertaler Rundschau, Radio Wuppertal, die Westdeutsche Zeitung – sowie die IG Metall-Geschäftsstelle Ennepe-Ruhr-Wupper. Ein Video der IG Metall findet sich hier: https://m.youtube.com/watch?v=TeSQEE4kXRI.

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