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10.03.2021
Wuppertal soll geschlossen werden – Emotionale Betriebsversammlung

Auf der Betriebsversammlung am 10.03.2021 informierte der Vorstand die Belegschaft, dass er an der Schließung des Schaeffler-Werks Wuppertal festhält. Es sollen lediglich 25 bis 50 Beschäftigte im Raum Wuppertal verbleiben.

Mit dieser Hiobsbotschaft trat Dr. Stefan Spindler, Vorstandsmitglied für die Sparte Industrie, am gestrigen Mittwoch vor die Wuppertaler Belegschaft. Es gäbe aus Sicht des Vorstandes keine nachhaltige Lösung, den Standort im Sinne des Unternehmens weiter zu führen.

Da für den Industriebereich im Konzern die neue Maßgabe gilt, einen Gross Profit II (Rohgewinn) von 35% zu erreichen und dies in Wuppertal nicht möglich sei, werde man bei der Entscheidung bleiben, den Standort zu schließen.

Das Konzept des Betriebsrates (das immerhin ein Gross Profit II von 34,9% erreicht hat) sei substanzlos, wurde nur zusammengeschrieben und sei daher nicht zu betrachten. Für diese Aussagen erntete Hr. Spindler Buhrufe und die Wut vieler Kolleginnen und Kollegen.

Seinen Bericht begann der Betriebsratsvorsitzende Özgür Sönmezcicek mit einem Originaltonmitschnitt von Herrn Rosenfeld, der in einer Ansprache zum Geschäftsjahr 2020 seinen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesprochen hatte.

Zitat: „Die Schaeffler-Gruppe ist trotz eines Umsatzrückgangs von 10%, gut durch die Krise gekommen. Das ist vor allem der Verdienst unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und dafür allen ein herzliches Dankeschön“.

Wenn das Dankeschön so aussehe, dass man dafür auf die Straße gesetzt werde, könne man getrost auf ein solches Dankeschön verzichten. Die Aussage wurde lautstark durch die Belegschaft unterstützt.

Auch die Aussage Herrn Dr. Spindlers, die Berechnung des Betriebsrat-Konzeptes sei nicht realistisch, ließ er nicht auf sich sitzen. Dieses Konzept sei vom INFO-Institut berechnet und zuletzt nochmals in einem dreitägigen Workshop mit Führungskräften des Standortes verfeinert worden.

Auch die Kollegin Clarissa Bader von der IG Metall wollte die Aussagen von Herrn Spindler nicht so stehen lassen. Das Konzept von Betriebsrat und INFO-Institut sei sehr wohl seriös und nachhaltig. Wenn aber die Latte immer höher gelegt werde und die erreichbaren Ziele immer weiter in die Ferne gerückt würden, dann müsse man doch darüber nachdenken, ob nicht der Vorstand mit seinem Team unseriös handle.

Die anwesenden Kolleginnen und Kollegen unterstützten dies mit kräftigem Beifall. In der anschließenden offenen Fragerunde machten die Kolleginnen und Kollegen ihrer Wut, ihrer Enttäuschung und ihrem Unverständnis Luft.

Die Nachfrage, ob es nicht schon von langer Hand geplant sei, den Standort in eine solche Situation zu führen, verneinte Herr Spindler vehement. Schließlich habe man auch über die letzten Jahre weiter in den Standort investiert. Daraufhin ergriff Özgür Sönmezcicek nochmals das Wort und sagte, man habe in den letzten Jahren am meisten in Werkleiter investiert. In den letzten 10 Jahren hatte das Werk 7 verschiedene Werkleiter.

Die Frage eines Kollegen, ob Herr Dr. Spindler mit der Entscheidung, alle Anwesenden in eine unsichere Zukunft bzw. in die Arbeitslosigkeit zu schicken, überhaupt noch schlafen kann, blieb unbeantwortet. Nach einer Stunde unterbrach der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Uwe Ruberg die Versammlung und kündigte an, dass die Versammlung in der nächsten Woche wieder aufgenommen werde.

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