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14.04.2021
Gesamt- und Konzernbetriebsrat: Lahr im Umbruch + Morbach gefestigt?

Im neuen GKBR-Infoblatt Nr. 12/2021 informieren wir über die Umsetzung des SPACE-Programms in Lahr und Morbach sowie die Perspektiven der Standorte

Lahr – im Umbruch für die Zukunft

Der Betriebsrat sieht das Werk trotz des SPACE-Programms gut aufgestellt

Am 09.09.2020 verkündete der Schaeffler-Vorstand, dass Lahr mit 38 Stellen vom Freiwilligenprogramm SPACE betroffen sei. Dies sorgte für etwas Verunsicherung im Werk. Denn in 12 Monaten wurden 98 Arbeitsplätze gestrichen, wenn man das Abbauprogramm „Jupiter“ mitrechnet. Zurzeit werden aus Lahr auch noch 34 weitere Arbeitsplätze der AGW – Ausgleichswellen – nach Braşov verlagert.

Der 1955 gegründete Produktionsstandort in Lahr ist ein „Zebrawerk“. Hier werden also Produkte der Industrie- und der Automotive-Sparte von Schaeffler entwickelt und gefertigt: Hydraulische Abstützelemente, Ausgleichswellen und Turboladerlager für die Automobilindustrie, unterschiedlichste Wälzlager für Industriekunden und Speziallager für die Luft- und Raumfahrt (siehe Foto oben).

Jürgen Hunte, der Betriebsratsvorsitzende in Lahr (auf dem Foto links oben), betont: „Im Grund ist unser Standort mit dem aktuellen Produktspektrum gut aufgestellt und wir sind ordentlich ausgelastet. Außerdem kommen im Rahmen von SPACE vermutlich Produkte aus Luckenwalde nach Lahr.

Die Transformation schreitet im Industrie-Bereich auch in einer langsameren Geschwindigkeit voran als im Automotive-Bereich, mit der sich inzwischen rasant entwickelnden Elektromobilität. Insofern besteht aktuell kein Grund zur Sorge für unser Werk.

Was uns wichtig ist: Die Beschäftigten bei Schaeffler in Lahr sind sehr flexibel und tragen Veränderungen gerne mit. Sie wollen aber über die geplanten Schritte informiert werden. Da ist bisher zu wenig passiert und dies schürt Unsicherheit, trotz der grundsätzlich soliden Aufstellung unseres Werks.

Wir sind als Betriebsrat überzeugt, dass sich die Transformation vernünftig für alle Beteiligten gestalten lässt. Unser Ziel ist, dass alle Beschäftigten auch künftig gute Erwerbsarbeit haben, in Lahr und an allen deutschen Standorten, mit Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung. Dies ist möglich, wenn die Firma weiterhin in unsere Zukunft investiert.“

 

Morbach: Auf gefestigtem Fundament?

Gebt uns Sicherheit für unsere Arbeitsplätze, fordert der Betriebsrat

Der Abbauplan „SPACE“, den der Arbeitgeber am 09.09.2020 vorstellte, führte dazu, dass sich mehrere Kolleginnen und Kollegen gegen ihren sicheren Arbeitsplatz im Traditionsstandort Morbach entschieden. Insgesamt wurden über das SPACE-Programm 27 Aufhebungsverträge bzw. Altersteilzeitverträge abgeschlossen.

Obwohl sich die Auftragslage seit Mitte 2020 stabilisiert hat, setzte der Vorstand seinen Wunsch nach Abbau von Personal um. Ein Teil des Personalabbaues war darin begründet, dass die Produktion von Nasslauf-Lamellen, für die in Morbach Maschinen konstruiert und für die Serienfertigung optimiert wurden, Ende 2020 nach China verlagert wurde. Rudi Marx, der Betriebsratsvorsitzende in Morbach (siehe Foto rechts), stellt klar: „Uns war in Morbach schon seit Jahren bekannt, dass Schaeffler das Produkt nach der Industrialisierung nur in China fertigen kann, da es sich um eine Anwendung handelt, die ausschließlich in China gebraucht wird – bei Geely und GAG.“

Schaeffler hat vier Kupplungsbelag-Werke: in Morbach, China, Ungarn und Brasilien. Trotz der Transformation im Automobilsektor und der Reduzierung der Verbrenner-Technologie sind die Kupplungsbeläge aus Morbach aber weiterhin gefragt.

Rudi Marx ergänzt: „Morbach ist ein Traditionsstandort, der sich stets am Markt behaupten konnte. Wir haben schon immer vorne mitgespielt. So war es in den 1980er Jahren, als wir von Asbest auf Glasfaserbeläge umstellen mussten, oder später bei der Umstellung auf Kupplungsbeläge ohne Blei oder Lösemittel.

Wir waren und sind flexibel, haben uns immer auf neue Situationen am Markt eingestellt und in der Vergangenheit gezeigt, dass wir nicht nur Kupplungsbeläge herstellen können. Ob für die Serienproduktion von Nasslauf-Lamellen in China oder für die Flachbeschichtung / Ummantelung von Kupferdraht bei Elmotec in Karben oder für die Herstellung eines Wellen-Wicklers, der in Bühl zur Anwendung für die E-Mobilität kommen soll: Wir konnten neue Herausforderungen stets erfolgreich bewältigen!

Die Morbacher Kolleginnen und Kollegen fordern bei einem weiteren Rückgang der Verbrenner-Technologie, dass Schaeffler die Möglichkeit für Ersatzprodukte schafft. Wir können auch Anwendungen der Elektromobilität oder sonstige Fertigungskomponenten herstellen. Gebt uns eine faire Chance und damit auch Sicherheit für unsere Arbeitsplätze!“

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