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21.04.2021
Schweinfurt: Interessenausgleich Industrie abgeschlossen

Der Betriebsrat von Schaeffler Schweinfurt informiert in seinem aktuellen Rundbrief Nr. 9 vom 21.04.2021 über den Interessenausgleich Industrie

Ergebnis des Interessenausgleichs zum Verhandlungspaket SPACE „Industrie“


Liebe Kolleginnen und Kollegen, 
 
nach vielen Gesprächen, die sich teilweise schwierig gestalteten, ist es der Verhandlungsgruppe des Betriebsrats Schweinfurt gemeinsam mit den Sachverständigen der Rechtsanwaltskanzlei Schwegler und dem Info-Institut gelungen, einen Interessenausgleich mit dem Schaeffler Management abzuschließen.

 

Auszug aus dem Interessenausgleich:

3.  Durchführung der Betriebsänderung Schweinfurt

3.1 In der Umsetzung der unternehmerischen Entscheidung nach Ziffer 2 werden folgende Maßnahmen durchgeführt:
-  Lokalisierung der SRB-Großlager (>320) für chinesische Kunden
-  Veränderung des Produktportfolios, Verlagerung kleine Schrägkugellager (<120), Rillenkugellager (<160) und Pendelrollenlager (<170) nach Indien, aber gleichzeitiger Ausbau der Medium Size Produkte inkl. Insourcing am Standort Schweinfurt
-  Abschalten von 4 Hatebur-Schmiedeaggregaten aufgrund Geschäftsausstieg Gen 1 und 2 Radlager und größtenteils Lokalisierung Automotive-Produkte
-  Verlagerung Reconditioning, insb. Lageraufbereitung nach Wuppertal

3.2 Es ist geplant, die Betriebsänderung nach Maßgabe dieses Konzepts durchzuführen. Es besteht Einigkeit, dass Änderungen in zeitlicher und technischer Hinsicht auftreten können.
 
3.3 Durch die vorgenannten Maßnahmen entfallen insgesamt 392 Arbeitsplätze. Der Personalabbau ist detailliert in Anlage 1 dargestellt.

Gleichzeitig entstehen in Schweinfurt für den Industriebereich durch Konsolidierungsprojekte, Investitionen und erwarteter konjunktureller Erholung bis 2023 die folgenden 676 bis 686 Arbeitsplätze, die auch mit Mitarbeitern besetzt werden können, die von den Interessenausgleichen Sondermaschinenbau, Werkzeugbau und Prototypenbau (Radmodule) betroffen sind:
318 Arbeitsplätze durch die Konsolidierung aus Eltmann (Tonnenrollenfertigung)
164 Arbeitsplätze durch die Konsolidierung aus Wuppertal (Zylinderrollenlager <460, Markt: Europa, Axialpendelrollenlager, Markt: global)
79 Arbeitsplätze durch die Konsolidierung aus Höchstadt (SRB, CRB >460 mm, Markt: Europa, Amerika, Asien Pazifik, Weichbearbeitung, Härten)
80 Arbeitsplätze durch Investitionen (Auflastung Schmiede 200-320mm (AMP 70 XL) mit 50 Arbeitsplätzen, Insourcing Kugellager 320-460mm mit 16  Arbeitsplätzen, Ausbau des Aerospace-Geschäfts inkl. Investitionen mit vier Arbeitsplätzen (Ausgewiesene Arbeitsplätze Aerospace sind ergänzende Arbeitsplätze referenzierend auf 2019. WKB 2019 Werk FAB: Produktionsleistung 71.6 mn EUR mit 433 FTE Mitarbeiter Produktion), Strategische Investition Keramikkugel-Fertigung mit zehn Arbeitsplätzen (Entwicklung und Fertigung)),
Robotics-Zentrum für Schweinfurt mit 10-20 Arbeitsplätzen für die europäischen Bedarfe
 
Zudem wird die Investition in eine MSB (Medium Size Bearing)-Schmiede-Erweiterung („Mira“) mit 25 Arbeitsplätzen geprüft.

Durch konjunkturelle Entwicklung und Wachstum der Industrie-Division sollen 488 zusätzliche Arbeitsplätze in Schweinfurt entstehen.

6.  Zukünftige Ausrichtung des Standorts Schweinfurt

6.1 Schweinfurt, Sitz der Sparte Industrie, wird durch die Bündelung der Wertschöpfung für die klassischen Lagerprodukte im mittleren und großen Durchmesserbereich eine klare Stärkung der Kompetenz erhalten. Gestärkt wird auch die Hauptentwicklungsaktivität für Zukunftsfelder der Sparte Industrie, wie zum Beispiel der Bereich Robotik. Zudem wurde ein Innovationszentrum für gruppenweite Industrie-4.0-Themen errichtet. Zusätzlich ist der Ausbau des Bereichs Aerospace-Spezialprodukte vorgesehen.

Im Einzelnen wird der Standort Schweinfurt durch folgende Maßnahmen gestärkt:
Konsolidierung aus Eltmann
Konsolidierung aus Wuppertal
Konsolidierung aus Höchstadt
Insourcing Kugellager 320-460mm von extern
Ausbau des Aerospace-Geschäfts inkl. Investitionen
Auflastung Schmiede 200-320mm (AMP 70 XL)
Strategische Investition Keramikkugel-Fertigung (Entwicklung und Fertigung)
Prüfung einer Durchmessererweiterung auf 1400 mm im Bereich Großlager Segment 11
Robotics / Roboticszentrum für Schweinfurt mit Entwicklungskompetenz für das Geschäftsfeld und einem Produktionsanlauf (Flexspline und Circularspline)

6.2 Die aus dem Industriewerk Schweinfurt geplanten Lokalisierungen und Portfoliobereinigungen können auch unter Berücksichtigung eines reduzierten Konsolidierungsumfangs aus Höchstadt mit einer positiven Arbeitsplatzbilanz realisiert werden. Neben der erwarteten Geschäftsentwicklung unterstützen die geplanten Investitionen und Insourcingmaßnahmen die Beschäftigungssicherung und Stärkung des Standorts.

6.3 Die Division Automotive Technologies wird auch weiterhin im Rahmen der bestehenden Segmente am Standort Schweinfurt zukünftige Neuanfragen für Produkte prüfen.

6.4 Aus Sicht des Arbeitgebers sind für konjunkturelle Entwicklung und Wachstum der Industrie-Division weitere Flexibilisierungsmaßnahmen erforderlich. Die Betriebsparteien werden hierzu Verhandlungen aufnehmen. Diese Verhandlungen sollen bis spätestens 31.08.2021 abgeschlossen sein. Das Ergebnis wird im Rahmen einer Vereinbarung, die die der FAG Beschäftigungsvereinbarung vom 24.11.2004 ersetzen soll, festgehalten.

6.5 Zur Stärkung des Werkzeugbaus und des Sondermaschinenbaus wird eine „Initial Offer“ / „Last Call“-Regelung getroffen. So wird dem Werkzeugbau und dem Sondermaschinenbau das Recht eingeräumt, durch die Werke der Schaeffler Gruppe im Vergabeverfahren von Beginn an eingebunden zu werden und vorrangig beauftragt zu werden unter der Voraussetzung, dass die Konditionen gleich oder besser als die von externen Wettbewerbern sind. Ein entsprechender Prozess wird beim Arbeitgeber bis zum Ende von Q2/2021 aufgesetzt und in das Managementhandbuch aufgenommen.

7.  Schlussbestimmungen

Der Interessenausgleich tritt mit Unterzeichnung in Kraft und endet am 31.12.2023. Sollten die Konsolidierungen aus Wuppertal und Eltmann nicht wie in der Anlage 1 dargestellt oder sogar gar nicht in den jeweiligen Interessenausgleichen vereinbart werden, werden die Betriebsparteien über eine Anpassung dieses Interessenausgleichs beraten. Gegenstand der Beratung ist dabei der Zeitpunkt der Verlagerungen aus Schweinfurt, der so bestimmt werden soll, dass die Arbeitsplatzbilanz nach Ziffer 3.3 jeweils am Quartalsende positiv ist.

 

Protokollnotiz zum Interessenausgleich „Space“ Schweinfurt
wird zur Betriebsvereinbarung Interessenausgleich im Rahmen von „Space“ für die Division Industrie am Standort Schweinfurt folgende Protokollnotiz vereinbart:
 
1.  Durch konjunkturelle Entwicklung und Wachstum der Industrie-Division können zusätzliche Arbeitsplätze in Schweinfurt entstehen. Die Parteien haben in Ziffer 6.4 der Betriebsvereinbarung Interessenausgleich im Rahmen von „Space“ für die Division Industrie am Standort Schweinfurt vereinbart, Verhandlungen zu zusätzlichen Flexibilisierungsmaßnahmen  aufzunehmen. Aus Sicht des Arbeitgebers sind das insbesondere
 
•  Flexible Personalbeschaffung (einschließlich Leiharbeit)
•  flexible Anwendung von Schichtmodellen,
•  Versetzung über Direktionsrecht am Campus Schweinfurt,
•  Samstag als zuschlagsfreier Regelarbeitstag und
•  ein genereller Pausendurchlauf.
 
Aus Sicht des Betriebsrates gibt es heute bereits umfangreiche Flexibilisierungsmaßnahmen. Des Weiteren ist aus Sicht des Betriebsrates Leiharbeit nicht notwendig.

Die Flexibilisierungsmaßnahmen können ergänzt werden, wenn beide Seiten sich darauf verständigen und aus Sicht der Betriebsparteien die heutigen Flexibilisierungsmaßnahmen nicht ausreichen. Die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates bleiben generell unberührt.

Größenordnung und Form der Flexibilisierung werden von den marktüblichen Kundenanforderungen abgeleitet. Mit der Zielsetzung, das dargestellte Umsatzwachstum im Werk Schweinfurt wettbewerbsfähig und flexibel in Bezug auf die Kundenanforderungen zu ermöglichen, sollen die Verhandlungen bis spätestens 31.08.2021  abgeschlossen  sein. Das  Ergebnis wird im Rahmen einer Vereinbarung, die die FAG Beschäftigungsvereinbarung vom 24.11.2004 ersetzen soll, festgehalten.

2. Durch eine Verlagerung von 2 Fertigungslinien für kleine Schrägkugellager (<120) und 2 Fertigungslinien für Rillenkugellager (<160) nach Indien gemäß Ziffer 3.3 der Betriebsvereinbarung Interessenausgleich im Rahmen von „Space“ für die Division Industrie am Standort Schweinfurt entsteht ein jährlicher Kostenvorteil von neun Millionen Euro. Werden die Verhandlungen nach Ziffer 1 bis zum 31.08.2021 in Bezug auf die notwendige Flexibilisierung des Auf- und Abbaus von Personalressourcen am Standort erfolgreich abgeschlossen und ergibt sich zudem hieraus ein entsprechender jährlicher Kostenvorteil, unterbleibt die Verlagerung von 2 Fertigungslinien für kleine Schrägkugellager (SK2 und SK3) und einer Linie für Rillenkugellager (K4.3)) nach Indien.


Fazit:

Trotz schwieriger Verhandlungen ist für den Standort Schweinfurt ein Interessenausgleich vereinbart worden. Dieser bietet für alle Beschäftigten in Schweinfurt sowie Eltmann eine sichere Perspektive.

Es wird viele Veränderungen am Standort Schweinfurt geben, die sich auch auf die Beschäftigten auswirken werden. Es ist gelungen, dass die Arbeitsplätze in Schweinfurt gesichert werden können. Durch  Investitionen ist eine gute Perspektive für den Standort vereinbart worden.

Nach Abschluss dieses Interessenausgleichs gehen die Verhandlungen für den Standort mit dem Verbleib von 2 Fertigungslinien für kleine Schrägkugellager (<120) und 2 Fertigungslinien für Rillenkugellager (<160) weiter. Profitable Produkte müssen ohne Arbeitnehmerbeiträge am Standort verbleiben.


Euer Betriebsrat

Jürgen Schenk         Petra Blumenau               Peter Ziegler 
BR-Vorsitzender      Stellv. BR-Vorsitzende      Stellv. BR-Vorsitzender

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