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11.06.2021
IG Metall: Nur wenige Streiktage in Deutschland

Bei den Streiktagen liegt Deutschland weltweit im Mittelfeld – Wenig Arbeitskämpfe in Corona-Zeiten, doch absehbarer Anstieg im Jahr 2021

Zwischen 2010 bis 2019 fielen hierzulande im Jahresdurchschnitt 17 Arbeitstage pro 1000 Beschäftigten durch Arbeitskampf aus. Unangefochtener Spitzenreiter ist Frankreich mit 110 Streiktagen. Das Schlusslicht teilen sich Schweden, Österreich und die Schweiz mit schlappen zwei Streiktagen.

Nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat die Coronakrise 2020 auch die Tarifpolitik vor besondere Herausforderungen gestellt. Statt normaler Verhandlungen über Entgelte oder Arbeitszeiten standen in etlichen Branchen zunächst tarifliche Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung sowie zur Aufstockung des gesetzlichen Kurzarbeitergeldes im Vordergrund. Ab dem Sommer 2020 hat jedoch auch das normale Tarifgeschehen wieder an Fahrt aufgenommen. Dabei haben die Gewerkschaften in zahlreichen Tarifauseinandersetzungen auch zu (Warn-)Streiks aufgerufen. Für 2021 erwartet das WSI ein höheres Arbeitskampfvolumen.

Die Tarifauseinandersetzungen sind auch in diesem Jahr maßgeblich von der Corona-Pandemie bestimmt. Dabei rücke die Frage, „wer denn die Kosten der Pandemie trägt, immer mehr in den Mittelpunkt und prägt damit auch die Verteilungskonflikte zwischen den Tarifvertragsparteien“, analysieren die Forscher. Zusätzliche Komplexität entsteht dadurch, dass es wichtigen Branchen oder zumindest Teilen davon trotz Pandemie wirtschaftlich wieder gut geht. Exemplarisch, so die WSI-Experten, habe sich die „zunehmende Konfliktintensität“ bereits bei den Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie gezeigt, die in den ersten Monaten des Jahres 2021 von zahleichen Warnstreiks begleitet wurden. Daran haben sich nach Angaben der IG Metall mehr als 800.000 Beschäftigte beteiligt. Hinzu kommen weitere große Tarifrunden wie z.B. im Einzelhandel, im Groß- und Außenhandel, im Bauhauptgewerbe und im Öffentlichen Dienst bei den Ländern, die laut WSI erhebliche Konfliktpotentiale in sich bergen und höchstwahrscheinlich auch mit Arbeitskampmaßnahmen einhergehen werden.

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