Der Betriebsrat von Schaeffler Schweinfurt informiert in seinem aktuellen Infoblatt vom 23.06.2021 über den aktuellen Stand der Verhandlungen
Wir haben es immer wieder betont: Auch nach dem Ergebnis zur Umstrukturierung Space wird weiterverhandelt. Schaeffler hat uns schon, als es um die Verlagerungen im Programm Space ging, einen umfangreichen Forderungskatalog vorgelegt. Das Ziel des Unternehmens ist es, kostengünstiger, schneller und planungssicher Kapazitäten auf- und abbauen zu können. Hinter den einzelnen Maßnahmen stecken aber viele Elemente, die Auswirkungen auf deine Arbeitsbedingungen haben. Wir haben deshalb im Frühjahr 2021, als es um die Zukunft des Standortes ging, diesen Forderungen nicht zugestimmt.
Weiterhin haben wir immer betont, dass durch die Schließung des Standortes Eltmann die Arbeitnehmerbeiträge aus dem „Beschäftigungsbündnis“ zur Diskussion stehen. Als Kompromiss des Interessenausgleiches Space Industrie Schweinfurt haben wir im April vereinbart, dass Betriebsrat und Arbeitgeber Verhandlungen zu den Themen aufnehmen müssen. Das haben wir auch getan. Unter der Beteiligung der IG Metall Geschäftsstelle und einer Vertreterin der Rechtsanwaltskanzlei Schwegler sowie Betriebsratskolleg*innen aus Schweinfurt und Eltmann haben wir uns inzwischen dreimal mit dem Arbeitgeber getroffen.
Auch wenn wir an einigen Punkten kompromissbereit wären, sind die Fronten momentan verhärtet:
| Was will der Arbeitgeber? | Was sagen wir als Betriebsrat und IG Metall dazu? |
Leiharbeit | 15% Leiharbeitnehmer in bestimmten Bereichen | Leiharbeit ist im Rahmen der QB möglich / Gesprächsbereitschaft über Änderungen in der QB |
Befristete Einstellungen | Bis 24 Monate | gelebte Praxis |
Mehrarbeit | Verpflichtende Mehrarbeit Pauschal für alle Mitarbeiter | Verpflichtende Zusatzschichten nur im Rahmen von geregelten Schichtmodellen |
40-Stunden-Verträge | Auch im gewerblichen Bereich | Im Rahmen des Tarifvertrages bereits befristet umgesetzt |
Entgeltwirksame Arbeitszeitabsenkung | Schon vor Kurzarbeit | Erst Kurzarbeit nutzen |
Versetzungen | Prozess beschleunigen | Neue Prozessbeschreibung besprochen, Personalauswahl nach Kriterien erst nach Abfrage der Freiwilligkeit |
Änderung Schichtmodelle | Ankündigungsfrist verkürzen | Ankündigungsfrist gegenüber Mitarbeiter von zwei Wochen muss eingehalten werden |
Pausendurchlauf in der Fertigung | Vereinbarung zu einem verstärkten Pausendurchlauf in der Fertigung | Gelebte Praxis am Standort ausreichend |
Zuschläge | Samstagsarbeit zukünftig ohne Zuschläge, wenn es keine Mehrarbeit ist | Reduzierung der Zuschläge nicht akzeptabel |
Verbleib der Kugellager | Nur wenn Einsparungen kommen | Muss bleiben, Kostenbeitrag nur durch Prozessoptimierungen |
Beschäftigungsbündnis | Beiträge der Arbeitnehmer bleiben so wie bisher plus alle Flexibilität und Kostenreduzierung aus der Vergangenheit werden fortgeschrieben | Beschäftigungsbündnis muss auf die Neuzeit überführt werden. - Keine Wegezeit mehr am Standort Schweinfurt - Die im Beschäftigungsbündnis enthaltene Flexibilität kann dafür weiter Verwendung finden |
Bei der letzten Verhandlungsrunde hat der Arbeitgeber nun die Zusage, in Schweinfurt 488 Arbeitsplätze aufzubauen, an Zugeständnisse bei den „Flexibilisierungsthemen“ geknüpft. Es ist ein Schritt, der bei uns Unverständnis und Verärgerung ausgelöst hat. Diese Art der Verhandlungen hat es in dieser Form bisher auch nicht gegeben.
Fazit:
Die gegenseitigen Forderungen liegen sehr weit auseinander. Es sind neue Verhandlungsthemen vom Arbeitgeber dazugekommen. Bisher hat lediglich der Betriebsrat zu mehreren Themen Gesprächsbereitschaft signalisiert. Wir fordern vom Arbeitgeber konstruktive zielführende Gespräche mit einem klaren Entgegenkommen.
Die aktuelle Flexibilität aus dem Beschäftigungsbündnis (aktuelle Schichtmodelle, flexibel Zeitkonten, u. v. m.) ist nicht selbstverständlich. Für uns ist es nicht hinnehmbar, dass nach den vielen Zugeständnissen bei Space (Verlagerungen in Schweinfurt, Schließung Eltmann, etc.) jetzt noch weitere Arbeitnehmerbeiträge der Beschäftigten gefordert werden.
Die Mitarbeiter in Schweinfurt sind schon jetzt hochflexibel und motiviert. Diese Anerkennung erwarten wir.
Ein Scheitern der Verhandlungen wäre für beide Seiten im Sinne des Standortes Schweinfurt nicht zielführend.
Euer Betriebsrat
Jürgen Schenk Ullrich Schöpplein Tanyel Tas
BR-Vorsitzender Schweinfurt BR-Vorsitzender Eltmann Freigest. Betriebsrat Schweinfurt