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07.07.2021
Gesamt- und Konzernbetriebsrat: Transformation in der Autoindustrie aktiv gestalten

Hans Lawitzke, Referent des Europäischen Betriebsrats von Ford, informierte den GKBR von Schaeffler über die Sichtweise des US-Autokonzerns auf die Megatrends Elektromobilität und Digitalisierung

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Kleinwagen: Elektroautos sind nur unter Verwendung erneuerbarer Energien umweltfreundlich

Obere Mittelklasse: Auch hier gilt, dass Elektroautos nur mit erneuerbaren Energien ökologisch sind

Erstmals seit zehn Monaten traf sich der Gesamt- und Konzernbetriebsrat von Schaeffler vom 5. bis 7. Juli 2021 wieder zu einer Präsenzsitzung. Wie beim letzten Präsenztreffen im September 2020 kam die Interessenvertretung der Arbeitnehmerseite in Schweinfurt zusammen.

Neben der Bearbeitung von Themen des Arbeitgebers stand diesmal erneut das Thema Transformation auf der Tagesordnung:

• Was ändert sich durch die Umstellung der Autoindustrie vom Verbrenner auf Elektromobilität für Schaeffler, das bisher stark vom Verbrenner abhängig ist?
• Welche neuen Geschäftsmodelle sind denkbar, um Beschäftigung und Standorte in Deutschland zu sichern?
• Was ist bei der Digitalisierung und autonomem Fahren zu erwarten, wie können wir diese Megatrends sinnvoll für uns nutzen?

Als Diskussionsgast für diese Themen war Hans Lawitzke, Referent des Europäischen Betriebsrats von Ford, über Videokonferenz zugeschaltet. Er zeigte mit zahlreichen Fakten und Beispielen auf, dass die Zukunft der Automobilwelt schon bald rein elektrisch sein werde. Dies habe neben ökologischen Gründen insbesondere ökonomische Motive: Der Verbrennungsmotor werde in Entwicklung und Fertigung immer teurer, während die Batterien für Elektrofahrzeuge immer günstiger würden und bereits heute die teureren Verbrenner preislich klar schlagen würden.

Die Automobilhersteller würden sich daher auf batteriebetriebene Elektromobilität spezialisieren. Ford etwa werde ab 2030 in Europa ausschließlich Elektrofahrzeuge verkaufen. Die Brennstoffzelle bleibe aus preislichen und ökologischen Gründen (geringer Wirkungsgrad) sowie mangels innovativer Weiterentwicklung ein Nischenprodukt für den Schwerlastverkehr. Auch synthetischen Kraftstoffen für Verbrennungsmotoren gebe er aus den gleichen Gründen keine Chance, zu erfolgreichen Produkten für den Massenmarkt zu werden.

Für die Automobilzulieferer wie Schaeffler werde der Markt dadurch immer ungemütlicher. Einerseits müssten sie teure neue Produkte entwickeln, die teilweise noch nicht profitabel seien. Andererseits würden die Autohersteller zur Beschäftigungssicherung vieles wieder selbst entwickeln und fertigen, was sie bisher aus Kostengründen an Autozulieferer vergeben hatten. Der alte Markt schrumpft also rasch für die Autozulieferer und die neuen Märkte seien noch nicht da bzw. noch nicht wirklich profitabel. Lawitzke sieht für Schaeffler drei mögliche Strategien:

• Konzentration aufs Neugeschäft mit Elektromobilität und Digitalisierung/Industrie 4.0 (riskant, aber vermutlich alternativlos)
• Nischenanbieter zur Entwicklung und Fertigung auslaufender Produkte der Verbrennungstechnologie (mit absehbarem zeitlichem Ende)
• Ausbau des Aftermarket-Geschäfts für dauerhaft erforderliche Produkte der Verbrennungstechnologie (lässt sich noch über einen längeren Zeitraum profitabel betreiben)

Salvatore Vicari, der Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrats, dankte Hans Lawitzke im Namen des gesamten Gremiums abschließend herzlich für die zahlreichen Informationen und Anregungen: "Der Gesamt- und Konzernbetriebsrat von Schaeffler wird auch weiterhin den intensiven Dialog mit den übrigen Autoherstellern und Automobilzulieferern über die Transformation suchen. Wir nutzen dafür unser umfassendes Netzwerk bei der IG Metall und in der Politik. Wir müssen als Interessenvertretung die Transformation aktiv zugunsten der abhängig Beschäftigten mitgestalten, im Dialog mit Politik und Kapital!"

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