Startseite
25.03.2021
INFO-Institut: Der Wandel wird beschleunigt

Das arbeitnehmernahe Beratungsunternehmen INFO-Institut aus Saarbrücken analysiert in seinem aktuellen Rundbrief Nr. 01/2021 die Ausrichtung der Autohersteller für die Zukunft

Die Autohersteller machen ihre Werke zukunftsfähig

Aktuell und mittelfristig müssen die Automobilhersteller neben klassischen Verbrennermodellen auch vermehrt Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride anbieten, um zum einen die CO2-Vorgaben zu erreichen und zum anderen die Elektromobilität zu finanzieren. So müssen einige OEMs Werke so flexibel gestaltet, dass reine Elektrofahrzeuge mit klassischen Verbrennern und Plug-in-Hybriden auf einer Linie gefertigt werden.

Lediglich Volkswagen kommt auf ein ausreichend hohes Volumen, um mit Zwickau, Dresden und Brüssel an drei Standorten ausschließlich Batteriefahrzeuge mit dafür optimierten Abläufen fertigen zu können. Zielsetzung des Konzerns ist, bis 2030 den Anteil reiner E-Autos in Europa von zuvor geplanten 35% auf 70% des Absatzes zu verdoppeln sowie in den USA und China auf 50% zu steigern. [...]

Während in den Fahrzeugwerken die Investitionen steigen, sieht es in der Komponentenfertigung anders aus. Einen E-Antriebsstrang exklusive Batterie herzustellen, ist wesentlich weniger aufwändig als bei Verbrennerfahrzeugen. Natürlich kommen neue E-Komponenten oder Arbeitsschritte dazu, doch diese werden oftmals von den Herstellern selbst gefertigt, was die Zulieferbranche zunehmend unter Druck setzt. Bei Volkswagen etwa kommen neben beispielsweise konventionellen Komponenten wie Fahrwerksteilen oder Lenkungen mehr E-Komponenten, wie Rotor und Stator, E-Motor oder Batteriesysteme dazu. Beim ID.4 hat Volkswagen gemäß Konzernangaben den eigenen Wertschöpfungsanteil auf rund 40% gesteigert, was etwa zehn Prozentpunkte über den konventionell angetriebenen Fahrzeugen liegt. [...]

Auch andere Hersteller setzen ihren Fokus auf die Elektromobilität: Renault will beispielsweise bis 2025 sieben neue vollelektrische und sieben Hybridmodelle einführen, PSA beabsichtigt bis 2025 von allen Nutzfahrzeugen eine reine Elektrovariante an den Start zu bringen. General Motors drückt ebenso bei der E-Autoentwicklung mächtig aufs Gaspedal und will bis 2023 insgesamt 13 Elektroautos in den USA und in China auf den Markt bringen. Volvo kündigte bis 2030 den kompletten Ausstieg aus dem Verbrennergeschäft an.

Update: Ladeinfrastruktur in Europa und Deutschland

Aktuell passiert ebenfalls einiges auf dem Feld Ladeinfrastruktur. Zum einen treibt die Politik auf EU- und nationaler Ebene den Ausbau von Ladesäulen voran: im Vergleich zum Vorjahr wuchs die öffentliche Ladeinfrastruktur in Europa um 35% an.

Spitzenreiter unter den EU-Ländern ist nach Daten des European Alternative Fuels Observatory (EAFO) die Niederlande mit mehr als 66.600 öffentlichen Ladesäulen gefolgt von Frankreich mit über 46.000 und Deutschland mit rund 44.700 installierten Ladepunkten (Stand: Februar 2021). Neben dem Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur fördert beispielsweise die deutsche Bundesregierung zudem den Kauf und die Installation privater Ladepunkte.

Zum anderen sind es die Autohersteller selbst, die zusätzliche Ladestationen errichten. Somit plant allein Volkswagen in den kommenden Jahren in Kooperationen mit den Energieunternehmen wie beispielsweise BP/Aral (Großbritannien, Deutschland), Iberdrola (Spanien), Enel (Italien) oder Shell (Niederlande) bis 2025 rund 18.000 öffentliche Schnellladepunkte europaweit zu bauen. Das entspricht einer Verfünffachung des Schnellladenetzes gegenüber heute und rund einem Drittel des für 2025 prognostizierten Gesamtbedarfs auf dem Kontinent. Zum Vergleich dazu sind in Deutschland aktuell 91 und EU-weit 143 Wasserstofftankstellen in Betrieb. Die Ankündigungen zusätzlicher Ladesäulen sowohl seitens Politik als auch der Industrie dürften die Dynamik im Automobilmarkt und insbesondere der Elektromobilität weiter verstärken.

Druckansicht