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04.08.2021
IG Metall: Politik muss jetzt notwendige Rahmenbedingungen für Klimaneutralität schaffen

Welche Konsequenzen für Technologien, Antriebe und Beschäftigung folgen aus den verschärften C02-Gesetzen der Europäischen Union und der Bundesregierung? Ein Expertenpapier der IG Metall gibt Antworten.

Die IG Metall-Studie "Fit for 55" nimmt Stellung zu notwendigen Rahmenbedingungen für die Klimaneutralität

Mit Verbrennern und Plug-In-Hybriden sind die ehrgeizigen Klimaziele der EU nicht zu erreichen (Quelle: Wikimedia Commons)

Für einen Durchbruch der Elektromobilität muss auch die Zahl der Ladestationen drastisch steigen (Quelle: Wikimedia Commons)

Automobilindustrie muss schneller klimaneutral werden

Die deutsche Automobilindustrie muss bei der Transformation Gas geben. Die Politik hat die Vorgaben bei der Reduktion von CO2 deutlich verschärft. Am 21. April 2021 einigten sich die Europäische Kommission, der Europäische Rat und das Europäische Parlament auf das neue Klimaschutz-Ziel von 55 Prozent Treibhausgas-Reduktion bis 2030.

Fit für 55: Mit Bezug auf das Ziel von 55 Prozent CO2-Verminderung bis 2030 rechnet die IG Metall in einem Expertenpapier mit konkreten Zahlen vor, welche Auswirkungen das hat – für Antriebe und Bedarfe an Batterierohstoffen bis hin zu Beschäftigtenzahlen. Und darum geht es:

Deutlich mehr E-Autos müssen auf die Straße

Die erhöhten Klimaziele für den Verkehrssektor sind durch einen beschleunigten Hochlauf der Elektromobilität erreichbar. Um diese Ziele zu erreichen, ist es notwendig, bis 2030 mehr Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen, und zwar 14 bis 16 Millionen statt der bislang geplanten 7 bis 10 Millionen.

Um das zu erreichen, müsste der Löwenanteil der verkauften Neufahrzeuge im Jahr 2030 elektrisch sein. Insbesondere der europäische Flottengrenzwert für die Autohersteller wirkt sich hier aus. Je strenger der Flottengrenzwert ausfällt, also der erlaubte CO2-Verbrauch pro 100 Kilometer, desto stärker muss elektrifiziert werden und desto mehr CO2 wird eingespart.

Batteriefertigung und Ladepunkte aufbauen

Um die so entstehenden Bedarfe decken zu können, müssen Unternehmen und Politik die Anstrengungen für eine hiesige Zellfertigung intensivieren. Zudem müssen sie im Bereich der Rohstoffe und des Recyclings umfangreiche Maßnahmen ergreifen, um Verfügbarkeiten in den neuen Dimensionen zu gewährleisten.

Deutlich zulegen muss der Aufbau der Ladeinfrastruktur: Eine vom Reiner Lemoine Institut für das Bundesverkehrsministerium durchgeführte Studie rechnet mit einem Bedarf von 5 bis 9 Millionen Ladepunkten an Wohnorten, rund 2,5 Millionen Ladepunkten an Arbeitsplätzen, und zwischen 450.000 und 850.000 in der Öffentlichkeit.

Brennstoffzelle bleibt im Pkw ein Exot

Der direkte Einsatz von grünem Wasserstoff in der Brennstoffzelle und auch der Einsatz synthetischer Kraftstoffe können Beiträge zu einer klimaneutralen Mobilität leisten: im Flug-, Schiffs- und teilweise auch im Schwerlastverkehr.

Im Pkw wird der Einsatz der Brennstoffzelle für die nächsten 10 bis 15 Jahre sehr zurückhaltend eingeschätzt. Optimistische Prognosen gehen davon aus, dass 2040 der Anteil von Brennstoffzellen-Pkws noch unter 10 Prozent liegen wird. Ihr Beitrag zur Erreichung der Klimaziele bis 2030 im Pkw-Bereich ist daher nicht relevant.

Weichen für sozialen Umstieg stellen

Der technologische Umstieg setzt den Arbeitsmarkt und die Beschäftigten unter erheblichen Stress. Die Politik muss die Voraussetzungen für einen sozialverantwortlichen Umstieg schaffen: durch eine aktive Beschäftigungs- und Qualifizierungspolitik sowie eine regionale strukturpolitische Begleitung. Das Expertenpapier gibt es hier, mehr Informationen zum Thema finden sich hier.

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