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30.09.2022
Von: AC
BR-Vollversammlung am 26. und 27. September 2022 in Bamberg

Aus allen Standorten in Deutschland trafen sich 146 Betriebsräte, Vertreter der GKSBV, der GKJAV, des INFO-Instituts, der IG Metall und der Arbeitgeberseite zum ersten Mal seit drei Jahren wieder in Präsenz in Bamberg. Am 1. Tag der Betriebsrätevollversammlung legten der Gesamt- und Konzernbetriebsrat, der Europäische Betriebsrat, die Gesamt- und Konzern-Jugend und Auszubildendenvertretung sowie die Gesamt- und Konzern-Schwerbehindertenvertretung ihre Rechenschaftsberichte ab. Eine spannende Arbeitsgruppenphase und die darauffolgende Diskussion rundeten den ersten Tag ab. Die zweitägige Versammlung war inhaltlich von den aktuellen Herausforderungen geprägt, welche die Metall- und Elektrobranche bewältigen muss.

Reinhard Golibersuch zur Standortschließung Luckenwalde. Foto: Agnes Conrad.

Das Betriebsratsplenum lauscht den Vortragenden. Foto: Florian Gräf.

Endlich kommt die unbefristete Übernahme. Foto: Florian Gräf.

Vorstellung der Standorte. Foto: Agnes Conrad.

EINSCHÄTZUNG DER ARBEITGEBERSEITE

Am zweiten Tag standen die Berichte der Vorstände auf der Agenda. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld wies auf große Herausforderungen wie die Energiekrise, die Inflation und Lieferkettenprobleme hin und warnte davor, sie zu unterschätzen. Neben einer vorausschauenden Arbeitsweise sei nun vor allem Widerstandsfähigkeit wichtig. Beispielsweise soll Schaeffler seinen Gasverbrauch mittelfristig um 30 % verringern. Trotz neuer Konzepte müssten in vielen Bereichen noch die Voraussetzungen geschaffen werden, um die Lage zu stemmen.

Obwohl die Produktpalette in der E-Mobilität erweitert wird, bleiben klassische Motoren und Getriebe laut Rosenfeld vorerst wichtig. Nachhaltigkeit soll ein zentraler Bestandteil der Produktionskette sein, aber da zur Herstellung der Produkte viel Stahl benötigt wird, stößt man an Grenzen. Außerdem besteht die Frage, ob die Endkunden bereit sind, mehr für den Klima- und Umweltschutz zu bezahlen. Unter anderem die neuen Projekte in der Wasserstofftechnologie sollen die Bilanz nun verbessern.

Wie später vom Vorstand für Forschung und Entwicklung Uwe Wagner ausgeführt, erweitert sich das Feld möglicher Innovationen durch die Zusammenarbeit mit Hochschulen, Forschungsinstituten und in Technologieausschüssen. Produkte wie die 4in1-E-Achse können innovative Ideen zusammenführen und vorhandene Produkte werden bei Bedarf auf den neuesten Stand gebracht. Mit der Digitalisierung muss zunehmend auf Cybersecurity und Datenschutz geachtet werden.

Aufseiten der Personalleitung machte Arbeitsdirektorin Corinna Schittenhelm auf den Erfolg der Rekrutierungskampagne für neue Mitarbeiter aufmerksam. Zurzeit beschäftigt Schaeffler in Deutschland 32.000 Mitarbeiter, die Zahl sinkt seit 2018. Außerdem hat eine globale Befragung die Meinung der Beschäftigten verdeutlicht und klargestellt, wo das Unternehmen nachrüsten muss: besonders in der Kommunikation. Diese Meinung hatten auch die Betriebsräte im Laufe der Veranstaltung immer wieder vertreten.

 

SO SIEHT ES DER BETRIEBSRAT

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Salvatore Vicari sieht besonders beim Thema Verbrennungsmotor immer noch ein Risiko in der Standorterhaltung. Hybride Antriebe könnten ein Baustein der mittelfristigen Lösung sein. Es ist wichtig, die jeweiligen Standortdialoge aufrechtzuerhalten und eine gemeinsame Strategie für den Erhalt aller Werke abzustimmen. Das erfordert allerdings einen Ausbau der Tarifbindung. Herr Vicari unterstützt außerdem die Forderung der IG Metall für acht Prozent mehr Lohn, weil sich die aktuellen Preissteigerungen auch auf die Mitarbeiter auswirken.

Der Europäische Gesamtbetriebsrat umfasst zurzeit Standorte aus zwölf Ländern und vertritt 58.500 Beschäftigte aus 45 Werken. Trotz sprachlicher Hürden arbeiten die Betriebsräte bei Themen wie dem industriellen Wandel und der Lohnschere über die deutschen Grenzen hinaus zusammen.

Eine weitere Herausforderung ist laut Schwerbehindertenvertretung die Inklusion. Die Fünf-Prozent-Quote für schwerbehinderte Mitarbeiter wird nicht immer eingehalten, Inklusionsbeauftragte nicht richtig geschult und Führungsleitlinien könnten besser durchgesetzt werden.

Zwei wichtige Vereinbarungen wurden in der Versammlung thematisiert: die Qualifikation von Mitarbeitern in der Fertigung und die KBV-Ausbildung bei Schaeffler, in der die Interessenvertreter in die Bedarfsplanung integriert sind und durch die eine unbefristete Übernahme als Grundsatz gilt. Die abgeschlossene Vereinbarung wurde durch die GKJAV in Szene gesetzt. Interaktiv wurde die Versammlung auch in den Diskussionen der Beiträge und in den Arbeitsgruppen, die sich mit SPACE, Transformation, Qualifikation des BR, der Zukunft von Produktion und Verwaltung und den neuen Arbeitsformen beschäftigt haben. In den Gruppen konnten die Themen mithilfe aller anwesenden Betriebsräte debattiert werden. Es wurden vor allem Chancen und Zukunftsideen für diese Felder besprochen, ein großer Teil der Beiträge war an die Arbeitgeberseite gerichtet. Die Beiträge waren so vielseitig, dass auch die Arbeitgeberseite sie sich interessiert angeschaut hat.

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