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24.02.2023
Von: SV/AC
EURO7-Abgasnorm

Um die europäischen Klimaziele im Verkehrssektor einzuhalten, hat die EU-Kommission ein Papier zur Reduktion der Automobilabgase verabschiedet. Die Automobilindustrie und die IG Metall sind von der Umsetzung nicht überzeugt – und fordern andere Maßnahmen.

EURO 7 möchte die gesetzten Grenzwerte für den Abgasausstoß zwar nicht nennenswert senken, dafür sollen die Werte aber auch in Extremsituationen eingehalten werden, selbst wenn diese nur sehr selten auftreten. Für die Hersteller bedeutet das, dass sie ihre Expertise teilweise aus der Entwicklung für neue Produkte in der E-Mobilität abziehen und an dieser Stelle einsetzen müssen. Teilweise überlegen die Hersteller sogar, ganze Modellreihen einzustellen, weil sie sich erheblich verteuern würden und damit auf dem Absatzmarkt weniger nachgefragt wären. Das könnte insbesondere den Kleinwagenmarkt erheblich schmälern und den großflächigen Einstieg in die Elektromobilität nach hinten verzögern.

Abgasminderung und Elektromobilität

Um die beiden Ziele besser zu verbinden, schlägt der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Salvatore Vicari vor, sich an die Forderungen der IG Metall zu halten: demnach müssen an erster Stelle das PKW- und LKW-Ladesäulennetz ausgebaut werden, Rohstoffe für die Elektromobilität gesichert werden und die Batterieproduktion überwiegend in Deutschland und Europa stattfinden.

Anstatt auf die Einhaltung der Abgasgrenzwerte in seltenen Situationen wie in extremen Wetterbedingungen, hohem Ladegewicht und hohen Steigungen zu bestehen, sollten die Grenzwerte für die durchschnittlichen Fahrbedingungen gesenkt werden. Das spart insgesamt mehr Abgase ein. Die Motoren für die letzte Generation von Verbrennungsmotoren lassen sich demnach noch ein gutes Stück weiter optimieren.

„Der Zeitplan der EU-Kommission nicht realistisch“, sagt der Gesamtbetriebsratsvorsitzende. Die vorgeschlagenen Grenzwerte einzuhalten würde einige Jahre Entwicklung benötigen, sie treten aber erst kurz vor dem Aus des Verbrennungsmotors in Kraft. „Die Norm schafft außerdem Beschäftigungsrisiken und entzieht Investitionen in emissionsfreie Technologien. Das gefährdet Europas Führungsrolle in der globalen Verkehrsindustrie, und es gefährdet vor allem die Bezahlbarkeit der Mobilität“, so Vicari.

Die Politik muss mit der Interessenvertretung der Arbeitnehmerschaft in Kontakt treten und ihre Zielvorgaben mit ihr abstimmen, um eine sozialökologisch nachhaltige Wende einzuleiten. Das passiert teilweise schon in landesweiten Initiativen wie TraSaar im Saarland, die mit Mitteln aus dem Zukunftsfonds Automobilindustrie des Bundeswirtschaftsministeriums „ganzheitliche

Lösungen und Konzepte für den Strukturwandel“ entwickeln.

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