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17.03.2023
Von: AC
Das Dilemma der Elektromobilität

2035 sollen in der EU keine Neuwägen mit Verbrennungsmotoren mehr verkauft werden dürfen. In der deutschen Bevölkerung stößt das kaum auf Zustimmung: 67 % sprachen sich im ARD-Morgenmagazin klar gegen das Verbrennerverbot aus. Schaeffler nimmt dieselbe Position ein – neben dem fehlenden Rückhalt in der deutschen Gesellschaft sieht es als globales Unternehmen aber auch weitergehende Probleme.

„Es wird auch in Zukunft Verbrenner geben“. So sieht es Jochen Schröder, Leiter des Unternehmensbereichs E-Mobilität bei Schaeffler im Interview mit dem Acher- und Bühler Boten. Die globalen Unterschiede in den Voraussetzungen für E-Mobilität sind zu groß, um an ein pauschales Verbrenneraus zu denken. Vielmehr ist seiner Ansicht nach Technologieoffenheit notwendig. Die Infrastruktur für flächendeckende E-Mobilität ist noch lange nicht gegeben, auch in Europa ist der notwendige Aufbau bis 2035 noch nicht gesichert.

Dazu kommt das Problem der Erneuerbaren Energien. Sie sind noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden, um grünen Strom sicherzustellen. Weltweit wird viel Energie noch aus umweltschädlicher Kohle gewonnen, welche die Klimafreundlichkeit von E-Autos infrage stellt. Eine Umstellung ist vielerorts aus finanziellen und strukturellen Gründen noch nicht möglich.

Welche Schlüsse zieht also Schaeffler daraus? Schröder weist darauf hin, dass es sich für die 1,2 Milliarden Verbrennerfahrzeuge, die weltweit im Umlauf sind, lohnen wird, mit synthetischen Kraftstoffen zu forschen. Als chemischer Zwischenspeicher bietet sich Wasserstofftechnologie an, an der Schaeffler bereits intensiv forscht. Für einen großen Anteil des bestehenden Fahrzeugbestands wird man aber weiterhin fossile Kraftstoffe benutzen, daran wird Schaeffler sich anpassen müssen.

Europa sollte sich Hybridfahrzeugen gegenüber wieder offener zeigen. Sie sind in Teilen Asiens sehr beliebt und könnten eine mittelfristige Perspektive für klimafreundlichere PKWs bieten. Schaeffler würde auf einen „Antriebs-Mix“ setzen, der den weltweit unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden könne.

„Mobilität wird auch in Zukunft vielfältig sein“, meint auch Salvatore Vicari, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Schaeffler. In den globalen Voraussetzungen wie auch in Stadt und Land sieht er zu viele Unterschiede, um allein auf E-Mobilität zu setzen: „Ländliche Regionen und Urbanisierung werden Vielseitigkeit notwendig machen!“

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