Startseite
18.04.2023
Von: MC / AC
Nachwuchsprobleme: Azubis bei Schaeffler

Seit Jahren wird es immer schwieriger, offene Stellen bei Schaeffler zu besetzen. In den letzten 2 Jahren waren je 300 Ausbildungsplätze ausgeschrieben, es wurden aber 2021 nur 257 und 2022 nur 269 Plätze besetzt. Wo sich zu wenige Interessent*Innen bewerben oder nicht genügend Bewerber*Innen mit ihren Kompetenzen überzeugen können, werden weniger Leute eingestellt, als Stellen ausgeschrieben waren. Teilweise bekommen Bewerber*Innen aber auch eine Zusage und melden sich nicht mehr zurück, eine kurzfristige Nachbesetzung ist dann nicht immer möglich. Trotz der Qualität der Ausbildung können auch im Laufe der Jahre vereinzelt Azubis und Azubinen wieder wegfallen – das Ergebnis ist eine Unterbesetzung im Unternehmen.

Marco Cramer aus dem Aus- und Weiter- bildungsausschuss des GKBR sieht Potential in der neuen Vereinbarung.

Neben dem deutschlandweiten Fachkräftemangel vermutet der Gesamt- und Konzernbetriebsrat (=GKBR), dass auch eine Reihe an Negativschlagzeilen Leute von einer Bewerbung abschreckt. Im November war ein Abbau von 1.300 Stellen angekündigt worden, die meisten davon in Deutschland. Es ist das neunte Abbauprogramm seit 2016. Im Rahmen der Programme wurden vielen langjährigen Beschäftigten Aufhebungsverträge vorgeschlagen: Es wirkte wie eine fehlende Wertschätzung für ihre Treue zum Unternehmen.

In einem Interview gab CEO Klaus Rosenfeld jüngst bekannt, dass die nächsten Werke eher in den USA gebaut werden – eine klare Abkehr vom deutschen Standort. Trotzdem sucht Schaeffler in Deutschland weiterhin Fachkräfte und wendet dabei neue Anwerbungstechniken an: das Unternehmen betreibt verstärkt Marketing in den sozialen Medien, um Interessierte zu erreichen, außerdem gibt es für Mitarbeiter*Innen, die erfolgreich Leute für eine Ausbildung weiterempfehlen, Prämien von 1.000 Euro. Einige Standorte sind darüber hinaus sehr aktiv bei Schulbesuchen und Messen. Der Standortdialog ist in dieser Frage wichtig, und er muss bis in die obersten Führungsebenen getragen werden. Denn mehr Werbung allein schafft noch keine nachhaltigen Perspektiven für Bewerber*innen und Beschäftigte. Der deutsche Standort muss gesichert werden.

Der GKBR und die Arbeitgeberseite haben mit der Konzern- betriebsvereinbarung zur Ausbildung den Anfang gemacht. Die Bedarfs- planung soll demnach an zukunftsfähigen Berufsbildern und Studiengängen ausgerichtet sein, was grundsätzlich eine unbefristete Übernahme garantiert. In den Prozess sind die Arbeitnehmer*Innenvertretungen durchgehend eingebunden, sie prüfen die Ausführung und schlagen gegebenenfalls Anpassungen vor.

Marco Cramer aus dem Aus- und Weiterbildungsausschuss des GKBR bewertet die Vereinbarung positiv: „So schaffen wir Perspektiven und Planungssicherheit. Mit dieser Neuausrichtung im Prozess und einer Modernisierung der Ausbildungszentren und Ausbildungswerkstätten bekommt die Ausbildung wieder den Stellenwert, den sie verdient und braucht.

Es muss wieder das Ziel sein, flächendeckend in allen Standorten auszubilden. Sicher nicht überall gleich, aber dennoch hochwertig, interessant, bedarfs- und zukunftsorientiert.“

Druckansicht