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22.05.2023
Von: AC
TraSaar und IG Metall: Die Politik zu Besuch in Homburg

Wer in der Industrie arbeitet, fühlt sich von der Politik oft missverstanden. Der politische Diskurs stellt zurzeit viele Forderungen, gibt aber wenig Hilfe, um diese Forderungen zu stemmen. Ein Netzwerk im Saarland hat es sich deswegen zur Aufgabe gemacht, Politik und Unternehmen zu verbinden.

Salvatore Vicari, Betriebsratsvorsitzender in Homburg, sieht in der Veranstaltung einen ersten Schritt zur "Erdung der Politiker".

Eine „Erdung der Politiker“ nannte es der Schaeffler-Gesamtbetriebsratsvor- sitzende Salvatore Vicari. Bei der Veranstaltung „Transformation der Mobilität – Geht uns die Arbeit aus?“ der IG Metall mit Homburger Betriebsräten von Bosch und Schaeffler, Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie kommunalen Politikern setzte man sich mit den Herausforderungen der Industrie auseinander.

Ein großes Problem ist die teure Energie. Sie ist in den umliegenden Nachbarstaaten günstiger und schwächt damit die Attraktivität Deutschlands für Unternehmen. Ralf Reinstädtler, der Erster Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, pocht deswegen auf staatliche Energiesubventionen. Als Industriestadt ist Homburg besonders von den hohen Preisen betroffen.

Auch der Energiebezug ist nicht gesichert. Von fossilen Brennstoffen soll vor allem auf Strom umgestellt werden. Dafür bietet sich auch Wasserstofftechnik an, an der Schaeffler und Bosch beide forschen. Bisher lässt sich aber nicht erkennen, dass Wasserstoff in großem Stil eingesetzt werden soll, noch nicht einmal in Homburg werden damit öffentliche Projekte betrieben. Sollte die Technik ein Nischenprojekt bleiben, könnten die Gewinne eher gering ausfallen und weitere Arbeitsplätze gefährden. Die Beschäftigten wünschen sich als ersten Schritt eine Wasserstofftankstelle in Homburg, für die wären aber Subventionen vom Land oder vom Bund nötig. Bisher ist noch nichts passiert, auf der Veranstaltung zeigten sich Politiker aber bereit, darüber zu reden.

Neben international bekannten Namen wie Bosch und Schaeffler sind auch viele kleine und mittelständische Unternehmen in ganz Deutschland von den Herausforderungen des Strukturwandels betroffen. Ihre Lage kann noch schwieriger als die der Großunternehmen sein. Deren Produktauswahl ist deutlich kleiner, wenn sie sich also auf Produkte konzentrieren, die in der Fertigung besonders viel Energie verbrauchen, können sie die Kosten schwerer wieder ausgleichen. Sie haben in der Regel auch deutlich weniger Rücklagen.

Es braucht bundesweit eine weitere Annäherung der Politik an die Industrie, damit der Wandel gemeinsam gestemmt werden kann. Netzwerke wie TraSaar sind dazu ein erster Schritt.

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