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25.01.2013
Deutschland: 50% Netto-Plus – für die obersten ein Prozent

Zehn Jahre Minus für die breite Masse

Die preisbereinigten Nettoeinkommen sind im vergangenen Jahrzehnt um fast 50 Prozent gestiegen - für das oberste Hundertstel der Haushalte in Deutschland. Die untere Hälfte der privaten Haushalte hat real verloren. Das ist das Ergebnis einer Studie auf Basis der Daten von 2010 aus dem Sozio-ökonomischen Panel, einer jährlich wiederholten, groß angelegten Befragung privater Haushalte in Deutschland.

Nennenswerte Anstiege weist die Statistik nur am oberen Ende der Einkommensskala aus. Das Nettodurchschnittseinkommen des höchsten Zehntels stieg in der neunjährigen Zeitspanne um gut 13 Prozent.

Je weiter man sich der Spitze der Einkommenspyramide nähert, desto höher fallen die Zuwächse aus: Die oberen fünf Prozent nahmen 2009 fast 20 Prozent mehr ein als 2000. Beim reichsten Hundertstel beträgt die Steigerung des realen Nettoeinkommens 48 Prozent. Die Autoren sprechen von der "Schlagseite der Einkommensverteilung".

Einkommensverteilung hat immer mehr Schlagseite

Die Spanne zwischen hohen und niedrigen Einkommen wächst seit langem. Aber seit der Jahrtausendwende hat sich die Zunahme der Ungleichheit beschleunigt. Maßgeblich dafür war nicht ausschließlich der Rückgang der Einkommen in der schlechter verdienenden Hälfte der Bevölkerung. Sehr stark wirkte sich auch der Anstieg der Spitzeneinkommen aus. Selbst die jüngste Finanzkrise hat diesen Trend kaum brechen können.

Zwei Ursachen sind der Studie zufolge für die Entwicklungen in der Nettoeinkommensverteilung Deutschlands verantwortlich: Erstens hat die Spreizung der Primäreinkommen - der Einkommen vor staatlicher Umverteilung - stark zugenommen. Von allen Bruttoeinkommen flossen 2009 etwa 38 Prozent an das obere Zehntel der Haushalte; so hoch hatte der Anteil zuletzt Anfang der 1930er-Jahre gelegen. In der Phase der "Großen Kompression" nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 1980er-Jahre schwankte er lediglich zwischen 30 und 32 Prozent. Zweitens haben verschiedene Reformen die ausgleichende Wirkung des Steuer- und Abgabensystems reduziert.

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