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20.06.2013
Konsequent global: Schaeffler-Charta der internationalen Arbeitsbeziehungen angestrebt

Europäischer Betriebsrat berät darüber

Die IG Metall, IndustriALL Global als weltweiter Zusammenschluss der Industriegewerkschaften und der Europäische Betriebsrat von Schaeffler wollen mit dem Unternehmen über eine Charta der internationalen Arbeitsbeziehungen im Konzern verhandeln. Der Europäische Betriebsrat von Schaeffler berät darüber in seiner derzeit stattfindenden Sitzung in Herzogenaurach.

Solche freiwilligen Vereinbarungen gibt es u.a. bei BASF, Bosch, MAN, Scania, Volvo Trucks, VW und ZF. Sie regeln konzernweit geltende Mindestbedingungen für Arbeits- und Sozialstandards und für die Anerkennung von Gewerkschaften. Auch die praktische Umsetzung und Kontrolle der Vereinbarungen ist geregelt, damit sie nicht wie mancher wohlklingende Unternehmenskodex in Aktenschränken verschwinden.

Teilweise werden damit auch internationale Netzwerke der Arbeitnehmervertreter etabliert. Denn während Schaeffler und andere Konzerne selbstverständlich global operieren, von Unterschieden in den Lohnkosten profitieren und weltweit über Werke und Arbeitsplätze entscheiden, gibt es bislang für die Schaeffler-Arbeitnehmervertreter außerhalb Europas keinerlei Plattform für ihren Austausch und für ihre Vernetzung.

Was bringt so eine Vereinbarung?

Aus der beschränkten deutschen Sicht könnte man sich vielleicht fragen, was so eine Vereinbarung eigentlich bringt. Hierzulande gibt es die Mitbestimmung. Speziell in der Autoindustrie und bei den großen Zulieferern gibt es etablierte soziale Standards. Hier ist auch der Sitz vieler Konzernzentralen und damit ein vergleichsweise direkter Zugang für Betriebsräte und IG Metall zum Management.

Aber für die Arbeitnehmervertreter und die Arbeiter in der Fabrik eines Multis irgendwo in einem indischen oder einem brasilianischen Bundesstaat sieht die Welt oft ganz anders aus: Landesgesetze sind schwach oder werden nicht umgesetzt. Manche Manager verhalten sich als „Fürsten“ vor Ort – also ganz anders, als es im Unternehmenskodex steht. Die Konzernzentrale ist weit weg.

Da kann eine Charta der internationalen Arbeitsbeziehungen helfen: So berichten Gewerkschafter aus einem indischen Werk von Volvo Trucks, dass die Volvo-Vereinbarung den Aufbau der Gewerkschaft in dem Werk und die Anerkennung durch das lokale Management erleichtert hat.

Der langfristige Vorteil solcher Vereinbarungen für Konzerne wie Schaeffler: Die bei uns etablierte Unternehmenskultur mit der starken Rolle der Mitbestimmung kann international zu einem besseren sozialen Dialog beitragen und damit Reibungsverluste und Konflikte abbauen.

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