Startseite
26.01.2018
Luckenwalde: Vierstündiger Warnstreik am 25.01.2018

Schaeffler-Belegschaft legt Arbeit nieder und trägt Tarifauseinandersetzung mit Autokorso in die Öffentlichkeit

Schaeffler-Mitarbeiter im Warnstreik

Es ist an der Zeit!

Mit dem Autokorso durch Luckenwalde...

...mit Polizeibegleitung

Luckenwalder Kollegen zeigen Flagge

IG Metaller werden über den Verhandlungsstand informiert

Mit einem Autokorso durch Luckenwalde zeigten 100 Beschäftigte bei Schaeffler am Donnerstag, dem 25.01.2018 Flagge für ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie. Enttäuscht über die ergebnislos gebliebenen Verhandlungen in Baden-Württemberg, legten die Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit beim Autozulieferer für vier Stunden nieder.

Bei Schaeffler arbeiten die Beschäftigten in drei Schichten rund um die Uhr. Nahezu geschlossen hatte sich die Frühschicht dem Warnstreikaufruf der IG Metall angeschlossen.

Vier-Stunden-Warnstreik mit Symbolcharakter

Rund 31.000 Beschäftigte zählt Schaeffler bundesweit, davon arbeiten etwa 26.000 Beschäftige 35 Stunden pro Woche. Die übrigen Schaeffler-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, darunter auch die circa 450 Kolleginnen und Kollegen in Luckenwalde, haben längere Arbeitszeiten. Für sie gilt die 38-Stunden-Woche bei gleicher Bezahlung – auch fast drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall noch.

Autokorso informierte die Luckenwalder Bevölkerung

Dass diese Ungerechtigkeit mehr als eine ganze Generation nach der deutschen Wiedervereinigung endlich ein Ende haben muss, demonstrierten die Metallerinnen und Metaller bereits lautstark auf dem Weg zum Biotechnologiepark, wo die Warnstreikkundgebung stattfand. Mit einem Autokorso machten sie nicht nur ihre eigene Werkleitung auf die herrschenden Missstände und die Forderungen der IG Metall aufmerksam, sondern auch die Luckenwalder Bevölkerung.

Symbolischer Mauerfall 6 Prozent sind eine „Kleinigkeit“

Symbolisch brachte dann im Biotechnologiepark eine Aktion des Ludwigfelder Ortsjugendausschusses (OJA) gleich eine doppelte Mauer zu Fall: die Arbeitszeitmauer und die, „die zwischen uns und unseren Forderungen steht“, so der OJA.

„Unsere Forderung von 6 Prozent mehr Geld ist eine Kleinigkeit“, rief Frank Hildebrandt, Betriebsratsvorsitzender bei Schaeffler, seinen warnstreikenden Kolleginnen und Kollegen zu. Die Initiative „One Schaeffler“ muss auch endlich bei den Arbeitszeiten umgesetzt werden, immerhin haben die Kollegen in Luckenwalde seit der Wiedervereinigung 2,4 Jahre länger gearbeitet.

Rolle rückwärts in Baden-Württemberg

Tobias Kunzmann, Erster Bevollmächtigter der IG Metall-Geschäftsstelle Ludwigsfelde, gab den Warnstreikenden noch einmal einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge. Er berichtete von den Hoffnungen, die bis gestern Abend auf der vierten Verhandlungsrunde in Baden-Württemberg gelegen haben. Dort hatten IG Metall und Arbeitgeber Arbeitsgruppen gebildet, die die Verhandlungen gerade in puncto Arbeitszeitfrage entscheidend nach vorne bringen sollten.

Doch an die zuvor erzielten Fortschritte in den Arbeitsgruppen hätten sich die Arbeitgeber am Donnerstagabend offenbar nicht mehr erinnern können. „Sie haben einen Schritt zurück statt nach vorn gemacht“, resümierte der Erste Bevollmächtigte.

Konsequenzen lassen nicht mehr lange auf sich warten

Außerdem erzählte Tobias Kunzmann auch den Schaeffler-Beschäftigten von seinen Eindrücken, die er als Mitglied der bezirklichen Tarifkommission am vergangenen Freitag, 19. Januar, in Berlin während der dritten ergebnislosen Verhandlung für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg mitgenommen hatte: „Hoch emotional ging es her. Mehr als Provokationen in Form einer Bier-Dose mit der Aufschrift ‚Bier für mehr‘ hatten die Arbeitgeber aber leider nicht im Gepäck.“

Die Konsequenzen aus Verweigerungshaltung und Rolle rückwärts lassen nicht mehr lange auf sich warten, kündigte Tobias Kunzmann an: „Wir werden den Druck jetzt weiter erhöhen und in der kommenden Woche bundesweit zu ersten 24-stündigen Warnstreiks aufrufen.“

Druckansicht