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21.09.2018
Schweinfurt: Industrie 4.0 – Schöne neue Arbeitswelt?

Michael Kraus vom Schaeffler-Gesamtbetriebsrat sprach im Schweinfurter Kulturzentrum Disharmonie über das Thema: "Wie verändern Digitalisierung und Industrie 4.0 die Arbeitswelt?"

An der Wandzeitung konnten die Teilnehmer/innen ihre Haltung zur "Arbeitswelt 4.0" zum Ausdruck bringen

Der Referent Michael Kraus ging unter anderem auf die gewerkschaftliche Studie "Arbeit der Zukunft" ein

Die Stichworte "Digitalisierung" und "Industrie 4.0" sind in aller Munde. Seit Jahren sind eine zunehmende Vernetzung und neuartige Formen der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine zu beobachten. Neue Interaktionsformen eröffnen Chancen bei der Arbeitsorganisation und verändern die Anforderungen an Beschäftigte.

Auch der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler wird von diesem Trend, der die Arbeitswelt umwälzt, immer stärker erfasst. Neben seinen traditionellen Stärken – nämlich der hochpräzisen Verarbeitung von Metall – versucht man bei Schaeffler zunehmend elektromechanische und IT-Kompetenzen aufzubauen. Denn hier liegen die Märkte der Zukunft, in den "Megatrends" Elektromobilität, autonomes Fahren, Digitalisierung.

Am 19. September stellte der Gesamtbetriebsrats-Referent von Schaeffler in Schweinfurt, Michael Kraus, die Überlegungen von Betriebsrat und IG Metall zur Arbeitswelt 4.0 vor. Die Präsentation mit anschließender Diskussion fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Mittwochs in der Disharmonie" der SPD-Arbeitnehmerschaft statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Norbert Lenhard, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzender von Schaeffler.

Die Kernthese der Veranstaltung lautete: Ob die Digitalisierung ein Fluch oder ein Segen für den Menschen wird, hängt davon ab, ob sich die Arbeitnehmer/innen mit Gewerkschaften und Betriebs- bzw. Personalräten einmischen. Denn die Technik an sich erlaubt Verbesserungen wie Verschlechterungen für die Beschäftigten. Mehr Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten auf der Arbeit, gesündere Arbeitsbedingungen, mehr Bildung und höhere Einkommen sind ebenso möglich wie auch das genaue Gegenteil.

Daher kommt es bei Industrie 4.0 darauf an, die Spielräume für bessere Arbeitsbedingungen zu nutzen. Doch so, wie sich Gewerkschaften und Betriebsräte für eine menschliche Arbeitswelt 4.0 einsetzen, streben die Unternehmer das Gegenteil an. Im Bundestagswahlkampf 2017 etwa meinte der Bundesverband der deutschen Arbeitgeberverbände, die Digitalisierung erfordere ständige Erreichbarkeit und mehr Flexibilität seitens der Beschäftigten.

Aus diesem Grund sollten die Arbeitszeitgesetze ausgehöhlt werden, meinten die Unternehmerverbände. Die Gewerkschaften hielten erfolgreich dagegen, die Gesetze blieben vorerst unangetastet. Das Publikum folgte dem Thema sehr interessiert und nach der Präsentation schloss sich eine ausführliche Debatte an. Bereits zu Beginn des Abends hatten die Teilnehmer/innen an einer Wandtafel ihre Meinungen zu Industrie 4.0 grafisch darstellen können.

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