Startseite
23.10.2018
Continental: Belegschaft sorgt sich um Standorte

Konzernbetriebsrat schreibt Brief an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Antwort auf Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden zur Möglichkeit von Werksschließungen

Wie der jüngste Brief des Konzernbetriebsrats zeigt, hängt der "Haussegen" bei Continental derzeit schief. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart hatte kürzlich die Schließung einzelner Conti-Standorte aufgrund der Herausforderungen der Elektromobilität nicht ausgeschlossen, was Unruhe in der Belegschaft ausgelöst hat.

Unter den Beschäftigten wurden Befürchtungen laut, dass der Konzernvorstand das Eckpunktepapier vom April 2018 mit der IG Metall und dem Konzernbetriebsrat stillschweigend widerrufen könnte, das den Continental-Mitarbeitern in Deutschland eine Beschäftigungssicherung im aktuellen Konzernumbau garantiert.

„Die Mitglieder des Konzernbetriebsrates waren davon genauso irritiert wie wohl viele Kolleginnen und Kollegen an den Standorten“, schrieb der Konzernbetriebsrat am 12. Oktober an den Vorstand. Solche Aussagen führten „insbesondere in Zeiten des anstehenden Konzernumbaus der Continental AG zu großen Unsicherheiten und Sorgen in der Belegschaft“.

Die Betriebsräte seien sicher, wie sie in ihrem Brief schreiben, "dass Standortschließungen und Stellenabbau im Zusammenhang mit den Herausforderungen in der Automobilindustrie keine Antwort sein können". Stattdessen müsse der Arbeitgeber ein „effektives Qualifizierungskonzept“ vorlegen, das die Beschäftigten auf den anstehenden Transformationsprozess ausreichend vorbereite.

Als Reaktion hat der Vorstand inzwischen bekräftigt, dass sich an der Beschäftigungssicherung in Deutschland nichts ändere. Es seien keine Standortschließungen geplant. Das Continental-Management will in den nächsten Monaten eine neue Konzernstruktur mit den drei Sparten Automotive, Rubber und Powertrain schaffen. Die Antriebssparte Powertrain könnte ab Mitte 2019 als Aktiengesellschaft an die Börse gebracht werden.

Mitten im Umbau hatte es zuletzt Unruhe gegeben, als der Vorstand zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Geschäftserwartungen für 2018 reduzieren musste. Den daraufhin an die Öffentlichkeit "durchgesickerten" Brandbrief des Vorstands an 400 Führungskräfte weltweit hatte der Konzernbetriebsrat in einem Schreiben an den Vorstand kritisch kommentiert.

„Wir sind davon überzeugt, dass Conti immer noch gut aufgestellt ist“, sagte dazu der Konzernbetriebsratsvorsitzende Hasan Allak. „Aber wir müssen uns die Frage stellen, ob die gesteckten Ziele nicht zu ehrgeizig und zu anspruchsvoll sind.“ Die Beschäftigten wiesen eine hohe Leistungsbereitschaft und ein großes Maß an Verantwortungsbewusstsein auf. „Deshalb finden wir es bedauerlich, dass sich der Vorstand in seinem Brief so im Ton vergriffen hat“, meint Allak. Dieses Beispiel für eine schlechte und unangemessene Kommunikation dürfe im Konzern keine Schule machen.

Druckansicht